Tom Pagès: „Ein karrierebestimmendes Projekt … die Kombi meiner Universen“.
Tom Pagès hat sich noch nie davor gescheut, die Grenzen des Freestyle-Motocross zu verschieben. Mit seinem letzten atemberaubenden Kunststück hat der mehrfache Red Bull X-Fighters Sieger gezeigt, das Freestyle-Motocross auch im tiefsten Winter möglich ist. Tom Pagès hat mit einem überaus waghalsigen Stunt in Avoriaz an den denkwürdigen Stunt von Speedriding-Pionier Valentin Delluc von 2020 anknüpft.
Du bist mit einem doppelten Frontflip von einer Klippe in Avoriaz gesprungen, um Dich dann mit einem Fallschirm in der Luft vom Motorrad zu trennen. Wie kommt man denn auf so eine Idee?
Tom Pagès: Ich genieße das Fallschirmspringen in meiner Freizeit, wenn ich nicht gerade fahre. Ich habe es Schritt für Schritt gemacht. Ich begann im Windkanal zu trainieren, dann 2015 mit den Soul Flyers, also mit Vince Reffet sowie Fred Fugen, Fallschirmspringen. Als Nächstes begann ich schließlich mit dem BASE-Springen aus einem Hubschrauber, dann von einer Brücke auf der Insel La Réunion mit Loïc Jean Albert. Danach lernte ich bei Aurélien Chatard alias Bras Noir den Sprung von einer Klippe. Ich war wie versteinert von der einen Vorstellung, aber ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie es wäre, auf einem Motorrad zu springen.
Bereits im Jahr 2020 wollte ich nach Dubai reisen, doch dann schlug ja bekanntlich COVID-19 zu, ich musste alles bis März auf Eis legen. Mit der Unterstützung meiner Sponsoren und trotz der Komplexität des gesamten Projekts hatte ich nun endlich die Chance, meinen Traum zu bewahrheiten … das Projekt zu realisieren!
Nach einer Fahrt mit drei Tricks in der Fußgängerzone des Alpenortes ging es auf die Rampe und mehr als 55 Meter über die Klippe hinaus. Warum musste dieser waghalsige Stunt ausgerechnet dort stattfinden?
Tom Pagès: Es gab keinen besseren Ort als Avoriaz für diese Aktion!
Es ist ein absolut magischer Ort, umgeben von purer Natur, mit Holzarchitektur und einer großartigen Infrastruktur. Das ganze Skigebiet eignet sich hervorragend zum Freeriden, und es ist zudem der einzige Ort, an dem ich eine vertikale Felswand von über 130 Metern Höhe gefunden habe. Alle Bedingungen mussten erfüllt sein, denn wir durften nichts dem Zufall überlassen. Fred Fugen war während der fünf Tage vor Ort an meiner Seite, um alle Sicherheitsmaßnahmen zu treffen und mir schließlich auch noch bei der mentalen Vorbereitung zu helfen. Das schwierigste Element, das es zu bewältigen galt, ist das, welches man im Video nicht sieht: Wind.
Da BASE-Sprünge mit Motorradausrüstung das Sichtfeld stark einschränken und die Markierungen verwischen, hatte Stéphane Zunino den Fallschirm extra für das Motorrad entwickelt, mit einer integrierten manuellen Auslösung. Wie würdest Du das Projekt einstufen?
Tom Pagès: Es ist ein karrierebestimmendes Projekt … die Kombination der beiden Universen, die ich liebe, FMX und Fallschirmspringen, in der gleichen Performance. Es ist auch ein lebensbestimmendes Projekt, bei dem ich Einflüsse mische, um die Leute zu überraschen und dort aufzutauchen, wo sie es am wenigsten erwarten. Für einen Freestyler wie mich bedeutet Kreation nicht allein nur, einen brandneuen Trick zu erfinden, sondern eine gesamte Idee zu verwirklichen, eine physische oder eine technische Herausforderung. Inspirierende Menschen haben mir den Weg gezeigt. Das war schon immer meine Motivation, und ich möchte andere dazu ermutigen, ihre eigenen Grenzen zu erweitern. Doch die Sicherheit nicht vergessen!
Meine Gedanken sind bei dem Stuntman Alain Prieur, den ich bewundere, und dem Fallschirmspringer Vince Reffet, mein Freund, welchen ich sehr vermisse. (Red Bull/SW)
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