Tom Hauthal: „Ab sofort läuft die sportliche Vorbereitung auf die World Games“.
Das größte inklusive Sportevent der Welt findet im kommenden Sommer in Berlin statt. Bei den Special Olympics World Games 2023 werden zwischen dem 17. und 25. Juni mehr als 7.000 Athletinnen und Athleten mit geistiger sowie mehrfacher Behinderung in 26 Sportarten um Medaillen wettstreiten. Mit über 400 Sportlerinnen und Sportlern stellt Special Olympics Deutschland eine der größten Delegationen.
Herr Hauthal, als Leiter der deutschen Delegation kennt wahrscheinlich keiner diese Zahlen so genau wie Sie. Wie viele deutsche Athletinnen und Athleten werden bei den Special Olympics World Games 2023 dabei sein?
Tom Hauthal: Die Delegation wird 573 Personen umfassen, darunter sind allein 414 Sportlerinnen und Sportler. Davon haben insgesamt 356 Athletinnen und Athleten eine oder mehrere geistige Beeinträchtigungen. Dazu noch 58 Unified Partnerinnen und Unified Partner ohne geistige Beeinträchtigung, welche dann zusammen in den Unified Wettbewerben starten.
Deutschland stellt eine der größten Delegationen. Wie sehr beeindruckt sowie erfreut Sie diese schiere Größe ganz persönlich?
Tom Hauthal: Zum vierten Mal werde ich bei den Special Olympics World Games dabei sein, aber zum allerersten Mal mit so einer großen Delegation. Als Gastgeber hat man einfach eine besondere Quote, daher werden wir nicht nur eine der größten Delegationen sein, wir werden die größte Delegation in Berlin sein. Das ist etwas ganz besonderes, nicht nur für die deutschen Athletinnen und Athleten, sondern für alle, die in der Mannschaft von Special Olympics Deutschland dabei sein werden … also auch für mich ganz persönlich!
Und was bedeutet das größte inklusive Sportevent für Berlin?
Tom Hauthal: Es ist etwas ganz tolles für Berlin und für Deutschland. 192 Nationen kommen zu den Special Olympics World Games 2023 nach Berlin, und damit eben auch nach Deutschland. Neben den Wettkämpfen lernen die Menschen dabei Land und Leute kennen. Deutschland hat die Chance, der Welt einmal eine andere Seite zu präsentieren. Für viele Menschen wird es wahrscheinlich der erste Besuch vor Ort sein. Und natürlich hoffen wir alle, dass die Special Olympics World Games beim Thema Inklusion für einen nachhaltigen Effekt sorgen. Wir sind auf einem positiven Weg, aber noch nicht am Ziel.
Special Olympics Deutschland ist in erster Linie eine reine Sportorganisation, aber in zweiter Linie sehen wir uns auch als eine Alltagsbewegung. Wir versuchen daher unsere Ziele über die Athletinnen und Athleten in die Gesellschaft zu bringen … es geht um Gesundheitsvorsorge, es geht um Arbeitsplatzbedingungen und, und, und … über die Special Olympics World Games gilt es, eine größere Aufmerksamkeit für Menschen mit geistiger Behinderung erreichen zu können. Inklusion ist immer so ein großes Wort, am Ende geht es um mehr Teilhabe in unserer Gesellschaft. Es geht darum, Menschen mit geistiger Behinderung das Wahlrecht zu ermöglichen, ob sie Sport in einem Verein betreiben möchten, oder in der Umgebung ihrer vier Wände, oder in einer Behindertenwerkstatt. Doch dieses Wahlrecht beziehungsweise diese Wahlmöglichkeit gibt es eben heute noch nicht in dieser Form. Jeder Mensch sollte es selbstbestimmen können!
Wie bereitet sich die Delegation allgemein vor?
Tom Hauthal: Es sind zwar noch ein paar Formalien zu klären, aber ab sofort läuft die sportliche Vorbereitung auf die Special Olympics World Games 2023. Das heißt konkret: Wir von Special Olympics Deutschland stehen nun in einem äußerst engen Austausch mit den Heimtrainerinnen und -trainern, außerdem wird es 2023 in jeder Sportart noch zwei bis drei Vorbereitungslehrgänge geben. Es geht darum, auf den Punkt in der besten Form zu sein.
Wann waren die Special Olympics World Games ein Erfolg?
Tom Hauthal: Wenn alle Athletinnen und Athleten sich mit ihren Leistungen einem breiten Publikum präsentieren konnten, und alle Menschen vor Ort diese speziellen Emotionen erleben konnten. Bei allem Kampf um die Medaillen, der Spaß am Sport steht bei den Special Olympics immer im Vordergrund. Daraus hoffe ich, entwickelt sich dann die gesellschaftliche Normalität im zukünftigen Umgang mit Menschen mit einer geistigen Behinderung. (TX)