Thomas Bach: „Die Spiele in München waren wegweisend für Weltoffenheit“.
„Legacy for future“: Vor exakt 50 Jahren haben letztmals Olympische Spiele in der Bundesrepublik stattgefunden. Die Sommerspiele 1972 in München haben die Stadt ebenso wie Sportdeutschland verändert und gehören zu den nachhaltigsten Spielen in der gesamten Geschichte. Beim großen Jubiläumsempfang wurde im Olympiapark ein besonderes Symbol feierlich enthüllt. Im Interview IOC-Präsident Thomas Bach.
Herr Bach, wie sind Ihre Erinnerungen an die Sommerspiele in München?
Thomas Bach: Es sind ganz großartige Erinnerungen von hervorragenden Spiele, fröhliche, weltoffene … ein neues Deutschland hat sich damals aufgetan. Und dazu großartiger Sport. Wenn ich an die Erfolge des damals ja getrennten Deutschlands denke, dann waren es sowohl für West-Deutschland als auch die ehemalige DDR erfolgreiche Sommerspiele. Dazu noch die tolle Stimmung auf den Rängen, die von den Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt begeistert wurden und ausnahmslos alle angefeuert haben. Ein goldener Sonntag, mit dreimal Gold im Stadion innerhalb von nur einer Stunde … wenn man so nachdenkt, dann purzeln die Erinnerungen.
Was ist rückblickend das besondere Erbe der Sommerspiele?
Thomas Bach: Ich glaube, die Spiele in München waren wegweisend, weil sie von Anfang an eine totale Weltoffenheit ausgestrahlt haben, eine Gastfreundschaft … in diesem Land waren zuvor keine Spiele vorstellbar. Das Nachkriegsdeutschland litt, die Bundesrepublik rang lange um Anerkennung in der Welt und dann präsentierte sich dieses Land in einem komplett neuen Licht. Das ist die Essenz, die bleibt, wenn es nicht um den nicht sportlichen Aspekt der Olympischen Spiele geht.
Wie präsent ist der Terroranschlag auf das Team Israel bei dieser Feier?
Thomas Bach: Diese Erinnerung ist immer vorhanden. Wer die schrecklichen Bilder damals gesehen hat, wird niemals vergessen, wo er zum damaligen Zeitpunkt war. Das ist etwas, was sich einbrennt. Der Terroranschlag war ein Anschlag gegen die Menschlichkeit und ein Anschlag gegen das, wofür die Olympischen Spiele stehen. Darum ist es wichtig daran zu denken, um auch vorbeugend zu wirken, soweit dies möglich ist. Damit so etwas schreckliches hoffentlich nie wieder geschehen kann!
Wenn Sie noch DOSB-Präsident wären: Wie reizvoll fänden Sie dann die Idee, sich um die Olympischen Spiele 2036 offiziell zu bewerben?
Thomas Bach: Ich weiß wie sich Nachfolger fühlen, wenn Vorgänger sie in etwas hineinreden wollen. Daher unterlasse ich dies bewusst. Das ist nun die Aufgabe von Herrn Weikert und ich habe in ihn sowie in sein Team volles Vertrauen.
Wie sehr würden Sie sich jedoch freuen, wenn Sie nach Ihrer Amtszeit als IOC-Präsident noch einmal Olympische Spiele in Deutschland erleben dürften?
Thomas Bach: Ich habe immer gesagt: Ich würde mich über Olympische Spiele in Deutschland riesig freuen. Ich hätte mich zudem auch riesig darüber gefreut, wenn es wenigstens in meiner Amtszeit zu einer erfolgreichen Vergabe nach Deutschland gekommen wäre. Doch dies war leider nicht der Fall. Von daher hoffe ich, wenn es zu Olympischen Spielen in Deutschland kommen sollte, dass ich noch rüstig genug bin … und eingeladen werde, um diese Spiele vor Ort als Fan zu verfolgen. (DOSB/TX)