Stéphane Heulot: „Ich glaube nicht an Glück, wir haben selbst den Einfluss“.
Das Profi-Radteam Lotto Dstny hat in Stéphane Heulot einen neuen CEO gefunden. Der in Belgien ansässige Manager hat erst zum 1. Januar die Nachfolge von John Lelangue antreten. Nach gründlicher Suche, kamen das Team und Stéphane Heulot zu dem Entschluss, dass ihre Geschichte sowie Erfahrung im Sport, ihr beruflicher Ehrgeiz und ihre gemeinsame Vision für die weitere Zukunft gut zusammenpassen.
Herr Heulot, was sind Ihre ersten Eindrücke bei Lotto Dstny?
Stéphane Heulot: Ich bin positiv überrascht. Die Struktur des Teams besteht schon seit mehreren Jahrzehnten, das merkt man. Es gibt viel Erfahrung, aber gleichzeitig wird diese mit viel neuem Wissen sowie Spezialisten ergänzt. Es ist klar, dass sich das Team weiterentwickeln muss. Es ist ein Team, das den Radsport komplett lebt, aber gleichzeitig die Augen für neue Erkenntnisse und Innovationen geöffnet hat. Ich habe schon viele Eindrücke gewonnen, Leute kennengelernt und einige neue Dinge gelernt, aber es liegt auch noch viel Arbeit vor mir. Ich versuche, so viele Menschen wie möglich kennen zu lernen, aber sie müssen auch mich kennen lernen. Ich muss mich mit der Arbeitsweise des Teams vertraut machen, was einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Zum Glück habe ich Kurt Van de Wouwer, Yana Seel sowie den Rest des Teams um mich herum, die mir dabei helfen. Sie haben eine Menge gute Arbeit geleistet, um sich auf 2023 vorzubereiten.
Und wer genau ist Stéphane Heulot, außer dass Sie ein ehemaligen Träger des „gelben Trikots“ sind, ein ehemaligen französischen Meister und ehemaliger Generaldirektor von Saur-Sojasun?
Stéphane Heulot: Ich bin 51 Jahre alt, Vater von sechs Kindern und begeistere mich für viele verschiedene Dinge, aber das Fahrrad steht ganz oben auf der Liste. Nach meiner Sportkarriere habe ich studiert, um Führungskräften und CEOs großer Unternehmen als Business Coach bei der Lösung von Problemen aktiv zu helfen. Das war ein wirklich bereichernder und lohnender Job. Aber jetzt stürze ich mich als CEO von Lotto Dstny in ein neues Abenteuer im Radsport.
Sie sind der erste französische CEO bei dem belgischen Traditionsteam. Wie fühlen Sie sich als Franzose an der Spitze von Lotto Dstny?
Stéphane Heulot: Ich fühle mich zu 50 Prozent als Franzose und zu 50 Prozent als Belgier … mein jüngster Sohn und meine Frau sind beide Belgier. Aber ich kenne die Ziele dieser Mannschaft, und um sie zu erreichen, spielt es überhaupt gar keine Rolle, ob ich Franzose oder Belgier bin. Ich werde hart arbeiten müssen, aber ich werde alles tun, allein für diese Ziele.
Die letzten Jahre waren nicht die besten in der Historie des Teams. Wie wollen Sie nun in die Erfolgsspur zurück?
Stéphane Heulot: 2020 und 2021 waren Jahre, in denen die Pandemie extrem hart zu geschlagen hat. Das hat eine große Rolle gespielt, obwohl die Situation für alle Teams gleich war. 2022 war vielleicht nicht außergewöhnlich, aber mit 25 Siegen definitiv nicht schlecht. Wir müssen auf diesem Fundament aufbauen, versuchen, es besser zu machen. Ich denke, dass Lotto Dstny niemals zufrieden sein kann, wenn das Team in der UCI-Teamrangliste nicht unter den ersten zwölf Teams rangiert. Ich glaube nicht an Unglück oder Glück. Ich glaube, dass wir selbst einen Einfluss auf diese Aspekte des Sports haben, indem wir hart arbeiten, konzentriert sind, uns an die vorgegebenen Richtlinien halten und das Engagement des Teams zeigen. Wenn wir uns daran halten, glaube ich, dass wir feiern können.
Und die Rückkehr in die WorldTour innerhalb der kommenden drei Jahr ist das übergroße, das alleinige Ziel. Wie soll das funktionieren?
Stéphane Heulot: Es gab wichtige Änderungen im Punktesystem. Jetzt zählen die ersten 20 Fahrer des Teams. Zudem gibt es bei einigen WorldTour-Rennen mehr Punkte zu holen. Es ist wichtig, das alles im Auge zu behalten. Wir müssen immer unter den ersten beiden ProTour-Teams sein, die ihren Rennplan selbst bestimmen können. Das ist das erste Ziel. Daher müssen wir aus dem Potenzial jedes Fahrers das Beste herausholen. Sie müssen sich ihrer Rolle bewusst sein. Diese Tatsache, dass die Punkte der besten 20 Fahrer zählen, bedeutet, dass wir nun eine kollektive Leistung erbringen müssen. Wir bemühen uns um eine Mischung aus Kampf um die Punkte und ständigem Streben nach Siegen und Angriffen. Das ist Teil unserer DNA und nichts, was wir ändern werden.
Wie werden Sportmanager Kurt Van de Wouwer, Chief Business Officer Yana Seel und Sie zusammenarbeite?
Stéphane Heulot: Wir arbeiten bereits sehr eng und sehr gut zusammen. Yana ist für alles zuständig, was mit Kommunikation und Marketing zu tun hat. Sie steht in engem Kontakt mit unseren Partnern und spielt auch eine wichtige Rolle in unserer Verwaltung. Mit Kurt Van de Wouwer spreche ich hauptsächlich über die sportliche Seite, die Beziehungen zu den Sportdirektoren, dem medizinischen Personal sowie dem Leistungsteam. Im Moment folge ich dem, was sie vorschlagen. Wir sind uns einig über die Entscheidungen, die wir angesichts der doch recht begrenzten Mittel, bereits getroffen haben. Kurt konzentriert sich auf die direkte Leitung der sportlichen Seite, während ich die langfristige Vision ausarbeiten und überwachen werde. Mit uns, also Yana Seel, Kurt Van de Wouwer und mir, haben wir bereits ein sehr gutes Managementteam. Drei Köpfe wissen mehr als einer.
Wann sagen Sie: Die Saison 2023 war eine gute Saison?
Stéphane Heulot: Es wäre einfach zu sagen, dass wir mindestens unter den besten zwei ProTour-Teams sein müssen, aber ehrlich gesagt würde ich gerne noch höher hinaus wollen. Ganz allgemein hoffe ich, dass Arnaud De Lie seine sehr gute Saison 2022 bestätigt, dass Caleb Ewan zu seinem besten Niveau zurückfindet und dass im Team eine gute Atmosphäre herrscht, in der alle ihre Ziele auf angenehme Weise verfolgen können. Längerfristig möchte ich, dass jeder, der bei diesem Projekt dabei ist, dazu beiträgt, diese Mannschaft auf ein höheres Niveau zu bringen. Wenn ich den Eindruck habe, dass jeder diese Botschaft verstanden hat, dass jeder jeden Tag ein höheres Niveau erreicht, dann freue ich mich über 2023 und bin zudem bester Dinge für die kommenden Jahre. (TX)
Foto: Stéphane Heulot Copyright Lotto Dstny