Stephan Mayer: „Mit disruptiven Konsequenzen ist dem Fußball nicht gedient“.
Eine mögliche Super League ist nicht nur im Fußball eine viel diskutierte Thematik, sondern auch in der deutschen Politik. Der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer,positioniert sich zu der am Donnerstag gefällten Entscheidung des EuGH klar. Der Politiker hält die Befugnis von FIFA und UEFA zur Bewilligung neuer Wettbewerbe nicht für vereinbar mit dem EU-Wettbewerbsrecht.
Wie überraschend war die Entscheidung des EuGH zur Super League?
Stephan Mayer: Die Entscheidung des EuGH stellt definitiv eine Überraschung dar. Der Schlussantrag des Generalanwaltes hatte vor gut einem Jahr dem bestehenden europäischen Sportmodell den Vorzug zu geben. Wichtiger sind aber die inhaltlichen Konsequenzen: Auch wenn die ganze Tragweite dieser gefällten Entscheidung noch nicht sichtbar wird, liegt auf der Hand, dass die Folgen für die Verbandsstruktur im Fußball international wie national erheblich sein werden.
Wir realistisch ist denn die Gründung der Super League noch?
Stephan Mayer: Ob es wirklich zur Gründung einer Super League kommt, ist auch nach der Entscheidung des EuGH offen. Es bleibt zu hoffen, dass die vorhandenen Strukturen im Fußball nicht beschädigt werden, denn diese haben sich in den letzten Jahrzehnten zweifellos bewährt. Mit disruptiven Konsequenzen, zu denen etwa die Bosman-Entscheidung im Jahr 1995 teilweise führte, ist dem Fußball und vor allem den Spielern keineswegs gedient.
Ein ganz anderes Thema ist eine deutsche Bewerbung für Olympische Spiele. Innenministerin Nancy Faeser hat sich auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt zu einer möglichen Bewerbung Deutschlands geäußert …
Stephan Mayer: Die Innenministerin hat sich in der Rede zur Frage einer deutschen Olympiabewerbung nebulös geäußert. Indem sie komplett auf unterstützende Worte verzichtete, sendete sie das Zeichen an die Sportwelt, die politisch verantwortlichen Personen auf Bundesebene hätten kein Interesse an der Ausrichtung Olympischer sowie Paralympischer Spiele. Hierzu passt die Verweigerung, das „Memorandum of Understanding“ zu unterschreiben, das die fünf potenziellen Bewerberstädte bereits gezeichnet haben.Deutlicher hätte die Bundesregierung ihr Desinteresse an Olympia in Deutschland nicht zum Ausdruck bringen können.
Insgesamt lässt die Ministerin die gebotene Wertschätzung für den deutschen Sport vermissen. Wir fordern die Bundesregierung auf, offen und ehrlich mit den Sportfans und Funktionären in ganz Deutschland umzugehen. Sie muss ihnen mitteilen, wenn sie gar keine Bewerbung unterstützen möchte. Für die deutschen Sportlerinnen und Sportler wäre dies allerdings ein Schlag ins Gesicht. (CSU/TX)