Steffi Marth: „Ich liebe es, wenn man absolut am Limit ist“.
Deutsche Meisterin mit dem BMX und dem Mountainbike … doch Steffi Marth ist nicht nur professionelle Radsportlerin, die Brandenburgerin hat ein abgeschlossenes Studium in Architektur. Wie die zweimalige „Sportlerin des Jahres“ (Landkreis Elbe-Elster) im exklusiven „sportflash.online“-Interview erzählt, baut sie gerade mit ihrem Freund sogar ein Haus in der Heimat. Doch Steffi Marth hat viel, viel mehr zu erzählen …
Steffi, mit 12 Jahren hast Du mit dem BMX-Sport begonnen. Ohne zu sehr ein Klischee bedienen zu wollen, wie kam es dazu? Was hat Dich daran fasziniert?
Steffi Marth: Ehrlich gesagt war es einfach nur ein grandioser Zufall. In meinem Dorf wurde ein altes Schwimmbad abgerissen und dafür ein paar Hügel zu einer BMX-Strecke zusammen geschoben. Alle Kinder sind damals BMX gefahren aber bei mir hat schon immer mehr dahinter gesteckt.
Ich war sofort begeistert von dem Sport, dem technischen Anspruch, der schweren Muskelarbeit und der Geschwindigkeit. Als dann noch erfolgreiche Wettkämpfe und der Support meiner Eltern dazu kam … war meine Zukunft wohl vorbestimmt.
Wie würdest Du einem Kind oder Teenager der heutigen Generation den BMX-Sport näher bringen? Also nicht an der Konsole …
Steffi Marth: Ich würde sie vielleicht erstmal auf einen Pumptrack schicken. Das ist eine meist asphaltierte Strecke, die man mit allen möglichen Sportgeräten befahren kann. Dort kann man spielerisch die Technik erlernen und auf der BMX-Strecke ist dann alles etwas größer, die Hindernisse, die Geschwindigkeit und eben das Fahren mit und gegen andere. BMX ist für mich schon immer ein Wettkampfsport gewesen, den macht man nicht mal so nebenbei.
Du gehörtest schnell der deutschen Elite an, hast nationale und internationale Wettkämpfe bestritten. Gibt es ein Highlight, oder einen prägenden Moment?
Steffi Marth: Mein Highlight waren sicher alle meine Deutsche Meistertitel im BMX und Fourcross. Ich erinnere mich sehr lebhaft an jeden einzelnen. Aber die zwei WM-Medaillen waren noch einmal speziell, weil ich nie damit gerechnet hätte, mal zu den Top 3 der Welt zu gehören. Die Momente werde ich wirklich nie vergessen.
Später hast Du Dich dann auf das Mountainbike konzentriert. Natürlich wieder mit Erfolg. Warum Mountainbike und nicht Straße?
Steffi Marth: Straße habe ich nur zum Training gemacht und war einfach nie gut darin. Ausdauer liegt mit nicht, meine Muskeln sind eher für Schnellkraft gemacht. Ich liebe es, wenn man absolut am Limit ist, die Oberschenkel brennen, man nach Luft schnappt. Inzwischen fahre ich auch viel Straße und Gravel und habe viel Spaß daran, aber mein Talent auf der Langstrecke hat sich noch nicht gezeigt.
Bis 2013 hast Du parallel zum Sport noch Architektur studiert. Danach bist Du erst Profi geworden. Hat Dir Dein Studium auch etwas für den Sport gegeben?
Steffi Marth: Der Übergang zum Profi war fließend. Für mich gab es ihn eigentlich nicht, weil ich schon immer nur das Fahrradfahren im Kopf hatte. Das Studium lief nebenbei. Aber klar, irgendwann muss man ja sein eigenes Geld verdienen und das habe ich mir lange aufgebaut mit guter Sponsoren-Arbeit. Man denkt es nicht, aber es gehört sehr viel Disziplin dazu Profi zu sein und zwar rede ich nicht vom Training. Man muss sehr gute Medienarbeit machen und das frisst unglaublich viel Zeit. Ich war nie in einer Profi-Mannschaft, wo fast alles für einen gemacht wird. Ich musste immer selbst an meinen Rädern schrauben oder mir jemanden zur Hilfe nehmen, meine Reisen selbst planen, Fotos und Video-Shootings organisieren und auch mit Sponsoren verhandeln. Dazu der ganze Papierkram … das ist wirklich anstrengend aber sehr lohnenswert und ich bereue keine einzige Minute.
Erst Fourcross und dann auch noch Downhill und Enduro. Kannst Du einmal die Unterschiede in diesen Disziplinen erläutern?
Steffi Marth: Beim BMX fährt man einen Sprint, gut eine Minute, immer zu acht gegeneinander. Beim Fourcross ist es sehr ähnlich, aber es geht bergab, mit Drops, Sprüngen, Steilkurven und oft mit natürlichen Hindernissen wie Steinfeldern. Beim Fourcross sind nur vier Fahrer gegeneinander auf der Strecke. Beim Enduro und beim Downhill fährt man alleine gegen die Zeit, wobei Downhill nur ein Lauf mit drei bis sechs Minuten ist, während man beim Enduro einzelne Wertungsprüfungen über ein oder zwei Tage hat.
Welche Ziele verfolgst Du auf dem Mountainbike in der näheren Zukunft noch?
Steffi Marth: Meine Ziele sind jetzt weniger Erfolge in Wettkämpfen, sondern das Beschäftigen mit neuen Dingen. Ich bin so viele Rennen gefahren in meinem Leben und für mich hat das Messen mit anderen und die Beste sein zu wollen keinen Reiz mehr. In diesem Jahr mache ich zum Beispiel die Fortsetzung meiner Tour durch Deutschland, wo wir letztes Jahr schon 1.200 Kilometer gefahren sind und dieses Jahr noch einmal so viel dazu kommt. Dann sind wir einmal rund um Deutschland geradelt. Außerdem habe ich mir einen eigenen kleinen Online-Shop aufgebaut, wo ich selbst kreierte Shirts, Hoodies und Armbänder aus Fahrradketten verkaufe. Das ist jedoch eher ein Hobby von mir. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, coole, neue, innovative aber auch nachhaltige Projekte zusammen mit meinen Sponsoren und Medienpartnern umzusetzen und noch mehr Leute fürs Radfahren zu begeistern.
Gibt es einen Spot, den man erlebt haben muss?
Steffi Marth: Auf alle Fälle die kanarische Insel La Palma. Mein zweites zu Hause. Die Natur ist der Wahnsinn und man kann super Mountainbiken und Gravel Biken dort. Außerdem sind die Einheimischen so fantastisch, das Essen lecker, Meer und Berge wohin das Auge reicht.
Mittlerweile gibst Du ja auch Camps. Was erwartet Deinen Kunden denn so?
Steffi Marth: Ich fange immer bei null an, übe die Basics mit meinen Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Da merke ich oft selbst, wie ich immer wieder was dazu lerne. Der Fehler liegt bei den meisten immer schon in den Basics wie Grundposition und Bremsen. Ich sehe oft auch Fahrer und Fahrerinnen, die sich schon sehr gut fühlen, aber enorme Defizite in den grundlegenden Sachen haben. Man braucht also keine Angst haben in meinen Kurs zu kommen, es fängt immer bei null an, egal wie gut man ist. Langweilig wird es aber dennoch niemals, denn ich habe wirklich für jede Könnerstufe die passenden Übungen.
BMX- und Mountainbike-Profi, Camp-Leiterin, Weltenbummlerin, Architektin mit einem ausgeprägten Faible für Fotografie. Was planst Du generell für die Zukunft? Wo siehst Du Dich in rund 15 Jahren?
Steffi Marth: Um noch einmal auf die Architektur zurück zu kommen … ich baue gerade ein Haus mit meinem Freund zu Hause in meiner Heimat. Dort kann ich mich auch wieder um meinen BMX-Verein kümmern und ich liebe einfach die Lausitz. Das ist ein Mammut-Projekt, in dem ich auch meinem Architektur Studium noch mal einen Sinn verleihen möchte. In 15 Jahren lebe ich also in diesem absolut genialen Haus mit eigenem Arbeitsbereich für mein Training und mit einem Showroom, wo ich an Bikes rumschrauben und einige Bike Tutorials produzieren kann.
Abschließend noch eine Frage zum wachsenden Markt der E-Bikes. Selbst Offroad kommt es zur Elektrifizierung. Was denkst Du als Profi über E-Bikes?
Steffi Marth: E-Bikes sind toll für Leute, die wenig Zeit haben. E-Bikes sind toll, um ältere Menschen auf den Fahrrädern zu halten oder sie wieder dazu zu motivieren. E-Bikes sind toll für geübte Fahrer, die weiter, schneller, höher fahren wollen. Es ist eine sehr witzige Erfahrung E-Bike zu fahren. Ich habe jedoch schon so viele coole Bikes, dass ich nicht zwingend auch ein E-Bike brauche. (TX)
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