Stefan Knoll: „Im Amateurbereich können wir nahezu alle integrieren“.
Australian Football, oft nur „Footy“ genannt, ist der beliebteste Sport in Australien. Das jährliche Finale erzielt teilweise Einschaltquoten von 97 Prozent. Seit 1995 wird „Australian Rules Football“ auch in Deutschland praktiziert, das erste Team waren die Frankfurt Redbacks. Einer der Mitbegründer ist der Gründer von „sportflash.online“ und daher musste das Interview mit AFLG-Präsident Stefan Knoll irgendwann kommen.
Stefan, mir musst Du nicht erklären, was Australian Football ist, ich bin unter anderem ein Gründungsmitglied des ersten Vereins in Deutschland. Aber wie würdest Du Australian Football auf den Punkt bringen?
Stefan Knoll: Ich beschreibe es immer als eine Mischung aus den drei populärsten Sportarten, die wir in Deutschland spielen: Fußball, Rugby und Handball. Wobei die Härte vom Handball und Rugby kommt, die Schnelligkeit vom Handball und Fußball und die Taktik am ehesten vom Fußball.
Ich kann mich noch an meine aktive Zeit erinnern, man muss körperlich schon etwas einstecken können. Wobei es auch etwas an meiner Position lag. Welche körperlichen Voraussetzungen sollten interessierte Frauen und Männer schon besitzen, wenn Sie zu Euch kommen?
Stefan Knoll: Im Amateurbereich können wir nahezu jeden Typ von Sportlerin und Sportler integrieren. Es gibt im Australian Football verschiedene Positionen, die nach der sportlichen Vorgeschichte besetzt werden. Im Angriff hat man kräftigere Kaliber, die schnelleren Spieler sind im Zentrum und die muskulösen in der Abwehr.
Sind diese Positionen bei den Frauen genauso besetzt?
Stefan Knoll: Ja, keine Unterschiede.
Wie viele Teams für Frauen und für Männer gibt es aktuell in Deutschland und wohin soll sich die Liga entwickeln?
Stefan Knoll: Bei den Männern haben wir zehn Teams, mit Ausnahme von Leipzig nehmen alle auch am Ligabetrieb. Das Team in Leipzig ist noch im Aufbau, die sind einfach noch nicht soweit. Diese Spieler werden noch bei Dresden integriert.
Bei den Frauen gibt es fünf Teams, da verbuchen wir eine positive Entwicklung, trotz der Pandemie. Wir haben in den letzten gut 18 Monaten drei neue Teams mit Leipzig, Heidelberg sowie Kiel dazubekommen.
Ziel ist es, diese Teams zu festigen und an allen Standorten auch Frauen-Teams zu etablieren und auf Sicht die Liga in den kommenden drei Jahren auf zwölf Teams zu erweitern. Zudem soll die Nachwuchsarbeit weiter verstärkt werden, hier stehen wir noch am Anfang … wenn möglich, es schon in den Schulen aktiv im Sport spielen zu lassen, oder in den Vereinen die Kinder früh an diesen Sport heranzuführen.
Aktuell ist die Liga in Nord- und Südstaffeln unterteilt …
Stefan Knoll: Die Aufteilung in Staffeln ist eine Reaktion auf die Pandemie. Es ging erst im Juni wieder los, daher hatten wir eine sehr, sehr kurze Saison. Im Normalfall spielen die Männer-Teams in einer Liga, so dass jedes Team auf 16 reguläre Partien kommt. Dazu noch Halbfinale und Finale.
Die Damen-Teams kommen auf die Hälfte, und dann Halbfinale und Finale.
Als wir 1995 angefangen haben, hatten wir relativ schnell unsere Mannschaft zusammen. Trotzdem hatten wir ein großes Problem: Schiedsrichter zu finden. Immer noch ein großes Problem?
Stefan Knoll: Das Problem ist leider auch heute noch aktuell. Wir haben mit Antritt des neuen Vorstandes vor 18 Monaten einen Umpire Codinator gefunden, der große Erfahrung hat, da er selbst in Frankreich gepfiffen hat und auch schon Partien in der Champions League und bei Europameisterschaften geleitet hat. Er kümmert sich nun um die Ausbildung der Umpire, kümmert sich um die Ansetzung sowie die Betreuung der Umpire. Aktuell kommen wir damit in ganz Deutschland auf sechs aktive Umpire und es kommen jetzt neue Umpire dazu.
2021 ist beinah durch. Wann geht es 2022 los?
Stefan Knoll: Die Saison 2022 soll im April starten, der Spielplan soll noch Ende des Jahres erscheinen. Wir hoffen, dass alles wie geplant laufen kann, auch mit Blick auf die weiterhin anhaltende Pandemie. Aber das Problem mit dem genauen Saisonstart liegt auch an den Planungen des europäischen Verbands, die gerne kurzfristig etwas ändern, was wir dann alle berücksichtigen müssen. Aber wir planen mit April.
Du hast den Verband angesprochen. Wer sind in Europa beziehungsweise im Rest der Welt die führenden Teams?
Stefan Knoll: Im weltweiten Vergleich kommen wir natürlich an Australien nicht ran, wobei die Australier selber nicht an Weltmeisterschaften teilnehmen. Die finden zwar in Australien statt, mehr aber auch nicht.
Durch die rein geographische Nähe zu Australien gehört Papua Neuguinea zu den absoluten Spitzenteams weltweit, Neuseeland ist sehr stark und die USA. In Europa sind es primär die Iren und generell die Briten, durch die Nähe zum Gaelic Football, welcher Artverwandt ist mit Australian Football. Und hinter diesen Teams kommen dann Frankreich, Deutschland und Kroatien als stärkere europäische Teams!
Mit Theresia Meissner habt Ihr sogar eine Spielerin in Australien! Wie kam es dazu und vor allem, wie schlägt Sie sich dort?
Stefan Knoll: Natürlich sind wir verdammt stolz auf Theresia, eine Deutsche spielt semiprofessionell im Mutterland des Australian Footballs. Das ist ein Ding … dazu muss man aber auch ehrlich sagen, die Wahrscheinlichkeit bei den Frauen ist viel, viel höher, weil die Liga relativ neu ist.
Bei den Männern ist es fast unmöglich, die Kids wachsen dort mit „Footy“ auf. (TX)
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