Simon Attenberger: „Es ist im Grunde eine Mischung aus Karate und Judo“.
Ju-Jutsu-Kämpfer Simon Attenberger wurde im vergangenen Jahr Weltmeister und studiert parallel zum Leistungssport die beiden Fächer Mathematik sowie Physik auf Lehramt. Aus dem Leistungssport hat der Burghausener gelernt, auch an der Uni mit Stress umzugehen. Die Deutsche Sporthilfe nominierte Simon Attenberger daher zu einer von fünf potenziellen „Sport-Stipendiatin oder -Stipendiat des Jahres 2022“.
Simon, unter Rudern, Schwimmen oder Skifahren können sich die Leute etwas vorstellen. Wie erklärst Du Fachfremden Deine Sportart Ju-Jutsu?
Simon Attenberger: Im Grunde ist es mehr oder weniger eine Mischung aus Karate und Judo. Die ursprüngliche Sportart Jiu-Jitsu wurde nur von japanischen Samurai praktiziert. Daraus entwickelten sich verschiedene Richtungen, die dann spezialisiert waren auf Techniken wie Schlagen und Treten bei Karate oder Greifen und Werfen bei Judo. In Europa wurden diese Sportarten irgendwann wieder zusammengesetzt und daraus eine Selbstverteidigungs- und Wettkampfsportart entwickelt.
Und was macht für Dich dabei den generellen Reiz so aus?
Simon Attenberger: Es ist vor allem die Vielfalt aus Elementen der verschiedensten Kampfsportarten. Die erlaubten Techniken eröffnen ein weiteres Feld an Optionen, das macht es sehr komplex, aber auch faszinierend. Man muss ein Allrounder sein, sich überall auskennen und in manchen Bereichen spezialisieren, um dort dann die Punkte zu machen.
Du stammst aus einer Familie, die dem Ju-Jutsu sehr zu getan ist. Gab es für Dich jemals eine ernsthafte Alternative im Leistungssportbereich?
Simon Attenberger: Mein Bruder hat damit angefangen, danach habe ich es auch ausprobiert und Spaß daran gefunden. Auch meine Schwester war als Kämpferin im Ju-Jutsu erfolgreich, wurde auch von der Deutschen Sporthilfe gefördert. Natürlich habe ich als Junge auch mal Fußball gespielt und die eine oder andere Sportarten ausprobiert, aber ernsthaftere Alternativen gab es eigentlich gar keine.
Du studierst Mathe und Physik auf Lehramt. Wieso ist es Dir wichtig, während Deiner Laufbahn die berufliche Karriere im Blick zu haben?
Simon Attenberger: Das Studium erst nach dem Leistungssport voranzutreiben, kam für mich nie in Frage. Von Ju-Jutsu allein kann man nicht leben, deswegen war das auch immer ein „Hobby“. Schule und Studium geht vor, aber aufgeben wollte ich das „Hobby“ nicht.
Welche Skills aus Deinem Studentenalltag helfen Dir beim Sport?
Simon Attenberger: Im Studium habe ich viel über wissenschaftlich-strukturiertes Arbeiten gelernt. Mein Trainer ist auch Physiker und hat sehr viel mit mir gearbeitet. Wenn ich etwa im Krafttraining etwas komplett Neues einmal ausprobieren will, dann mache ich vorher Pläne, teste diese und hinterfrage sie bei Misserfolg.
Du wirst von der Deutschen Sporthilfe gefördert und bekommst auch das das Deutsche Bank Sport-Stipendium. Was bedeutet Dir dies?
Simon Attenberger: Für mich ist das enorm wichtig. Neben dem Studium und dem Leistungssport bleibt sehr wenig Zeit zu arbeiten, deshalb brauche ich anderweitige Unterstützung. Die Sponsoren interessieren sich leider zu selten für Randsportarten, die man ihnen erst einmal erklären muss. Deswegen ist die Deutsche Sporthilfe für mich sehr wichtig, als einziges Förderprogramm, über das ich unterstützt werde. Ich bin sehr dankbar!
Wie lange willst Du noch auf diesem hohen Niveau weitermachen?
Simon Attenberger: Ich bin für einen Kampfsportler noch recht jung. Es hängt sehr stark davon ab, wie die nächsten Jahre laufen, ich habe mir kein Ziel gesetzt. In der Uni habe ich noch ein paar Semester samt Staatsexamen vor mir. (Deutsche Sporthilfe/TX)