Robin Zentner: „Wir sind in den letzten Wochen auf einem ordentlichen Weg“.
Als 11-jähriger ging Robin Zentner zum FSV Mainz 05. 15 Jahre später ist der Hüne in der Fußball-Bundesliga Stammtorwart bei den Mainzern. Fast wäre der 26-jährige Rüdesheimer Stürmer geworden. Mindestens 10 Jahre will Robin Zentner noch im Tor stehen. Im exklusiven Interview mit „sportflash.online“ verzählt der Stammtorwart wer einst sein erstes Vorbild war, oder warum der FSV Mainz 05 in die Klasse hält.
Mehr als zwei Drittel in der Saison sind gespielt, wie lautet Dein Zwischenfazit, was den FSV Mainz 05 betrifft?
Robin Zentner: Den Verlauf der Saison haben wir uns anders vorgestellt. Es ist viel passiert. Es war bisher eine ereignisreiche Saison. Entscheidend für uns ist, alles was vergangen ist, bleibt auch Vergangenheit. Wir sind in den letzten Wochen auf einem ordentlichen Weg und haben nur ein Ziel, dass wir in der Liga bleiben. Das ist alles, worauf der Fokus gilt. Am Ende der Saison können wir dann alles aufarbeiten. Im Moment zählen nur das Ziel und der Blick nach vorne.
Was hat denn der Trainerwechsel zu Bo Svensson bewirkt?
Robin Zentner: Wir sind seitdem deutlich stabiler. Wir waren erfolgreicher, denn wir haben in kurzer Zeit mehr Punkte geholt als in der Hinrunde. Wir sind mehr zu einer Mannschaft geworden. Das sind alles entscheidende Faktoren, die man im engen Abstiegskampf braucht.
Ändert sich bei einem Trainerwechsel auch etwas für den Torwart? Schließlich hast Du ja mit Stephan Kuhnert den gleichen Torwarttrainer …
Robin Zentner: Ja, natürlich. Wir spielen seitdem Trainerwechsel anders von hinten heraus und deswegen ändert sich für den Torwart auch etwas, aber in erster Linie ist der Torwart zum Bälle halten da. Also so viel ändert sich dann auch wieder nicht.
Wie siehst Du Deine Leistung in der bisherigen Saison?
Robin Zentner: Gemischt … es waren gute Spiele dabei und ein paar, da war ich nicht hundertprozentig zufrieden. Und das eine, wo ich gar nicht zufrieden war … Das ist aber im Laufe einer Saison normal. Wichtig ist, dass man ansonsten in seinen Leistungen eine Konstanz hat. Mal war ich über dem Schnitt, mal drunter, aber insgesamt hatte ich diese Konstanz.
Es war dieses „komische“ Spiel in Augsburg?
Robin Zentner: Ja, diese eine Szene … in diesem Spiel konnte ich mich sonst nicht beweisen, dann auch nichts mehr retten, weil nichts mehr zu retten war. Diese eine Situation hat mich schon sehr genervt. Das kann passieren, sollte nie passieren. Das hat aber jeder Torwart schon erlebt. Das ist abgehakt.
Wie lange hast Du seine solche Szene noch im Kopf? Kannst Du das schnell abhaken? Ist es am nächsten Tag schon vergessen oder hattest Du das eine Woche später auf Schalke beim Einlaufen wieder im Kopf? Ist es die Kunst des Ausblendens?
Robin Zentner: Am nächsten Tag direkt nicht, aber mit dem nächsten Spiel vor der Brust ist es weg. Wenn ich einlaufe, denke ich nicht an solche Szenarien, was passieren könnte.
Hast Du für diese Fälle einen Gesprächspartner, mit dem Du diese Momente besprichst? Gibt es Mentalcoaches oder machst Du das mit Dir aus?
Robin Zentner: Ja, einen Mentalcoach gibt es, mit dem ich auch schon einige Jahre zusammenarbeite. Je nachdem wie ich drauf bin. Manche Sachen kann ich alleine abhaken, manchmal braucht man auch mal das Gespräch ohne Hilfestellung zu bekommen. Mal so, mal so … Das habe ich diesmal ganz gut hinbekommen.
Vor fast genau einem Jahr hattest Du einen Kreuzbandriss. Hilft es, wenn man in seiner Karriere etwas Schlimmeres erlebt hat? Relativiert sich dann so ein Patzer?
Robin Zentner: Ich hatte schon einige Verletzungen davor. Ich weiß, wie wichtig Gesundheit ist und dass es das Wichtigste im Sport und im Leben ist. Da hilft es mit Sicherheit mit dem Blick auf das große Ganze. Aber jeder Fehler, jedes Gegentor tut weh. Das nervt, auch wenn man gesund ist.
War es eigentlich gut, dass die Verletzung genau im Lockdown war oder war es nicht so gut mangels Ablenkung?
Robin Zentner: Es war ein Kreuzbandanriss. Ich hatte kürzere Steps. Und durch die Unterbrechung der Saison hatte ich das Ziel, wieder einzusteigen. Für mich war diese Unterbrechung positiv. Zum Start, konnte ich schon ohne Krücken laufen. Das war für mich mental leichter.
Aber Du hast keine Nachwirkungen durch diese Verletzung?
Robin Zentner: Es ist alles top! Ich habe danach nie Probleme gehabt, es ist alles wunderbar verheilt. Ich verschwende daran keinen Gedanken mehr.
Warum bist Du eigentlich Torwart geworden?
Robin Zentner: Ich war früher im Sturm. Ich war recht schnell und wurde oft gefoult. Mein Vater hat dann wohl Angst gehabt und meinte, ich soll es im Tor probieren. Das hat ganz gut geklappt und Spaß gemacht. Viel Laufen war sowieso nie meins … so habe ich mich im Tor ganz wohl gefühlt. Und als Kind fand ich es cool, so ein bisschen durch die Gegend zu fliegen. Wobei ich aber trotzdem gerne vorne gespielt habe.
Ja, und genau das könnte ja eine Waffe im Abstiegskampf sein, wenn Du dann in der 85. Minute mit nach vorne gehst …
Robin Zentner: Hoffen wir mal nicht, dass es nicht so oft vorkommt. Das würde ja heißen, dass wir hinten liegen … dann brauche ich das nicht unbedingt.
Als Du noch ein kleiner Junge warst, welcher Torwart war denn Dein erstes Vorbild? Wem hast du zuerst nachgeeifert?
Robin Zentner: Früher waren mein großer Bruder und mein Vater Bayern-Fans, deswegen war Oliver Kahn in meiner Jugend der Torwart, der mir als erstes in den Sinn kommt.
Wie guckst Du eigentlich Fußball am Fernseher? Achtest Du auf die Kollegen zwischen den Pfosten oder schaust du entspannt das ganze Spiel?
Robin Zentner: Wettbewerbe, in denen wir nicht vertreten sind, beispielsweise die Champions League, kann ich mir ganz entspannt gucken. Aber bei den Toren schaue ich natürlich immer auf den Torwart. Jeder Torwart schaut bei Gegentoren mehr auf den Torwart als auf den Abwehrspieler oder auf den Stürmer.
Du bist ein Local Hero. In Rüdesheim geboren, schon 2006 zum FSV Mainz 05 gekommen. Zwei Jahre warst Du bei Holstein Kiel. Jetzt bist Du Stammtorwart in Mainz. Willst Du ewig Mainzer bleiben?
Robin Zentner: Ich werde ewig Mainzer bleiben, dadurch, dass ich die Connections zum Verein habe, die nie wieder abbrechen werden. Wenn ich an Fußball denke, denke ich an Mainz 05. 2006 war ich 11 Jahre. Das ist natürlich eine prägende Zeit, wenn man über die Hälfte des Lebens so lange bei einem Verein ist. Deswegen wird Mainz 05 immer in meinem Herzen bleiben.
Wie ist Deine Karriereplanung? Lässt Du alles auf Dich zukommen?
Robin Zentner: Ja. Ich habe gemerkt, dass es nichts bringt, dass man wenig planen kann. Ich habe ein Ziel … mit Mainz in der Klasse bleiben. Alles andere interessiert mich aktuell gar nicht.
Gianluigi Buffon ist 43 geworden und noch immer auf höchstem Niveau. Wie viele Jahre willst du denn noch im Kasten stehen?
Robin Zentner: Ehrlich gesagt, so lange, wie es geht. So lange, wie ich mich gut fühle, will ich auch spielen. Ich habe auf jeden Fall das Ziel, dass ich noch zehn Jahre spiele. Dann bin ich 36. Aber auch das kann man nicht planen. Da werden in den nächsten Jahren bestimmt Situationen dazu kommen, die man so nicht erwartet hat, aber mein Wunsch wäre es schon, so lange wie möglich zu spielen.
Warum bleibt Mainz 05 in der Bundesliga?
Robin Zentner: Wir werden in der ersten Liga bleiben, weil wir verstanden haben, was es braucht, gezeigt haben, dass wir es können und weil jeder im Team diesen „straighten“ Weg gehen will und alle zusammen an diesem Strang ziehen. Das ist das Entscheidende, ob man in der Liga bleibt oder nicht. Wir sind gut aufgestellt! (OD)