Reiner Calmund: „Das sind die Gesetze des Fußballs“.
So schnell kann sich selbst ein Reiner Calmund irren. Im Interview mit „Sportradio Deutschland“ hat der früher Manager noch über Trainer Gerardo Seoane gesagt: „Er ist vom Grundsatz her ein guter Trainer. Das hat er bewiesen in Bern … das hat er im vergangenen Jahr bei Bayer Leverkusen bewiesen. Deshalb hat er eine längere Kreditlinie, wenn es einmal nicht läuft“. Kurz darauf folgte das Aus in Leverkusen.
Wie sehen Sie die Lage von Trainer Gerardo Seoane?
Reiner Calmund: Er ist vom Grundsatz her ein guter Trainer. Das hat er bewiesen in Bern, wo er aus dem Nichts was gemacht hat. Das hat er im vergangenen Jahr bei Bayer Leverkusen bewiesen. Deshalb hat er auch eine längere Kreditlinie, wenn es mal nicht läuft. Ich finde die Entscheidung vom Verein gut. Da wird länger gehofft, dass man die Kurve kriegt. Aber es gilt natürlich für jeden Trainer: Wenn sich die Erfolglosigkeit über einen längeren Zeitraum hinzieht, dann ist jeder irgendwann mal dran, dann kriegt jeder die Briefmarke auf den Arsch geklebt. Ich persönlich hoffe, dass das bei Seoane nicht eintrifft. Das würde nämlich bedeuten, dass Leverkusen seine Talfahrt beendet. Wenn es jedoch so weitergeht, dann wird der Verein nicht umhin kommen. Das sind die Gesetze des Fußballs, die sind auch normal. Das ist kein Beamtenjob auf Lebenszeit.
Die Personalpolitik in Leverkusen direkt nach dem Mauerfall?
Reiner Calmund: Kanzler Helmut Kohl war der Auffassung, dass ein Verein, der von Bayer gesponsert, nicht unmittelbar die besten drei DDR-Spieler holen darf. Wir wurden dann von der Bayer AG zurückgepfiffen. Dann haben wir uns entschieden, Andreas Thom zu holen und bei Ulf Kirsten und Matthias Sammer zurückgezogen. Ich habe Sammer bei seinem Wechsel zu Stuttgart geholfen. Später hieß es dann: Wenn du den Kirsten holen kannst, darfst du es tun.
Warum hat Uli Hoeneß keine DDR-Spieler eingekauft?
Reiner Calmund: Uli war der beste und erfolgreichste Manager in Deutschland, ohne Wenn und Aber. Schluss aus Nikolaus. Aber er war nicht der Schnellste nach der Wende. Es hieß zwar, dass der FC Bayern München sich nicht am Ausverkauf der DDR-Spieler beteiligen will. Aber bei aller Humanität, die der Uli damals dabei angesprochen hat, den Sammer hätte die Bayern am Anfang nach dem Mauerfall auch schon sehr gerne gehabt. (Sportradio Deutschland/TX)
Foto: Reiner Calmund Copyright Bayer 04 Leverkusen