Pierre Littbarski: „Der neue Trainer ist da, es gibt keine Ausreden mehr“.
Julian Nagelsmann wird gegen die USA sein Debüt als Bundestrainer geben. Viele hoffen auf einen Befreiungsschlag nach den letzten Turnieren, damit ganz langsam die Euphorie für die Europameisterschaft im eigenen Land anläuft. Pierre Littbarski blickt einmal auf die Situation bei der deutschen Nationalmannschaft. Im exklusiven Interview sprach der 63-jährige Weltmeister von 1990 auch über den 1. FC Köln.
Was erwarten Sie von den ersten Spielen der deutschen Nationalmannschaft unter Julian Nagelsmann auf der aktuellen USA-Reise?
Pierre Littbarski: Wir erwarten natürlich alle als Fußballfans das etwas passiert … „Rudi“ Völler hat mit einem Spiel bereits den Anfang gemacht. Es sah phasenweise schon richtig gut aus. Es muss so sein, dass wir uns als Fans wieder auf die Spiele und die Übertragungen freuen. Es muss die Begeisterung entfacht werden!
Wir haben eine gute Mannschaft zusammen. Mit Wirtz und Musiala haben wir auch zwei Supertalente. Ich finde auch ganz toll, dass Müller und Hummerls wieder dabei sein. Ich finde einfach, dass beide Spieler von ihrer Leistung dazu gehören.
Was braucht es alles, damit Deutschland eine gute Europameisterschaft 2024 im eigenen Land spielen kann?
Pierre Littbarski: Ich glaube, dass die Mannschaft noch einiges tun muss, damit wir Fans auch in die richtige Stimmung kommen. Wir haben viele Länderspiele in den letzten Jahren gesehen, die eher enttäuschend waren. Wenn diese Mannschaft kein Potenzial hätte, dann … aber wenn wir uns wieder richtig anstrengen, dann gehören wir immer noch in den oberen Bereich rein.
Welchen sportlichen Wert hat denn die USA-Reise?
Pierre Littbarski: ich weiß, viele haben aufgeschrien, dass der Plan schlecht wäre. Dass das zweite Spiel um 2:00 Uhr in der Nacht erst läuft. Und natürlich stimmt das irgendwo auch. Aber es ist immer wichtig, dass die Nationalmannschaft auch testen kann. Die Flugzeit ist für die Spieler anstrengend, aber es ist sehr interessant in dem aktuellen Moment. Ein neuer Trainer ist da, damit gibt es auch gar keine Ausreden mehr. Auch der Flug muss in diesem Moment weggesteckt werden. Wir sind früher auch viel und weit geflogen, wir haben trotzdem den Ball noch getroffen.
Kommen wir zu einem anderen Thema. Sie sind ein Idol in Köln. Wie nehmen Sie denn den 1.FC Köln wahr?
Pierre Littbarski: Köln ist in einer extrem schwierigen Situation. Keiner sagt bei der Berichterstattung, dass die Kölner riesige Kosten eingespart haben. Das ist natürlich ein Drahtseilakt für die verantwortlichen Personen. Viele sprechen der Mannschaft die Qualität ab. Ich habe die Mannschaft in der Vorbereitung im Stadion gesehen, es sah gut aus. Aber aktuell fehlt der Mannschaft komplett das Selbstvertrauen. Diese Mannschaft braucht ein Erfolgserlebnis und ich würde mich freuen, wenn es gleich gegen Gladbach im Derby einen Dreier gäbe. Das wäre doch etwas. Dann werden alle so dynamisch wie der Cheftrainer sein.
Was würden Sie denn Kölnern persönlich raten?
Pierre Littbarski: Im Abstiegskampf gibt es keine guten Ratschläge oder Tipps. Es geht einzig und allein nur darum zu punkten. Die Kölner erarbeiten sich zum Glück im Spiel ihre Chancen, aber sie müssen auch diese Chancen rein machen. (Suzuki/TX)
Foto:Pierre Littbarski Copyright Suzuki