Pfeiffer Georgi: „Ich bin eher eine Außenseiterin“.
Pfeiffer Georgi wurde in eine Radsportfamilie in Hörweite eines Velodroms geboren. Das Radfahren liegt der 22-jährigen Britin also im Blut. Im vergangenen Jahre zeigte die Gent-Wevelgem Juniors-Gewinnerin ihr Talent mit dem neunten Platz bei Paris-Roubaix Femmes avec Zwift. Damit war Pfeiffer Georgi, deren Name als Anspielung auf Michelle Pfeiffer gemeint ist, die jüngste Fahrerin in den Top 20 des Rennens.
Stimmt es, dass Du lieber bei kaltem als bei warmem Wetter fährst?
Pfeiffer Georgi: Ich fahre lieber im Regen … nur nicht bei Paris-Roubaix! Bei den meisten anderen Klassikern mag ich es, wenn es regnet, das macht die Sache viel härter und spektakulärer. Wenn man in Großbritannien aufwächst, gewöhnt man sich daran. Ich glaube, ich war schon immer so. Gleichzeitig ist es nicht so, dass wir da drüben eine Wahl hätten. Die meisten Tage sind ziemlich schlecht, wenn man also fahren will, muss man rausgehen. Aber jetzt lebe ich im spanischen Girona und ich habe gerade meinen ersten kompletten Winter dort verbracht. Ich habe die Kälte in Gloucestershire überhaupt nicht vermisst.
Du wurdest in London geboren, nur einen Steinwurf vom Herne Hill Velodrome entfernt, in dem 1948 die Leichtathletikwettbewerbe ausgetragen wurden.
Pfeiffer Georgi: Stimmt, meine Eltern arbeiteten in London und waren Mitglieder des Herne Hill Cycling Club. So bin ich zum Radsport gekommen. Sie nahmen mich mit zum Velodrom und setzten mich auf ein Fahrrad!
Erzähl uns von Deiner Liebe zu den Kopfsteinpflaster-Klassikern. Letztes Jahr hast Du Gent-Wevelgem Juniors gewonnen, den ersten Klassiker mit diesem berühmten Kopfsteinpflaster in der Altersklasse. Und in Fourmies, unweit des Starts von Paris-Roubaix Femmes avec Zwift, dann 2021 Dein Sieg.
Pfeiffer Georgi: Gent-Wevelgem Juniors war mein erstes Mal auf Kopfsteinpflaster. Ich hatte wirklich nicht mit einem Sieg gerechnet! Das hat erst in mir den Wunsch geweckt, öfter auf Kopfsteinpflaster zu fahren und kleinere, knackigere Anstiege zu bewältigen. Diese Anziehungskraft wurde im Laufe der Jahre nur noch stärker, als wir mit der britischen Nationalmannschaft zurückkehrten. Und als ich 2019 im Team Sunweb Profi wurde, waren diese Rennen bereits meine Favoriten, auch wenn ich erst noch einiges über mich lernen musste.
Deine Karriere hätte 2020 beinah ein jähes Ende gefunden, als Du bei Brugge-De Panne gestürzt bist und Dir zwei Wirbel gebrochen hast. Drei Jahre später hast Du bei genau diesem Rennen Deinen ersten WorldTour-Sieg errungen. Es muss doch ein besonderer Moment in dem Fall für Dich gewesen sein?
Pfeiffer Georgi: Es fühlt sich erstaunlich an, eine schlechte Erinnerung durch eine gute zu ersetzen … die beste meiner Karriere. Ich habe gebraucht, um mich vom Sturz zu erholen, sowohl körperlich als auch mental. Ich musste mich im Peloton wieder wohl fühlen. Es ist sehr speziell für mich!
Das muss Dir doch auch für Paris-Roubaix Selbstvertrauen geben?
Pfeiffer Georgi: Auf jeden Fall. Sehr viel sogar. Ich hatte nicht damit gerechnet, zu diesem Zeitpunkt der Saison einen so großen Sieg zu erringen. Es ist ein weiterer Schritt nach oben. Es ist ein weiteres gutes Zeichen für Paris-Roubaix und zeigt mir dazu, dass ich jetzt da bin, wo ich hin will.
Im Großen und Ganzen warst Du stark bei den Klassikern; fünfte beim Omloop Het Volk, neunte bei Strade Bianche, elfte bei Gent-Wevelgem und zudem Top 20 bei der Flandern-Rundfahrt. Eine der Favoritin für Paris-Roubaix …
Pfeiffer Georgi: Ich würde sagen, ich bin eher eine Außenseiterin. Ich gehöre nicht zu den Top-Favoritinnen. Aber Roubaix ist ein Rennen, bei dem viel passieren kann … wenn ich das Glück auf meiner Seite habe und stark bin, könnte mir alles in die Hände spielen … oder auch einer Teamkollegin.
Was wäre denn folglich schon ein Erfolg bei dem dritten Versuch?
Pfeiffer Georgi: Ich bin kein großer Fan davon, Erfolg in Form von Ergebnissen zu definieren. Ich möchte einen Eindruck hinterlassen und mein Bestes geben. Wenn ich ein Ergebnis nennen müsste, würde ich angesichts meiner Platzierung im letzten Jahr sagen, einen Platz unter den ersten Fünf. Wie gesagt, ich will mich bei großen Rennen nicht auf Ergebnisse versteifen. Man ist nur allzu leicht enttäuscht, wenn es dann doch nicht so läuft, wie man es will. (ASO/TX)
Foto: Pfeiffer Georgi Copyright ASO