Olle Forsell Schefvert: „Das Team stand immer Vordergrund“.
Für Olle Forsell Schefvert hat sich am letzten Spieltag der abgelaufenen Saison ein Kreis geschlossen. Das erste Ligaspiel für Grün-Weiß hatte der 28-jährige Schwede gegen GWD Minden bestritten, 150 Partien später stand Olle Forsell Schefvert ein letztes Mal für die HSG Wetzlar gegen eben Minden auf der Platte. Hier spricht der Schwede über die Unterschiede von Deutschland zu seiner Heimat und die Zukunft.
Du bist 2017 nach Mittelhessen gekommen, konntest Du dir damals vorstellen, so lange in Wetzlar zu spielen.
Olle Forsell Schefvert: Wenn man aus einer anderen Liga kommt, denkt man natürlich nicht daran, dass man so lange in einem Club bleibt, weil man sich erstmal beweisen muss. Ich bin unfassbar dankbar, dass ich hier insgesamt fünf Jahre in tollen Mannschaften gespielt habe. Ich hatte immer ein paar Skandinavier um mich herum und habe mich sehr wohl gefühlt.
Wie wichtig waren skandinavische Mitspieler für Dich?
Olle Forsell Schefvert: Am Anfang war es nicht so elementar wichtig für meine Entscheidung, ich wollte unbedingt nach Deutschland und zur HSG Wetzlar. Als ich aber ankam und direkt herzlich aufgenommen wurde, hat mir das schon geholfen. Ich könnte immer jeden Mitspieler nach Hilfe fragen, aber in der Muttersprache zu fragen, fühlt sich noch etwas natürlicher an. Beim Handball ist es komplett egal, in welcher Sprache ich mit meinem Nebenmann spreche. Mit Adam oder Anton habe ich im Mittelblock schwedisch gesprochen, das geht aber genauso gut in deutsch mit Felix oder einem anderen Spieler.
Hast Du Dich hier verändert?
Olle Forsell Schefvert: Auf jeden Fall. Es ist ganz natürlich, dass man sich in fünf Jahren sehr verändert, sowohl menschlich als auch sportlich. In Schweden habe ich nur mit Skandinaviern zusammengespielt, in Wetzlar gab es auch viele Spieler vom Balkan und deutschsprachige Mitspieler. Wir haben unterschiedliche Hintergründe, aber haben zusammen ein tolles Team gebildet. Ich habe viel über den vielfältigen Blick auf die Welt gelernt, es gibt nicht nur den schwedischen Blick.
Und wie unterscheiden sich denn die beiden Ligen?
Olle Forsell Schefvert: Das ist eindeutig das Physische. Deutschland ist einfach die stärkste Liga der Welt, das merkt man sowohl in Schnelligkeit als auch an der Größe der Spieler, hier ist fast jeder Gegenspieler zwei Meter. Von der Belastung her ist ein Spiel in der Bundesliga, wie drei Spiele in Schweden. Das Interesse am Sport ist auch in Deutschland deutlich höher. In Wetzlar könnte man wahrscheinlich auch Wasserpolo spielen und die Halle wäre voll. Nichts gegen Wasserpolo … Sport bedeutet in Deutschland einfach sehr viel.
Und was ist mit Deutschland?
Olle Forsell Schefvert: Die deutsche Mentalität ist ein Mixtur zwischen Nord- und Südeuropa. Manchmal sind die Deutschen sehr locker, manchmal aber auch sehr streng. Im Gegensatz zu Schweden sind in Deutschland alle deutlich freundlicher und offener, das Interesse am Gegenüber ist viel höher. Die Geselligkeit würde mir fehlen, wenn ich wegziehen würde. Diese Freiheit und Offenheit fehlt in Schweden.
Was war Dein sportlicher Höhepunkt im Trikot von Wetzlar?
Olle Forsell Schefvert: Ich würde sagen die Siege gegen den THW Kiel, die haben echt schon Tradition hier in Wetzlar. Auch Derby-Siege sind besonders schön. Das Erreichen des Final4 direkt in meiner ersten Saison war aber auch sehr besonders. Das Final4 war dann gleichzeitig auch die größte Niederlage meiner Karriere. Man hat gesehen, wie viel dieses gesamte Turnier den Fans, dem ganzen Verein und auch der Mannschaft bedeutet und dann waren wir so schlecht gegen Hannover. Das hat sehr weh getan.
Dein letztes Spiel für Wetzlar war gleichzeitig auch Dein 150. Bundesligaspiel für Wetzlar, was war Deine persönlich beste Leistung?
Olle Forsell Schefvert: Das ist eine sehr schwere Frage, weil das Team immer im Vordergrund steht. Als wir mit sieben Toren in Kiel gewonnen haben, haben wir mit einer überragenden Abwehr Kiel verzweifeln lassen. Dort haben wir von Anfang an das Gefühl gehabt, dass wir gewinnen werden. Der Heimsieg gegen Kiel mit neun Toren war auch absolut verrückt. Um so gewinnen zu können, muss alles stimmen.
Was sind die Ziele für Deine Zeit bei den Rhein-Neckar Löwen?
Olle Forsell Schefvert: Die Konkurrenz bei den Rhein-Neckar Löwen ist extrem groß und ich möchte mich durchsetzen. Die Löwen sind einer der größten Vereine in der Welt und sie wollen auch wieder um Titel zu spielen. (HSG Wetzlar/TX)