Oliver Ruhnert: „Wir erzielen keine Tore und kassieren viel zu einfach Gegentore“.
So schnell kann sich das Momentum umdrehen. In den letzten Jahren sorgte Union Berlin vornehmlich für positive Schlagzeilen, beim VfB Stuttgart herrschte teilweise Untergangsstimmung. Jetzt stehen die Hauptstädter plötzlich im Tabellenkeller und die Schwaben in der Spitzengruppe der Bundesliga. Das 0:3 in Berlin bestärkt den Moment. „Sky“-Experte Dietmar Hamann fehlen die eigenen Tugenden der Berliner.
Herr Ruhnert, die nächste Niederlage. Wie haben Sie das 0:3 wahrgenommen?
Oliver Ruhnert: Eine Mannschaft, die sehr selbstbewusst ist, wie der VfB Stuttgart, ist auf eine Mannschaft getroffen, die im Moment nicht dieses Selbstverständnis und dieses Selbstbewusstsein hat. Am Ende ist es aber so, dass man viel Glück für so ein Spiel braucht, um auch einmal einen Gamechanger zu haben. Wir hatten in der 2. Halbzeit zweimal die große Möglichkeit zum Ausgleich, aber es gelingt uns aktuell einfach nicht. Wir erzielen keine Tore und kassieren viel zu einfach Gegentore.
Union Berlin stand in den letzten Jahren vor allem für eine stabile Defensive. Wo ist diese Arbeit und Freude an der Defensive hin?
Oliver Ruhnert: Das ist genau das, was wir einfordern müssen. Wenn wir das 1:0 sehen … das ist Begleitschutz. Er kann komplett durchlaufen. Der Gegner bekommt keinen Balldruck und hat dann die Möglichkeit im Strafraum frei einzuköpfen. Diese Dinge müssen wir den Jungs immer wieder abverlangen und mit ihnen besprechen.
Herr Fischer, der Verein und die Fans stehen hinter Ihnen. Vielleicht steht man aus Dankbarkeit sehr lange hinter Ihnen. Schmeißen Sie dafür vielleicht hin?
Urs Fischer: Wieso sollte ich denn hinschmeißen? Dafür hat es die Mannschaft in den letzten Spielen doch viel zu gut gemacht. Bis auf das Spiel gegen Real Madrid, in dem wir 60 Minuten unterlegen waren, waren wir das in all den Spielen nicht.
Herr Hoeneß, der nächste Erfolg in der Bundesliga. Ein 3:0 bei Union Berlin. Wie sehen Sie den heutigen Sieg und die Leistung?
Sebastian Hoeneß: Wir haben eine reife Leistung gezeigt. Ich finde, wir haben sehr erwachsen gespielt. Ich hatte in der 2. Halbzeit richtig Sorge vor den Druckphasen von Union. Aber die waren nicht so ausgeprägt und das hat mich stolz gemacht. Dass wir dann noch zustechen und das Spiel auf unsere Seite ziehen, ist großartig.
Und wie bewertet der „Sky“-Experte vor allem die Leistung von Union Berlin?
Dietmar Hamann: 90 Minuten Nichts. Ich glaube, sie haben einmal nur auf das Tor geschossen. David Fofana hatte eine Halb- oder Dreiviertelchance. Gegen Ende sind sie auseinandergefallen … gegen sehr gute Stuttgarter, muss man sagen. Da haben sie alles vermissen lassen, was Union die letzten zwei bis vier Jahre wirklich ausgemacht hat. Ich denke, ihren Teamspirit haben sie durch die Neuzugänge, aus welchen Gründen auch immer, verloren. Im Moment ist es keine Mannschaft. (Sky/TX)
Foto: Oliver Ruhnert Copyright Bundesliga Interviews