Michael Ballack: „Wir bringen alles mit. Aber wir können es nicht abrufen“.
Für Deutschland ist die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar bereits vorbei. Die Mannschaft von Bundestrainer „Hansi“ Flick konnte gegen Costa Rica zwar mit 4:2 gewinnen, trotzdem ist die DFB-Auswahl zum zweiten Mal nach 2018 bereits in der Gruppenphase gescheitert. „Jeder Stein“ soll beim DFB umgedreht werden, fordert „MagentaTV“-Experte Michael Ballack, „alles hinterfragt werden“ nach dem Turnier.
Was muss nach der Rückkehr passieren?
Michael Ballack: Jetzt geht es darum, jeden Stein umzudrehen, inhaltlich. Auch beim DFB. Und nicht den gleichen Fehler wie 2018 zu machen. Als der Präsident sich kurz nach dem Ausscheiden hinstellt und sagt: Der DFB und sein Trainerteam analysieren das jetzt und dann macht „Jogi“ weiter. Es gehört beim DFB dazu, dass jede Position hinterfragt wird. Da gehört auch der Trainer dazu. Alle. Aber wer führt die Diskussion? Ist da eine Organisation oder eine Instanz, die die Jungs jetzt im operativen Geschäft hinterfragt. Das heißt nicht, dass man sie auswechseln muss. Das heißt, dass man sich kritisch hinterfragt. Dass man wirklich Kritik intern sowie extern übt und dann zu einer Schlussfolgerung kommt. Und nicht vorgefertigt schon sagt: Wir machen so weiter!
Was könnte die Lösung sein?
Michael Ballack: Es geht um die Ausrichtung. Und wenn ich eine Ausrichtung habe, dann suche ich mir auch die Leute dazu. Es geht um den deutschen Fußball und eine deutsche Nationalmannschaft, die erfolgreich Fußball spielt und weit kommt. Fußballerisch bringen wir alles mit. Aber wir können es nicht abrufen.
Und was sagt die Mannschaft zum Aus …
„Hansi“ Flick: Es hat allein an uns gelegen. Die Leistung, die wir gebracht haben, war einfach nicht ausreichend. Das hat einfach nicht gereicht, dass wir uns für das Achtelfinale qualifiziert haben!
Oliver Bierhoff: Es ist eine große Enttäuschung und eine riesige Wut, da wir es meines Erachtens in der Hand hatten in dieser Gruppe zu bestehen. Bei einer WM kannst du dir nicht viel erlauben und das hat sich leider bestätigt … es ist einfach frustrierend, da wir es nicht geschafft hatten, eine Kontinuität reinzubringen. Gerade Richtung EM 2024 muss man den Glauben nun schüren. Jetzt ist die Enttäuschung sehr groß. „Hansi“ ist ein Top-Trainer. Er steht für mich außer Zweifel.
Thomas Müller: Wir haben irgendwann nicht die Positionen gehalten, weil wir auch zu viel wollten. Wir haben in der Offensive ein wenig die Disziplin verloren. Ich habe gerade gelesen, dass wir 32 Torschüsse hatten. Der Aufwand, den die Mannschaft betrieben hat, der war enorm. Für uns ist es unglaublich bitter, dass die Japaner es geschafft haben die Spanier zu besiegen. Wir haben unsere Hausaufgaben für die realistischen Szenarien gemacht. Es ist so ein Ohnmachtsgefühl. Wir haben viel, viel investiert. Man kann der Mannschaft gar nichts vorwerfen … die Enttäuschung ist enorm. Wir hatten nach dem Spanien-Spiel ein sehr gutes Gefühl. Wir hatten das Gefühl, dass wir weit kommen können und am Ende müssen wir jetzt nach Hause … eine absolute Katastrophe! (MagentaSport/TX)