Markus „Muck“ Franke: „Wir sind da und stehen zu Dir“.
Fußball ist ein weltweiter Volkssport. Fast jeder hat schon einmal selbst gegen das Leder getreten, doch zum Profi reicht es in den wenigsten Fällen. Doch dies bedeutet nicht zwangsläufig das Ende. Als Fan kann man seine Mannschaft auf die eine oder andere Art unterstützen … Die Fans und Fanclubs von Eintracht Frankfurt haben in der Europa League bewiesen, was echte Anhänger alles entfachen können …
„Muck“, die Gründung der „Adlerinvasion Bensheim“ vor 25 Jahren erfolgte in der wohl schwärzesten Stunde in der Geschichte von Eintracht Frankfurt. Was waren damals die Beweggründe, gerade zu der Zeit einen Fanclub zu gründen?
Markus „Muck“ Franke: Einer der hauptbeweggründe die Adlerinvasion zu gründen war eben genau der Abstieg 1996 um zu zeigen: „wir sind da und stehen zu dir“. Die Gründungsmitglieder kannten sich alle schon vorher, beispielsweise aus der Schule, dem gemeinsamen Freundeskreis sowie von Spielen, und man entschloss sich eben nun gemeinsam die Eintracht als Fanclub zu unterstützen
Wie muss man sich so eine Gründung vorstellen? Gibt es formelle Hürden, vor allem wenn man offizieller Fanclub eines professionellen Vereins werden will?
Markus „Muck“ Franke: Hürden wie sie heute existieren gab es keine. Man schrieb die Eintracht an, dass man einen Fanclub gründen möchte und bekam dann einfach die entsprechenden Unterlagen. Wichtig war, das man einen Namen hat, mindestens sieben Leute hat, eine Satzung hat und man verzichtete auf seine Namensrechte.
Rund zwei Jahren nach der Gründung merkten wir, dass die Eintracht wirklich Geld mit unserem Namen macht. Wir heißen ja offiziell „EFC Adlerinvasion Bensheim“ und der Verein brachte dann 1998 Aufkleber, Fahnen, Aufnäher heraus mit der Aufschrift „Adlerinvasion“. Auf der einen Seite eine Ehre, weil sie unseren Namen genommen haben, auf der anderen Seite ärgerlich, weil wir von vielen angesprochen wurden ob wir uns nicht einen eigenen Namen hätten suchen können. Wie aber schon erwähnt, Eintracht Frankfurt verwendet unseren Namen.
Wie sieht die Organisation in einem Fanclub aus, gerne am konkreten Beispiel der „Adlerinvasion Bensheim“? Und welche Ziele verfolgt Ihr als ein Fanclub?
Markus „Muck“ Franke: Wir vom Vorstand kümmern uns um alle organisatorischen Aspekte. Wir informieren unsere Mitglieder beispielsweise über die Neuigkeiten, aber auch die Planung sowie Durchführung von Festen und Feiern gehört dazu. Und der Vorstand organisiert auch die Auswärtsfahrten. In regelmäßigen Abständen findet die Mitgliederversammlung statt und einmal im Jahr eine Jahreshauptversammlung.
Wie schon erwähnt, vor genau 25 Jahren am 24. Mai erblickte dieser Adler das Licht der Welt. Gerade diese Zeit war turbulent, mit Abstiegen und Aufstiegen. War es schwer neue Mitglieder zu finden, oder auch die Mitglieder zu behalten?
Markus „Muck“ Franke: Nein, es war gar nicht schwer. Die Adlerinvasion bestand damals aus einem Kern von gut 30 jungen Leuten, darüber kamen meistens immer neue Mitglieder aus deren Freundes- und Bekanntenkreis. Ziel ist es, das Interesse an der Eintracht gemeinsam zu erleben. Und wenn jemand kein Interesse mehr hat, dann ist es leider so.
Wie sieht die Mitgliederstruktur heute aus? Habt Ihr mehr Zuspruch durch die Erfolge der Eintracht in den letzten Jahren, oder muss man es getrennt sehen?
Markus „Muck“ Franke: Aktuell haben wir 85 Mitglieder. In den letzten zwei bis drei Jahren sind nur wenige neue Mitglieder dazu gekommen. Ich glaube, dass es nicht daran liegt ob die Eintracht Erfolg hat oder nicht … hier im Kreis gibt es noch mehr Fanclubs von Eintracht Frankfurt.
Gab es in diesen vergangenen 25 Jahren auch Krisen innerhalb des Fanclubs?
Markus „Muck“ Franke: Wir hatten von 2006 bis 2012 eine große Krise. In dieser Zeit waren wir nicht aktiv und uns hat es nur auf dem Papier gegeben. Es wurden lediglich jedes Jahr die Dauerkarten bestellt.
Wenn es mich beispielsweise nach Südhessen an die Bergstraße eines Tages verschlagen sollte, wie könnte ich die „Adlerinvasion Bensheim“ denn finden?
Markus „Muck“ Franke: Wir haben mittlerweile seit gut zwei Jahren unsere eigene Homepage und uns kann man natürlich auch auf Facebook finden. In Regelmäßigen Abständen findet auch eine Mitgliederversammlung statt. Diese Termine stehen auf unserer Homepage: www.adlerinvasion.de.
Bei Heim- und Auswärtsspielen begleitet Euer Fanclub die Mannschaft, wenn nicht gerade „Geisterspiele“ aufgrund der Pandemie stattfinden. Doch was für Aktivitäten gibt es bei Euch während einer kompletten Spielzeit sonst noch so?
Markus „Muck“ Franke: Wir veranstalten jedes Jahr ein Sommerfest und auch eine Winterfeier, wo alle Mitglieder und deren Familien eingeladen sind. Wir hatten auch schon überlegt in der Zeit ohne Fußball eine Wanderung, eine Schifffahrt oder aber eine Besichtigung einer Brauerei zu planen. Dies ist aber leider immer wieder wegen Termingründen ausgefallen. Einige Mitglieder haben sich schon auf dem Bensheimer Weihnachtsmarkt getroffen und den ein oder anderen Glühwein getrunken.
Eine Frage zur Pandemie muss leider sein. Seit mehr als einem Jahr dürft Ihr nicht mehr ins Stadion, die Kneipen sind geschlossen und man darf sich nicht einmal in Gruppen treffen. Wie haltet Ihr dieses Vereinsleben aktuell aufrecht?
Markus „Muck“ Franke: Durch die Pandemie ist es sehr ruhig geworden. Ab und zu informiere ich unsere Mitglieder über WhatsApp, wenn es Neuigkeiten gibt. Wenn die Eintracht spielt werden die Szenen und Entscheidungen wild diskutiert.
Wie habt Ihr generell diese ganze Zeit mit den „Geisterspielen“ so empfunden?
Markus „Muck“ Franke: Ich finde es wirklich sehr traurig nicht mit den Mitgliedern zusammen die Spiele zu schauen oder sich zu treffen. Man vermisst doch etwas.
25 Jahre sind eine lange Zeit, was waren aus Deiner Sicht die Highlights für die „Adlerinvasion Bensheim“? Die Aufstiege, der Triumph im DFB-Pokal oder die wilde Reise durch die Europa League … oder war es etwas komplett anderes?
Markus „Muck“ Franke: Ich glaube schon, dass der Triumph im DFB-Pokal das größte Highlight war, auch wenn damals nicht alle Live in Berlin dabei sein konnten. Aber auch unsere Auswärtsfahrten, Relegation und natürlich die Aufstiege zählen für mich zu den Highlights. Für viele war das Auswärtsspiel in Bordeux ein Highlight!
Vielen älteren Mitgliedern wird bestimmt auch noch der letzte Spieltag in der Saison 1998/99 in Erinnerung bleiben und zwar nicht unbedingt wegen dem grandiosen 5:1 Sieg über Kaiserslautern sondern wegen dem was vor dem Spiel war. In der Saison gab es von der Kelterei Possmann immer in der Halbzeitpause der Heimspiele eine Auslosung, welcher EFC eine Besichtigung mit anschließendem Umtrunk gewinnt. Eines Tages, es war noch früh in der Saison, wurden wir ausgelost. Eigentlich hatten wir es schon vergessen, eines Tages kam die Einladung. Genau am Tag des letzten Spiels. Vormittags. Also machten sich knapp 25 junge Mitglieder zwischen 15 und 20 Jahren morgens um 9 Uhr auf den Weg nach Frankfurt. Gegen 10 Uhr angekommen, hieß es, die Führung muss ausfallen, der verantwortliche Mitarbeiter sei krank. Kurz gesagt, die Besichtigung fiel aus, es wurde drei Stunden im Kelterei Keller gefeiert.
In der darauf folgenden Saison wurden diese Besichtigungen nicht mehr verlost, es gab nur noch 50 Liter Äppler for free … böse Zungen behaupten, es hätte etwas mit uns zu tun gehabt.
Den DFB-Pokal habe ich ja schon angesprochen. Ich war 2017 und 2018 selbst beruflich vor Ort in Berlin … aber wie habt Ihr als Fanclub diese Zeiten erlebt?
Markus „Muck“ Franke: Leider haben wir für unseren Fanclub sehr wenige Karten für die beiden Spiele bekommen. Gegen Dortmund 2017 musste ich sogar die Karten auslosen. Gegen Bayern haben wir dann noch einmal weniger bekommen und wir sind in Kleingruppen mit einem Kleinbus oder Pkw nach Berlin gefahren. Vor dem Spiel haben wir uns dann getroffen und uns gemeinsam auf die Spiele eingestimmt.
Kommende Saison geht es für Eintracht Frankfurt wieder durch Europa. Einmal vorausgesetzt die Fans dürfen wieder mit, wie weit sind Eure Planungen dafür?
Markus „Muck“ Franke: Bis jetzt planen wir noch gar nichts. Man muss erst einmal abwarten was bis zum Sommer alles erlaubt ist und ob wieder Zuschauer ins Stadion dürfen. Aber ich gehe davon aus, dass wenn man ins Stadion darf, wir mit einigen Mitgliedern wider quer durch Europa reisen werden.
Seit dieser Saison ist Eintracht Frankfurt auch bei den Frauen aktiv. Wie findet Ihr das? Und gibt es Unterstützung am 30. Mai bei deren Finale im DFB-Pokal?
Markus „Muck“ Franke: Hmmm … was soll ich sagen. Ich persönlich finde es toll, dass die Eintracht jetzt auch eine Frauenmannschaft hat, aber persönlich verfolge ich dies nicht so intensiv. Man bekommt durch Social Media immer mal wieder was mit. Mich freut es, dass die Mannschaft im allerersten Jahr gleich den Sprung ins Finale geschafft hat und wir drücken die Daumen, dass sie dieses auch gewinnen.
Am Ende: Welche Anekdote muss wirklich jedes Mitglied der „Adlerinvasion Bensheim“ kennen? Als Geschäftsführer darfst Du es uns bestimmt verraten …
Markus „Muck“ Franke: Bestimmt gibt es sehr, sehr viele. Aber wie wir alle wissen, ist der Urberuf Schlosser! (LB/TX)
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