Marius Möchel: „Eine Chance für Underdogs in dieser Serie weiterzukommen“.
Der Countdown in der DEL läuft. Die Playoffs stehen vor der Tür. In Schwenningen wird nach ein paar Niederlagen im April um einen Einzug in diese entscheidenden Runden gezittert. Stürmer Marius Möchel von den Wild Wings kennt die heißesten Zeiten im deutschen Eishockey, wenn in jedem Spiel das Eis schmilzt … aber er kennt persönlich auch die schwierigen Momente in einer Sportlerkarriere.
Marius, Ihr seid in diesen Zeiten viel auf dem EIs. Manchmal zwei Spiele in 24 Stunden. Wann habt Ihr Zeit die Spiele zu analysieren?
Marius Möchel: Wir gehen nicht so tief in die Analyse wie normal. Es ist schon wichtig, primär wenn man ein Spiel verloren hat, dass man einige Szenen anguckt, vielleicht mit einzelnen Spielern oder in kleinen Gruppen. Aber gerade bei so vielen Spielen, muss man versuchen, Niederlagen so schnell wie möglich abzuschütteln und das nicht mit ins nächste Spiel zu nehmen. Man muss sich voll konzentrieren, dass man seine Leistung wieder abrufen kann. Natürlich muss immer an ein paar Stellschrauben gedreht werden, aber die Analyse ist nicht mehr so umfangreich.
Ist es eigentlich gut, dass man relativ schnell wieder gegen den selben Gegner spielen muss?
Marius Möchel: Ja, das hat dann ein bisschen Playoff-Feeling, was es natürlich auch interessanter macht. Man wird von beiden Seiten keine Geheimnisse mehr sehen, aber jedes Team versucht dann doch aufs Spiel des Gegners zu reagieren und vielleicht Kleinigkeiten umzustellen.
Du kommst gerade vom Training. Wie ist bei Euch die Stimmung? Wie seid Ihr fokussiert? Es sind in dieser wichtigen Phase auch nicht alle an Bord.
Marius Möchel: Leider haben wir einige angeschlagene Spieler, ansonsten muss ich sagen, dass die Stimmung gut ist. Wir haben einen guten Zusammenhalt. Die Niederlagen taten uns natürlich sehr weh, da war die Stimmung nach den Spielen auch erstmal am Tiefpunkt, aber wir haben uns als Mannschaft als Ziel gesetzt, in den letzten Spielen alles rauszuhauen, um uns die Chance auf Playoffs zu wahren..
Ihr wart recht lange auf dem vierten Platz, seid kurz aus den Playoff-Rängen gerutscht. Schaut man da auf die Tabelle oder denkt man eher an das nächste Spiel ohne einen Blick darauf?
Marius Möchel: Nein. Man guckt schon darauf, wie die anderen Klubs spielen und wie die Tabelle aussieht. Wir wollen jetzt noch einmal das Eishockey zeigen, was uns in dieser Saison ausgemacht hat. Wenn wir unsere Leistungen bringen, dann sind wir auch guter Dinge, dass es am Ende mit dem vierten Platz auch klappt.
Jetzt sagst Du, dass Du auch auf die Tabelle schaust. Guckst Du denn auch auf Deine eigenen Statistiken? Du stehst bei 40 Toren und 58 Assists.
Marius Möchel: Man schaut ab und zu drauf. Ich hänge das aber nicht an die große Glocke. Ich wusste das mit den 100 Punkten gar nicht … Man hat schon im Kopf, wie die aktuelle Saison läuft. Aber ich kenne keinen, der sich in persönliche Statistiken reinsteigert.
Wenn man solche Verletzungen hatte, wie Du, schiebt man Statistiken nicht sowieso an die Seite? Hattest Du auch irgendwann mal Angst gar nicht mehr spielen zu können?
Marius Möchel: Im September 2019 hatte ich die Fußverletzung, dann im Februar 2020 die Handverletzung. Das war schon eine sehr blöde Zeit. Einerseits eben die schwerwiegenden Verletzungen und andererseits die Pandemie, was es außerdem schwieriger gemacht hatte, einen Verein zu finden. Ich habe darüber nachgedacht, wie es generell weitergeht. Da macht man sich schon Gedanken in alle Richtungen, auch wenn es mit erst 29 Jahren nicht wirklich die Überlegung gab aufzuhören. Ich musste aber auch schauen, wie die Hand so reagiert, deswegen bin ich auch relativ früh aufs Eis gegangen und habe in der 3. Liga wieder angefangen.
Du warst in Selb aktiv, und hast dort gemerkt, dass alles gut funktioniert, Du kannst wieder spielen. Warst Du dann proaktiv, um einen Verein zu bekommen oder kam irgendwann der Anruf?
Marius Möchel: Teils, teils … Ich wollte wieder einen geregelten Trainings- und Spielbetrieb haben. Dann hat mich damals ein Spieler von Selb gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei ihnen zu spielen. Dann kam das eine zum anderen und es war für mich eine gute Gelegenheit wieder in den Rhythmus zu kommen.
Bist Du aktuell zufrieden mit Deinen Spielen in dieser Saison?
Marius Möchel: Gesundheitlich läuft alles gut. Ich fühle mich fit. Das Handgelenk macht super mit, da gibt es nichts. Natürlich bin ich froh, dass ich in der Mannschaft meine Verantwortung habe, dass ich Eiszeit und das Vertrauen von den Trainern bekomme und dass ich Teil dieser sehr guten Mannschaft sein kann. Generell bin ich schon zufrieden, aber am Ende wäre ich natürlich zufriedener, wenn wir auch die Playoffs erreichen.
Es gibt die Diskussionen, ob der Norden oder der Süden in der DEL stärker ist. Wie hast Du es auf dem Eis erlebt? Gibt es da Unterschiede?
Marius Möchel: Das ist schwierig zu sagen. Ich war auch einer, der gesagt hat, dass von den Kadern und Mannschaften her eventuell der Süden etwas stärker ist. Wir haben aber gesehen, dass wir auch in der Nord-Gruppe sehr viele enge Spiele hatten, die wir auch teilweise bitter verloren haben. Ich sage trotzdem, allein durch München und Mannheim, ist der Süden etwas besser aufgestellt. Deswegen heißt es nicht, dass es irgendwelche leichten Spiele für uns gibt. Es zeichnet die DEL aus, dass immer jeder gegen jeden gewinnen kann. Man muss wirklich in jedem Spiel 100 Prozent geben, sonst kann das auch schnell nach hinten losgehen. Vor allem weil die Playoffs dieses Jahr richtig interessant werden, denn es wird nach dem Modus „Best of Three“ gespielt. Da hat man Chance gegen vermeintliche Favoriten gut auszusehen und man kann sogar überraschend eine Runde weiterzukommen. Es ist eine Chance für die Underdogs in dieser kurzen Serie weiterzukommen. Das macht es noch ein bisschen interessanter und deswegen ist es natürlich auch unser Ziel, die Playoffs zu erreichen. Dann ist alles möglich!
Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel in der DEL? Du hast schon einige Spiele auf dem Buckel, mittlerweile über 465 Spiele.
Marius Möchel: Das erste Spiel war für München in München gegen Hamburg. Das war auf jeden Fall ein geiles Gefühl, überhaupt diese Woche davor, schon mit im Training sein zu dürfen. Die DEL war auch immer mein Traum. Es hatte sich in der Woche abgezeichnet, dass ich dann auch spielen werde. Da war die Vorfreude riesengroß, aber je näher das Spiel rückte kam auch die Nervosität. Wobei ich mir in meinen jungen Jahren noch wenig Gedanken gemacht hatte und einfach drauf los gespielt habe. Das war eine geile Sache und ich denke immer wieder gerne zurück.
Jetzt bist Du nicht gerade der Kleinste mit über 1,90 Meter. Hat Dir dies in der Karriere geholfen, so groß zu sein?
Marius Möchel: Ich glaube schon. Mit meiner Größe und meiner Reichweite kann ich schon einiges bewirken. Es ist aber immer auch Voraussetzung, dass ich sehr gut auf den Schlittschuhen stehe. Wenn ich nur groß bin, dann bringt mir das nichts.
Deinen Traum hast Du Dir mit der DEL erfüllt. Hast Du noch Ziele?
Marius Möchel: Die 500 Spiele sind auch nicht mehr so weit weg. Das ist schon ein weiteres Ziel, was ich anpeile. Dann möchte ich wieder Playoffs spielen. Weil es einfach die besten Zeiten im Eishockey sind, wenn es richtig zur Sache geht. Das macht richtig Spaß und ich möchte das wieder erleben. Sonst einfach nur gesund bleiben … Ich habe einige Rückschläge durch Verletzungen erlitten, deswegen weiß ich, wie wichtig es ist, gesund zu bleiben. (OD)
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