Manuela Mandl: „Nachhaltige Ernährung ist auf Tour eine Herausforderung“.
Manuela Mandl ist eigentlich seit der Saison 2017 Athletin auf der Freeride World Tour, die am 22. Januar in die neue Saison geht, zudem ist die gebürtige Wienerin auch noch Nachhaltigkeitsbotschafterin. Die FWT-Kollegen haben sich im Vorfeld der neuen Saison mit Manuela Mandl intensiv unterhalten, um herauszufinden, wie die Wienerin beispielsweise ihren neuen Gemüsegarten im Lockdown angelegt hat.
Manuela, ich habe gehört, dass Du während des ersten Lockdowns ein neues Hobby gefunden hast. Kannst Du uns etwas mehr darüber erzählen?
Manuela Mandl: Ich hatte das Glück, in einem Haus mit Garten zu wohnen und ein paar motivierte Mitbewohner zu haben, die dann angefangen haben, ein paar Beete umzugraben und anzulegen. Wir bauten Zucchini, Tomaten, verschiedenste Kräuter, Auberginen, grüne Bohnen, Gurken, Kürbisse, Salat und einen Apfelbaum an.
Warum der Anbau von eigenem Obst und Gemüse?
Manuela Mandl: Wir hatten bereits 2020 einige Zuccini und Tomaten im Garten. Meine Oma hat auch ein eigenes Stück Ackerland und gab mir Gurkenpflanzen und Samen für grüne Bohnen und viele hilfreiche Tipps. Sie war begeistert, dass unsere Gurkenpflanzen in Innsbruck so produktiv sind. Es ist so befriedigend, seine eigenen Lebensmittel anzubauen und zu sehen, wie man aus einem kleinen Samen mit recht wenig Aufwand viele Lebensmittel gewinnen kann. Die Natur ist ein wahres Wunder!
Nach welchen Kriterien wählst Du diese ganzen Lebensmittel aus?
Manuela Mandl: Für mich ist es wichtig zu wissen, woher meine Lebensmittel sind, und dass sie so regional wie möglich und außerdem biologisch sind. Ich finde, Bio sollte das neue Normal sein, denn in der konventionellen Landwirtschaft werden Pestizide eingesetzt. Diese Chemikalien wirken sich so negativ auf die Artenvielfalt aus, dass ich jeden auffordere, so viele Lebensmittel wie möglich aus biologischem Anbau zu kaufen. In der EU gibt es eine europaweite Zertifizierung und ein Logo, das man auf der Verpackung findet. Wenn man regional einkauft, spart man jede Menge Emissionen, da die Lebensmittel nicht so weit reisen müssen und auch die lokale Wirtschaft unterstützt wird. Heutzutage gibt es viele Bauernmärkte, auch viele Bauernhöfe bieten mittlerweile schon einen Direktverkauf für die Kunden an.
Ernährung ist generell ein sehr wichtiges Thema im Sport. Als professionelle Boarderin, wann hast Du Dich damit beschäftigt?
Manuela Mandl: Ich habe mich schon immer recht bewusst mit meiner Ernährung auseinandergesetzt und liebe es, mein eigenes Essen mit einer großen Vielfalt an Geschmacksrichtungen und Zutaten zuzubereiten. Zudem habe ich das Glück, aus einer Familie zu kommen, in der Kochen zelebriert wird. Wenn man Geschmäcker und Lebensmittel schätzt, ist eine gesunde Ernährung ganz natürlich. Dennoch ist es ein sehr komplexes Thema, und ich lerne mehr und mehr dazu. Vor allem nach Verletzungen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle für eine schnelle Genesung. Es gibt wirklich so viele entzündungshemmende Zutaten sowie Zubereitungsarten.
Du bist viel mit der FWT unterwegs. Ist gesundes Essen möglich?
Manuela Mandl: Das ist eine große Herausforderung! Und ehrlich gesagt habe ich noch nicht für alle Aspekte meiner Ernährung auf Reisen eine Lösung gefunden. Ich habe meine eigenen selbstgemachten Energieriegel dabei und nehme zudem auch Nahrungsergänzungsmittel zu mir. Ich reise mit entzündungshemmenden Gewürzen wie Zimt und Kurkuma, versuche, eine kluge Wahl bei den im Hotel angebotenen Speisen zu treffen. Ich bin weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber ich versuche, so variabel wie möglich zu essen. Meistens esse ich jedoch viel, viel mehr tierische Produkte als ich es zu Hause tun würde. Es ist seltsam, dass Fleisch immer noch eine hohe symbolische Bedeutung hat und auf den Speisekarten von Restaurants einen höheren Stellenwert zu haben scheint als Gemüse. Der Wandel braucht.
Nachhaltigkeit liegt nicht allein nur auf Deinem Teller, sondern auch in dem Fach, in dem Du an der Universität eingeschrieben bist, oder irre mich?
Manuela Mandl: Nachhaltigkeit ist auch ein wichtiger Teil der Architektur, denn die Bauindustrie verursacht zu viele Emissionen, aber auch Gebäude und Stadtplanung prägen buchstäblich die Art, wie wir leben. Eine passende gebaute Umwelt kann zu einem nachhaltigen Lebensstil beitragen. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir weltweit eine rasante Urbanisierung erlebt, die weit über das hinausgeht, was für Mensch und Natur nachhaltig ist. Mit der Entwicklung unserer Kommunikationsmittel und der Chance, zusammenzuarbeiten, obwohl wir nicht an einem Ort sind, hat uns die Möglichkeit gegeben, auch völlig andere Lebensweisen zu berücksichtigen und dennoch im laufenden Wirtschaftssystem „produktiv“ zu sein. Gleichzeitig steigt der Energiebedarf, während wir versuchen, auf fossile Brennstoffe völlig zu verzichten, so dass es interessant ist, über die erneuerbare Energieerzeugung nachzudenken: Jede Entscheidung in unserem Leben hat Auswirkungen auf die Umwelt. Von der Art, wie man lebt, wie man reist, welches Bankkonto man hat, bis hin zu dem, was man isst. Ich glaube wirklich, wenn wir alle ein bisschen mehr nachdenken, können wir eine großartige Lebensqualität haben, ohne den Planeten zu zerstören. (FWT/TX)
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