Manfred Bender: „Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme“.
Mit dem FC Bayern München wurde Manfred „Manni“ Bender zweimal Deutscher Meister. Dazu noch Station in der Bundesliga beim Karlsruher SC sowie dem TSV 1860 Münchner. Seine Trainerkarriere verbrachte der gebürtige Münchner zum größten Teil in Österreich. In „Sprenger spricht“ verrät der passionierte Golfer, dass im April sein erster Podcast startet … der dann auch auf „sportflash.online“ zu hören ist.
Manni, nach Deiner langen Karriere, unter anderem bei den Bayern, geht denn noch etwas fußballmäßig?
Manni Bender: Nein … ganz lockeres Joggen geht noch und ich habe mich bisschen mehr auf Golf spezialisiert. Also mehr so ruhigere Sportarten …
Was ist denn beim Golfen Dein Handicap?
Manni Bender: Elf.
Das ist doch richtig gut, oder?
Manni Bender: Es ist nicht überragend, aber es ist nicht das Schlechteste. Man kann überall mitspielen und die Kugel schon treffen. Man muss aber immer etwas machen und nicht einfach mal zwei Monate pausieren.
Wohnst Du wieder in München?
Manni Bender: Ja, in Ismaning … gut 400 Meter Luftlinie von der Allianz-Arena entfernt. Ich höre das Tor schon immer vorher, bevor es im Fernseher fällt.
Darf man denn momentan in Bayern Golfen?
Manni Bender: Ja, man darf zu zweit spielen, vorher auch zu viert. Aber maximal aus zwei Haushalten. Spielen darf man auf alle Fälle.
Wenn hast Du als Golfpartner? Immer einen mit höherem, niedrigerem oder gleichem Handicap?
Manni Bender: Das ist unterschiedlich. Seit fünf Jahren haben wir hier eine coole Golfrunde. Wir haben 20 Turniere. Da spielen auch Philipp Lahm, Michael Tarnat, Didi Hamann mit, dazu zwei Wiesenwirte und Geschäftsleute. Am 30. April geht es wieder los und dann ist jeden Freitag ein Golfturnier. Wenn ich Zeit habe, spiele ich immer mit. Das ist eine lustige Runde … alles sehr ungezwungen in völlig lockerer Atmosphäre. Es gibt beim Golf sonst viele, die sehr verbissen sind. Olli Kahn zum Beispiel fährt auch mal nach drei, vier Löchern wieder heim, hört einfach auf, wenn es nicht läuft. Wir sind da etwas entspannter …
Du kennst sie ja noch alle … Also, Stichwort Verbissenheit, Olli Kahn hat sich nicht verändert?
Manni Bender: Nein. Der hat sich nicht geändert.
Wenn Hansi Flick, mit ihm hast Du noch gespielt, golft, würde er durchziehen oder auch früher gehen, wenn es nicht läuft?
Manni Bender: Hansi war schon immer ein mannschaftsdienlicher Spieler. Jeder, der bei den Bayern gespielt hat, hatte auch Ehrgeiz. Wenn man diesen Willen nicht hat, dann schafft man es auch nicht so hoch. Aber Hansi Flick habe ich bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr gesehen.
Konntest Du Dir denn damals schon vorstellen, dass Hansi Flick später der megaerfolgreiche Trainer wird?
Manni Bender: Nein. Manchmal brauchst du auch nur etwas Glück, dass du zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bist. Er war bei Jogi Löw die ideale Nummer zwei, weil er sich nie in den Vordergrund gespielt hat. So war er auch als Spieler.
Ein halbes Jahr warst Du bei Kickers Offenbach Manager, dann Trainer, letzte Station Türkspor Augsburg, sogar aufgestiegen. Seitdem ist Schluss …
Manni Bender: In Offenbach ist es nur wegen der Insolvenz zu Ende gegangen. Der Insolvenzverwalter hat damals gesagt, dass man sich einen Sportdirektor nicht mehr leisten kann und es der Trainer allein machen muss. Ich war drei Jahre bei Austria Klagenfurt in Österreichs 2. Liga, sportlicher Leiter und Trainer. Ich bin mit denen aufgestiegen. Dann war ich ein Jahr in Altach in der 1. Liga in Österreich und bin mit einem Regionalligisten gar in die 2. Liga aufgestiegen. Ich war meistens in Österreich unterwegs. Zwischendurch war ich mal U20-Trainer von Nigeria und war mit denen Afrikameister. Das war ein kleines Abenteuer. Wenn ich noch mal Trainer werde, dann muss das in einer Stunde Fahrzeit erreichbar sein.
Ich kann mir vorstellen, dass sie Dich in Augsburg oder in Österreich sehr gut verstehen können. Aber wie war das in Nigeria?
Manni Bender: Englisch. Das ist ja dort die Landessprache. Aber sie mussten auch ein anderes englisch sprechen, damit ich sie verstehe, denn sie haben dort auch Dialekte. Wenn die sich untereinander unterhalten, dann verstehst du gar nichts. Fußball ist auch nicht so kompliziert. Das versteht jeder. Das hat schon geklappt, sonst wären wir ja nicht Afrikameister geworden.
Meinst Du, dass der Fußball komplizierter gemacht wird, als er wirklich ist? Stichwort abkippender Sechser …
Manni Bender: Mir ist das egal. Im Endeffekt muss der Trainer gewinnen. Ob mit abkippendem Sechser oder mit einem vielseitig einsetzbaren Spieler. Die Spieler müssen es begreifen. Der Zuschauer draußen denkt wahrscheinlich, dass dieser Trainer viel vom Fach verstehen muss, denn er schmeißt mit Fremdwörtern um sich. Im Endeffekt ist es das Wichtigste, dass er die Punkte holt. Wenn er die nicht holt, dann kann er noch so viele abkippende Sechser haben …
Wie guckst Du Fußball auf dem Sofa? Mit Taktikblock oder mit Chipstüte?
Manni Bender: Definitiv mit der Chipstüte. Nur noch genießen, anschauen und ab und zu ärgere ich mich über die Kommentare der Reporter. Ich bin ein entspannter Zuseher. Momentan schaue ich fast nur Konferenzen. Wenn dann die Champions League im Viertelfinale ist, gucke ich die Spiele auch mal 90 Minuten an. Ansonsten bin ich ein Zapper, denn es ist zurzeit definitiv zu langweilig … zum Beispiel Mainz gegen Bielefeld über 90 Minuten anzuschauen.
Was ärgert Dich denn bei den Reportern? Du hast ja früher auch mal frechere Antworten gegeben …
Manni Bender: Man ist es nicht mehr gewöhnt, dass Fußballer eigene Meinungen haben und auch sagen, was sie denken. Zu unseren Zeiten waren nach Abpfiff schon zwei, drei Kameras auf dem Platz, um Emotionen von Spielern und Trainern einzufangen. Heute haben sie 20. Minuten Zeit, zu überlegen oder auf das Handy zu schauen. Von den Reportern will ich auch in erster Linie gut unterhalten werden. Er soll sich nicht zu wichtig machen. Da gibt es einige. Sie meinen, sie wären wichtiger als die Spieler. Das eine oder andere Spiel schaue ich mir ohne Kommentar an.
Du bist aus einer anderen Generation. Sind Spieler heute zu schnell beleidigt? Wenn einer kritisiert wird, dann schaltet sich direkt der Berater ein.
Manni Bender: Sie werden schon von den Nachwuchsleistungszentren gedrillt. Mit 15, 16 hat man heute schon seinen eigenen Berater, der dann hofft, dass der Junge durchstartet und er so dicke Kohle machen kann. Dazu werden sie den ganzen Tag begleitet, dass nicht ein anderer Berater kommt. Sie werden betreut und getätschelt. Dazu kommen dann noch die Eltern, die sich beim Berater melden, wenn der Sohn zweimal auf der Bank gesessen hat. Aber die Möglichkeiten sind heute größer als bei uns früher. Ich habe keinen Berater gehabt. Es ist in den 90er Jahren mit Lothar Matthäus losgegangen. Du hattest deinen Vertrag und den hast du erfüllt. Wenn du auf der Bank gesessen hast, dann hast du unter der Woche Gas gegeben, damit du am Wochenende wieder spielst. Heute rennen sie überall hin und beschweren sich.
Was meinst Du, wie entwickelt sich der Fußball?
Manni Bender: Die Vereine können gar nicht nachdenken, weil sie immer mitziehen müssen. Wenn ein Verein aus der Reihe tanzt, dann müssen die anderen mitziehen. Bei den Ablösesummen von 100, 150 oder 200 Millionen … Financial Fairplay ist gut und recht, aber es wird immer Möglichkeiten geben, die Klubs werden immer etwas finden, dieses zu umgehen. Wenn es um so viel Geld geht, dann gibt es gar kein Fairplay. Nach Corona werden wir genau da stehen, wo wir vor Corona standen. Die Topspieler werden immer viel verdienen, der mittelmäßige Kicker wird vielleicht nicht mehr so viel verdienen wie vor fünf Jahren.
Kommt es „oben“ überhaupt an, in welchen schwierigen Zeiten wir leben?
Manni Bender: Die Spieler heute haben ein anderes Umfeld im Vergleich zu uns früher. Wir konnten noch vieles machen, zum Beispiel in Ruhe Essen gehen. Die Topstars können heute doch eigentlich gar nichts mehr machen. Sie werden gleich umringt von Handys für Selfies. Die haben überhaupt kein Privatleben mehr. Die, die Leistung bringen und vorne weg marschieren sollen auch alle Privilegien haben, aber es sind auch viele mit geschwommen, Wasserträger, die die Kohle schnappen.
Wie siehst Du denn die Europameisterschaft in diesem Sommer?
Manni Bender: Wenn es stimmt, dass die UEFA schaut, dass es nur mit Publikum gehen soll, dann bin ich mal wirklich gespannt, wie das funktionieren soll. Dann wird Deutschland bei der Vergabe von Spielen raus sein.
Ich bin ehrlich, ich weiß im Moment gar nicht, wie die Gruppen bei der EM aussehen. Das ist doch noch so weit weg und irreal, oder?
Manni Bender: Mich interessiert die EM zurzeit überhaupt nicht. Wer da mitspielt, wo sie spielen und wann sie spielen … du hast Champions League, du hast Euro League, Bundesliga, 2. und 3. Liga … EM interessiert mich Ende Mai. Ich weiß noch gar nicht die ganzen Städte, wo sie spielen werden. Als Fan weißt du doch nichts mehr. Jeden Tag wird gespielt, das eine Spiel auf dem einen Sender, das andere auf dem anderen Sender …
Es gibt ganz viel Fußball im Fernsehen und jetzt gibt es auch viele Podcasts. Musst Du jetzt auch noch einen machen?
Manni Bender: Ich habe ja den Podcast, der alle interessiert. Ich mache es mit dem Radioreporter Bernhard Fleischmann zusammen. Ich habe Topsportler dabei wie Felix Neureuther, Magdalena Neuner, Benjamin Lauth, Manni Schwabl, Armin Veh, Daniel Abt, Giovane Elber, Carlo Thränhardt … lauter Sportgrößen, aber nicht nur Fußballer. Quer durch den deutschen Sport, Weltmeister und Olympiasieger. Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme. Es wird sehr lustig, sehr kurzweilig und wir werden die eine oder andere Information bekommen, die jetzt noch keiner weiß.
Das klingt super, zumal Sportler untereinander auch eine andere Beziehung haben. Du wirst anders mit ihnen umgehen.
Manni Bender: Genau das ist es. Da sie mich alle kennen, kann man auch mal etwas fragen, wo sie bei einem Reporter aufgestanden wären. Ich kann mich auch reindenken, wie sich ein Sportler fühlt.
Wie viele Folgen Deines Podcasts sind geplant?
Manni Bender: Ich mache eine Staffel mit zehn Folgen und einer Länge zwischen 40 und 50 Minuten. Die Folgen sind so produziert, dass man sie auch auf YouTube anschauen kann. Es gibt ganz viele lustige Geschichten.
Wie bereitest Du Dich auf eine Folge vor?
Manni Bender: In erster Linie recherchiere ich, wie ihr auch. Dazu habe ich ein großes Netzwerk. Durch Freunde und Bekannte komme ich dann an Informationen, die der Gast nicht erwartet. Das ist natürlich ein Vorteil für einen Ex-Sportler, denn wenn ein Reporter anrufen würde, dann würde man nichts erzählen.
Wann geht es los?
Manni Bender: Am 12. April läuft die erste Folge mit Magdalena Neuner, der besten Biathletin Deutschlands. (CSP)
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