Kolja Rebstock: „Harley-Davidson als Beruf, was kann es Schöneres geben“.
Harley-Davidson ist eines der berühmtesten Brands der Welt, und spielt nicht nur in Motorradkreisen eine gewichtige Rolle. Die Maschinen aus Milwaukee umgibt dieser gewisse Mythos, nicht erst seit dem Kultfilm „Easy Rider“. In diesem Jahr wird das Unternehmen 120 Jahre alt, und hat in der Zeit durchgängig Motorräder gebaut. In Budapest wird vom 22. bis 25. Juni gefeiert, mit dabei: Europa-Chef Kolja Rebstock.
Herr Rebstock, welchen Stellenwert hat der deutsche Markt für die Marke?
Kolja Rebstock: Einen großen. Die DACH-Region ist die wichtigste Region, was die Neuzulassungen motorisierter Zweiräder in Europa angeht. Und deswegen haben Harley-Davidson Europe und unser Headquarter in den USA Deutschland stets im Blick. Dazu sind sowohl unser CEO Jochen Zeitz als auch ich Deutsche. Zu unseren Informationsquellen zählen nicht zuletzt deutsche Medien und Fachmedien.
Und wieso fiel die Wahl auf Ungarn für die große Geburtstagsfeier in Europa?
Kolja Rebstock: Ungarn ist ein faszinierendes, aber gleichzeitig auch noch immer ein eher unbekanntes Land. Und Ungarn hat jede Menge zu bieten, wie nette und zuvorkommende Menschen, ein sehr gut ausgebautes Straßennetz durch schattige Alleen und dichte Wälder, fantastische Altstädte, eine vielfältige Küche und leckere Weine. Die Weite des Himmels, wie sie sich dort in etlichen Regionen zeigt, erwartet man so in Europa nicht. Und Budapest ist eine faszinierende und quirlige Metropole mit langer Historie, die uns alle sehr herzlich empfangen wird.
Was wird es in diesem Jahr denn noch alles an neuen Modellen geben?
Kolja Rebstock: Wir haben bereits unsere sieben exklusiven Anniversary-Modelle und die jüngste Inkarnation der Breakout vorgestellt, mit dem Milwaukee-Eight 117 und etlichen anderen Goodies. Zudem gibt es noch die neue Nightster Special mit Soziussitz, TFT-Display, Cruise Control und zusätzlichen Fahrmodi. Darüber hinaus haben wir zwei neue CVO-Modelle am Start, mit neuem Design und neuer Technik, über die ich allerdings noch nicht viel verraten darf. Sie sind streng limitiert. Das gilt auch für die Modelle der Enthusiast Collection, welche im Lackdesign Fast Johnnie gehalten sind, und für die Electra Glide Highway King im Look der 1968er Electra Glide … ein wunderschönes Bike, auf das ich mich ganz besonders freue.
Was macht Ihrer Meinung nach die ganze Marke und den Kultcharakter aus?
Kolja Rebstock: Da gibt es diesen einen wunderschönen Satz: If I had to explain, you wouldn’t understand. Man muss das selbst gespürt und selbst erlebt haben. Es geht um Werte wie Freiheit, Individualität und Nonkonformismus, die ganz eng mit unserer Marke verknüpft sind, und um das ganz spezielle Lebensgefühl, das damit einhergeht. Es hat viel damit zu tun, dass unser Unternehmen der traditionsreichste Motorradhersteller der Welt ist, nur wir stellen seit 120 Jahren ohne Unterbrechung Motorräder her … eigenständig Motorräder her. Das kann kein anderer vorweisen. Harley-Davidson ist ein Name, den man wirklich überall auf der Welt kennt und liebt, einerlei, ob man selbst Motorrad fährt oder am Ende nicht.
In China werden öfter Einstiegsmodelle mit 500 Kubik und sogar noch weniger Hubraum vorgestellt. Würden Sie sich so was für Europa wünschen?
Kolja Rebstock: Einstiegsmodelle dieser Art sind meiner persönlichen Ansicht nach für asiatische Märkte sinnvoll, nicht aber für unsere europäischen Märkte.
Was für eine Maschine fährt eigentlich der Europa-Chef von Harley-Davidson?
Kolja Rebstock: Ich hatte zwei Fat Boys, Modelljahre 2020 und 2021. Habe eine davon jetzt verkauft und warte auf meine neue Street Glide.
Vor Ihrer Zeit bei Harley-Davidson, waren Sie Geschäftsführer von Mitsubishi Deutschland. Was hat Sie am Wechsel gereizt und wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen der Automobil- sowie der Motorradbranche?
Kolja Rebstock: Harley-Davidson als Beruf, was kann es Schöneres geben? Dazu erlebe ich die Motorradbranche als lockerer und offener. Statt Krawatte und Jackett reichen Shirt und Jeans, man ist sofort per „Du“ und begrüßt sich mit Bikergruß. Der Kontakt mit unseren Kunden und Händlern macht mir daher große Freude. (ampnet/SW)
Foto:Kolja Rebstock, Europa-Chef von Harley-Davidson.