Kay Bernstein: „Wir nehmen Kritik als Hinweis an, es künftig besser zu machen“.
130 Jahre Hertha BSC Berlin: Das sind mittlerweile 130 Jahre voller Freude und Trauer, voller Euphorie und Frust, sowie unzählige Comebacks in der Hauptstadt. Vor allem sind es aber satte 130 Jahre voller Geschichten und Tradition, über die „herthabsc.com“ mit dem immer noch neuen Präsidenten Kay Bernstein gesprochen hat. Das komplette Interview gibt es als Video unter: https://tv.herthabsc.com.
130 Jahre Hertha BSC, ein großes Jubiläum, das vielen, vielen Menschen viel bedeutet. Was kommt Ihnen als erstes dazu in den Sinn?
Kay Bernstein: Als erstes kommt mir in den Sinn, eine wahnsinnig große Demut und Ehrfurcht vor dieser Zahl. 130 Jahre sind eine Dekade, die wir uns alle gar nicht richtig vorstellen können. In unserer heutigen Zeit, in unserer schnelllebigen Zeit, ist das so weit weg für uns alle. Aber hier an dem Ort der Gründung, spürt man es noch ein wenig und ich bekomme Gänsehaut und habe Demut … wow, hier hat das alles einmal begonnen. 130 Jahre sind so eine lange Zeit, dass sie eigentlich gar nicht in mein Vorstellungsvermögen passen. Von daher habe ich auch einen wahnsinnigen Respekt allein schon vor der Zahl und ich bin sehr stolz, nun ein Teil davon zu sein und ein wenig an der Geschichte mit zu schreiben.
Sie haben den Ort der Gründung angesprochen, den Arkonaplatz. Was löst der Ort in Ihnen als „Herthaner“ aus?
Kay Bernstein: Es löst Gänsehaut aus. Für mich hat es die Bedeutung, hier ist der Ursprung … darum sind wir mitten im Wedding beheimatet. Die „Plumpe“ ist nicht weit weg, das allererste Vereinsheim und die erste Kneipe sind nicht weit weg … wir sind hier mitten im Wedding, wir sind mitten in der Stadt, wir sind mitten an dem Ort unserer Geburt … der Geburt unseres Vereins.
Sie haben eben die „Plumpe“ oder das erste Vereinsheim angesprochen. Was bedeutet für Sie solch ein Traditionsverein persönlich?
Kay Bernstein: Für mich bedeutet dies eine sehr große Verantwortung gegenüber der jetzigen Generation, die diese Tradition geschenkt bekommen hat. Für uns gilt es, jeden Tag diese Tradition zu bewahren und an die jüngeren Menschen weiter zu geben, denn wir sind verdammt stolz auf diesen Verein. Wir sind der älteste Verein in der Bundesliga. Wir haben 130 Jahre an Geschichte, davon können andere Klubs aus der Stadt nur träumen. Darauf sind wir stolz!
In 130 Jahren gelebter Geschichte entstehen auch viele Anekdoten. Haben Sie einen persönlichen Favoriten?
Kay Bernstein: Einen Favoriten habe ich nicht … aber bei der Historie gehören die Kriegszeiten dazu. Wir sind Gründungsmitglied der Bundesliga. Wir waren auch der erste Klub, der ins Fettnäpfchen getreten ist und am allerersten Bundesligaskandal beteiligt war. Wir haben mit den „Bubis“ etwas ganz außergewöhnliches geschafft, nämlich ins Pokalfinale zu kommen. Von daher gibt es in unserer langen Geschichte so viele Momente, hier den einen oder anderen heraus zu picken, würde dem allen gar nicht gerecht werden … aber wir müssen den ältesten Rat viel mehr einbinden und sie unsere Geschichten erzählen lassen.
Wo steht Hertha BSC Berlin aus Ihrer Sicht aktuell?
Kay Bernstein: Wir stehen heute am Beginn eines Neuanfanges, am Beginn einer Umstrukturierung, einer Umorganisierung, einer Optimierung. Wir sehen es an den Menschen da draußen, da herrscht eine regelrechte Aufbruchsstimmung, aber da ist auch Wachsamkeit. Die Fan-Szene weißt uns schon auf unsere Fehler hin, die wir Tag täglich machen, wenn auch nicht absichtlich. Wir machen immer wieder Fehler in der Kommunikation oder bei der Konzentration. Daher stehen wir an dem Punkt, diese Fehler und diese Aufforderungen als Antrieb wahr zu nehmen, es besser zu machen. Wir nehmen es nicht als Kritik oder Vorwurf wahr, sondern als Hinweise, es künftig besser zu machen. Nachhaltig zu wirken. (herthabsc.com/TX)