Julius Thole: „Studium ist für mich nicht zwingend Mehrbelastung“.
Beachvolleyballer Julius Thole gewann WM-Silber 2019 in seiner Heimatstadt und muss seitdem auf dem Uni-Campus einige Fan-Selfies mehr schießen. Die Olympia-Verschiebung nutzt der 23-jährige Hamburger zur noch besseren Vorbereitung auf seine weiteren Ziele … auf dem Beachfeld und im Studium. Wie Beachvolleyball und Jura-Klausuren funktionieren, erzählte Julius Thole der Deutschen Sporthilfe.
Julius, als Vize-Weltmeister gehören Dein Partner Clemens Wickler und Du zu den Teams im Fokus bei den Olympischen Sommerspielen. Wie traurig warst Du, auf diese spezielle Erfahrung ein Jahr länger warten zu müssen?
Julius Thole: Als sich die Ereignisse rund um diese gesamte Pandemie mehr oder weniger überschlugen, der Lockdown kam und Spiele verschoben wurden, da war ich schon ein, zwei Wochen ziemlich down. Ich habe dann mit dem ganzen Team beschlossen, mich erst einmal ein paar Tage rauszuziehen, nur zu machen, worauf ich Lust habe. Danach haben wir einen sehr guten Plan aufgestellt mit intensivem Athletiktraining und mittlerweile sehe ich das auch optimistisch … Clemens und ich sind ja noch jung und haben uns bislang jedes Jahr ganz gut weiterentwickelt.
Als Außenseiter habt Ihr bei der WM in Hamburg die Silber-Medaille gewonnen und den Sprung in die Weltspitze geschafft. Welche Erinnerungen hast Du an die zwei Wochen im Sand von Hamburg?
Julius Thole: Auf jeden Fall war es unser und mein bisheriger Karrierehöhepunkt. Überhaupt eine WM in meiner Heimat Hamburg zu haben, war schon richtig cool. Aus sportlicher Perspektive, beim wichtigsten Event des Jahres mit den meisten Punkten für die Olympia-Quali den 2. Platz zu erobern, war fantastisch … und auch, wie sich das Event entwickelt hat mit immer deutlich über 10.000 Zuschauern bei unseren Matches. Teil der Euphorie gewesen zu sein, das war sehr besonders.
Du studierst in Hamburg Rechtswissenschaften. Wie oft wirst Du nach dieser Heim-WM auf dem Campus nach Autogrammen und Selfies gefragt?
Julius Thole: Die ersten drei, vier Wochen kam das schon einmal vor, aber das ist relativ schnell wieder weniger geworden. Ab und zu werde ich aber heute noch auf dem Campus angesprochen, vielleicht auch wegen meiner Größe … aber eigentlich bin ich ganz froh darüber, nicht immer und überall generell erkannt zu werden.
Vor Deinen Professoren bist Du (nur) ein Student. Stößt Du an der Uni generell auf Verständnis für Deinen Leistungssport?
Julius Thole: Die Uni kommt mir generell sehr entgegen. Anfangs war ich wirklich eher skeptisch, Rechtswissenschaft hat doch den Ruf, etwas konservativ und nicht unbedingt dem Sport zugewandt zu sein. Aber ich wurde extrem positiv überrascht. Ich darf etwa meine Arbeitsgemeinschaften bevorzugt wählen und kann sie so an mein Training anpassen. Die Pandemie habe ich nun dazu genutzt, mich auf meinen angestrebten Schwerpunkt Gesellschaftsrecht deutlich intensiver vorzubereiten.
Als Beachvolleyballer bist Du sehr viel in der Welt unterwegs und eigentlich ständig im Training. Wie wichtig ist Dir Privatleben neben Profisport?
Julius Thole: Das Studium ist für mich nicht zwingend Mehrbelastung, sondern ein notwendiger Ausgleich und eher der Leistung im Sport zuträglich. Es gibt einem, auch wenn es sportlich einmal nicht so gut läuft, das Gefühl von Unabhängigkeit und Sicherheit. Als Profi ist man stark von Gesundheit und sportlicher Weiterentwicklung abhängig. Ich will es nicht als „zweites Standbein“ bezeichnen, aber eine sichere, andere Tätigkeit zu haben, der man sich notfalls vollumfänglich widmen kann und die einen geistig anderes fordert, ist mir persönlich sehr wichtig. (Deutsche Sporthilfe/TX)
You must be logged in to post a comment.