Julian Nagelsmann: „Ich glaube druck ist immer da in dem Business“.
Am heutigen Samstag könnte in der Fußball-Bundesliga eine Vorentscheidung um die Meisterschaft 2020/21 fallen. Um 18:30 Uhr muss der FC Bayern München nach der Länderspielpause bei RB Leipzig spielen. Wenn der Rekordmeister siegt, sind es sieben Punkte Vorsprung … wenn die Gastgeber gewinnen, haben sie nur einen Punkt Rückstand. Julian Nagelsmann ließ auf der PK bei „Bullen.TV“ tief blicken …
Herr Nagelsmann, Robert Lewandowski wird bei den Bayern ausfallen, welche Auswirkungen hat dies auf Ihren Matchplan?
Julian Nagelsmann: Meinen Matchplan hat es nicht verändert. Ich habe schon sehr oft betont, dass wir nicht immer auf einen einzelnen Spieler beim Gegner eingehen können. Natürlich ist die Torausbeute von Lewandowski extrem in diesem Jahr. Die Tore die Bayern mehr geschossen hat sind quasi seine Tore. Sogar ein bisschen mehr. Die haben 30 Tore mehr als wir und er hat ein paar Tore mehr geschossen. Natürlich ist es so, dass die Bayern mit ihm besser wären, das ist glaube ich logisch, weil er ein außergewöhnlicher Stürmer ist mit einer außergewöhnlichen Quote was Tore und Assists angeht. Aber sie haben nach wie vor eine Weltklasse-Mannschaft! Jetzt rutscht vorne ein zusätzlicher flinker Spieler wahrscheinlich rein, die agil sind, schwer zu verteidigen sind und die auch in der Defensive fleißig sind. Es ist immer noch eine sehr gute Mannschaft. Und auf der andern Seite haben wir auch Ausfälle … ich glaube, das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison ganz normal. Wir gehen jetzt nicht anders in das Spiel … und die Bayern werden jetzt nicht nur mit zehn Spielern aufdribbeln. Sie wären besser mit ihm, aber sind trotzdem noch sehr, sehr gut!
Die Konstellation vor diesem Spiel ist klar. Kann dieser Druck, gewinnen zu müssen, positiv sein, oder vielleicht auch zum Frustlöser werden, weil man auf Angriff, auf Risiko spielen muss?
Julian Nagelsmann: Ich glaube druck ist immer da in dem Business, wenn es um etwas geht. Für Bayern genauso. Eine Niederlage für Bayern ist auch unangenehm für sie, weil dann einfach auch ein bisschen mehr Druck in ihren Spielen herrscht. Grundsätzlich können aber die Bayern mit diesen Spielen extrem gut umgehen und in den Spielen rufen sie auch die beste Leistung ab, um dem Gegner die Grenzen aufzuzeigen … Wir haben die letzten drei Duelle jetzt nie verloren, aber leider auch nicht gewonnen. Demnach würden wir uns schon freuen, wenn wir also einen Sieg einfahren könnten. Natürlich wäre der sehr bedeutend … an der Grundkonstellation ändert sich jedoch nichts, weil wir es dann immer noch nicht in eigener Hand haben und nach wie vor hoffen müssen, dass wir alle unsere Spiele gewinnen, was wir der eigenen Hand haben sollten und dafür alles tun müssen, und dann hoffen, dass die Bayern irgendein Spiel nicht gewinnen, oder besser gesagt verliert. Daher verändert sich an der Grundkonstellation gar nichts. Trotzdem wird es natürlich spannend und wenn wir nicht gewinnen sehe ich es ähnlich, dann ist die Saison nicht vorbei, aber der Meisterkampf wahrscheinlich schon. Dann wird es schwieriger, trotzdem haben wir noch wichtige Ziele. Aber wir versuchen schon erstmal das Spiel zu gewinnen.
Dient dieses Spiel auch der Standortbestimmung?
Julian Nagelsmann: Ich glaube, dass jedes Bundesligaspiel nützlich dafür ist. Auch Bielefeld ist sehr nützlich, weil vor einem Jahr hätten wir das Spiel nicht gewonnen, so wie der Gegner gespielt hat, dasverteidigt hat, so tief. Wir haben eine extreme Geduld gebraucht, das hätten wir vor einem Jahr noch nicht hingekriegt. Auch das ist immer wichtig um den Status quo und den Entwicklungsstand zu prüfen, nicht nur die Spitzenspiele.
Hat es in der Vorbereitung mehr gekribbelt?
Julian Nagelsmann: Es zeichnet sich erst einmal dadurch aus, dass wir insgesamt nur acht Spieler hatten, die ganze Woche. Natürlich ist der Kribbelfaktor hoch, aber die Vorbereitung beginnt eigentlich erst heute richtig … gleiches gilt für die Bayern. Wir haben natürlich mit die meisten Nationalspieler die unterwegs waren, dann ist die Vorbereitung nicht so prickelnd, was die rein inhaltliche Seite angeht. Aber klar … ich kriege auch viele Nachrichten, dass sehr viele Leute deutlich nervöse sind als ich es bin aktuell. Ich bin erst mal kurz vor dem Spiel nervös. Jetzt geht schon noch darum, einen kühlen Kopf zu haben und die richtigen Dinge vorzubereiten, und den Jungs die richtigen Dinge an die Hand zu geben. Nicht zu verkopft zu agieren und natürlich auch die nötige Überzeugung, nicht auszustrahlen, weil das würde immer bedeuten, man ist nicht überzeugt oder man will es nur spielen, sondern wirklich die Überzeugung zu haben. Die habe ich.
Die persönliche Situation ist ja auch besonders …
Julian Nagelsmann: Die Situation ist, wie ich es vor zwei, drei, vier, fünf Wochen, vor Weihnachten als Real Madrid irgendwo geschrieben war, ich habe noch Vertrag bis 2023. Das sind die Parameter. Die gelten und alles andere braucht man dazu nicht zu besprechen. (Bullen.TV/TX)