Julia Krajewski: „Ich hatte vor allem unwahrscheinlich viel Vertrauen in mein Pferd“.
Die Reiterin Julia Krajewski hat bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio die Gold-Medaille in der Vielseitigkeit gewonnen. Die 32-jährige Langenhagenerin blieb im abschließenden Springen mit der Stute Amande ohne Abwurf und sicherte sich als erste Frau Einzel-Gold in der Vielseitigkeit. Im Interview spricht Julia Krajewski über den historischen Erfolg bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio.
Haben Sie mittlerweile Ihren historischen Erfolg realisiert?
Julia Krajewski: Nein, auf keinen Fall. Es ist einfach immer noch zu überwältigend. Mein Handy explodiert … vielleicht haben andere mehr verstanden was es bedeutet, ich aber auf jeden Fall noch nicht.
Sie wirkten auf dem Siegertreppchen sehr ergriffen. Was ging Ihnen in diesem besonderen Moment alles durch den Kopf?
Julia Krajewski: Ich muss sagen, ich habe mir auch schon bei den ganzen Ritten, die hier im Verlauf der Woche so gezeigt wurden, als die Dressurreiterinnen ja Gold gewonnen haben, irgendwie vorgestellt, wenn es mir passieren würde. Das hat mich immer sehr, sehr emotional gemacht, weil ich auch weiß, wie viele Leute hinter mir stehen. Meine Familie, mein Vater, der immer bei mir war in dieser Woche, das ist in dem Moment alles einfach hoch gekommen.
Was bedeutet es Ihnen als erste Frau gewonnen zu haben?
Julia Krajewski: Tatsächlich war es mir gar nicht so klar. Wir reiten ja immer gegen die Männer, oder mit den Männern, und wir haben unheimlich viele starke Frauen in der Disziplin, aber wenn es bisher noch nicht passiert ist, dann war es jetzt auch an der Zeit. Es zeigt auch, in unserem Sport gibt es keine Unterschiede mehr und man wirklich alle Chancen einfach hat.
Wie sah es mit den Nerven bei Ihnen aus?
Julia Krajewski: Ich habe versucht, es wie jedes andere Springen zuvor, wo ich in Führung lag, zu meistern. Ich bin auch froh, dass es schon ein paar Mal der Fall war und ich hatte vor allem unwahrscheinlich viel Vertrauen in mein Pferd. Ich hatte ein super Gefühl schon im ersten Springen und dies hat mir doch unwahrscheinlich viel Sicherheit für das letzte Springen gegeben.
Das Jahr war schwer für Sie. Bedeutet der Sieg nun mehr?
Julia Krajewski: Es zeigt dann doch: Märchen können wahr werden. Ich fühle mich ein bisschen wie in so einem Film, wo man sich denkt, der Autor hatte Erbarmen mit der Hauptfigur. Ein Happy End!.
Welchen Anteil hatte Amande am Sieg?
Julia Krajewski: Einen ganz, ganz, ganz großen Anteil … ohne Pferd kein Reiter. Sie ist in dieser Woche für mich über sich hinausgewachsen. Sie würde wohl anders sehen, weil sie ohnehin immer über den Dingen steht. Sie gibt mir immer ein Gefühl, sie versteht worum es gerade geht. Sie war kribbelige, aber immer bei mir und hat so für mich gekämpft, dass macht mich so unheimlich stolz … wir sind ein Team und ohne Pferd geht gar nicht … einfach Wahnsinn! (DSM/TX)
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