Jona Pörsch: „Ohne Förderung könnte ich meinen Weg nicht gehen“.
Jona Pörsch ist Kandidat bei der Wahl „Sport-Stipendiat des Jahres“ der Sporthilfe vergeben Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und in Studium. Die Online-Abstimmung läuft unter www.sportstipendiat.de. Der Taekwondo-Kämpfer absolviert mit Bestnoten und in Regelstudienzeit gleich zwei Studiengänge in Zahnmedizin und Wirtschaftswissenschaften. Dazu kommt der sportliche Wechsel zu den Senioren.
Jona, Deinen größten Erfolg hast Du im letzten Jahr mit der Bronzemedaille bei der U21-Europameisterschaft gefeiert. Es war am Ende leider die einzige deutsche Herrenmedaille. Wie hast Du diesen Erfolg erlebt?
Jona Pörsch: Es waren meine dritten Europameisterschaften, von daher war ich mit dem ganzen Prozess bei so einem Wettkampf schon vertraut. Mit dem Unterschied, dass es bei meinen letzten Starts immer ganz knapp nicht gereicht hat und ich mir dieses Mal fest vorgenommen hatte, in die Medaillenränge zu kommen. Als ich die Auslosung gesehen habe, wusste ich, dass eine machbare Aufgabe vor mir liegt. Ich konnte den Wettkampf ohne großen Druck angehen und wollte alles raushauen, was ich habe. Am Ende hat es dann glücklicherweise mit dem Treppchen geklappt. Besonders schön war es, dem Team am letzten Wettkampftag noch eine Medaille und einen schönen Abschluss zu bescheren. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Nun steht der Wechsel in den Seniorenbereich an. Was erwartest Du davon?
Jona Pörsch: Der Übergang ist tatsächlich schon am Laufen … ich bin inzwischen in meinem dritten Jahr bei den Herren und konnte besonders im letzten Jahr einige Weltranglistenpunkte sammeln. Das Ziel der nächsten Jahre ist, daran anzuknüpfen, um mir eine bestmögliche Nominierungsausgangslage für Europameisterschaften, Weltmeisterschaften oder Olympia zu verschaffen. Natürlich ist der Großteil im Feld noch deutlich älter als ich. Körperlich zumindest bewege ich mich mit den anderen aber auf Augenhöhe. Ich bin für meine Gewichtsklasse relativ klein. Darauf konnte ich mich aber seit Beginn meines Trainings einstellen und meine Taktik anpassen.
Neben Deinen sportlichen Erfolgen lieferst Du auch im Studium richtig ab, in gleich zwei Studiengängen: Zahnmedizin und Wirtschaftswissenschaften. Wie kommt es zu dieser recht ungewöhnlichen Kombination?
Jona Pörsch: Mit meinem Studium habe ich 2021 in Zahnmedizin begonnen. Ein Semester später kam das Wirtschaftsstudium mit der Intention dazu, dass ich mich irgendwann selbstständig machen möchte. Im Zahnmedizinstudium lernt man nicht, wie man etwa eine Praxis führt. Zudem finde ich neben dem betriebswirtschaftlichen Part die Volkswirtschaftslehre super interessant und habe das zweite Studium daher als logische Konsequenz begonnen. Das primäre Ziel ist, das Zahnmedizinstudium in Regelstudienzeit abzuschließen und die Wirtschaftswissenschaften zeitgleich.
Und worin bestehen die Herausforderungen in dieser dreigleisigen Karriere?
Jona Pörsch: Zunächst ist die grundsätzliche Doppelbelastung aus Studium und Sport extrem. Ich merke es in Klausurenphasen oder im anstehenden Physikum … ich muss schon schauen, wo der Fokus gesetzt wird, wie Wettkämpfe gelegt werden und wie ich die einzelnen Termine priorisiere, um auch meinen universitären Zielen nachzukommen. Die Dreigleisigkeit ist eine zusätzliche Herausforderung. Während meine Kommilitonen nach den Klausuren in die Semesterferien starten, kann ich für den anderen Studiengang weiterlernen. Das ist im ersten Moment manchmal schon sehr anstrengend, aber wenn ich die Klausuren bestehe, mal zwei Wochen frei habe und mich nur auf den Sport konzentrieren kann, ist es für mich dann umso schöner.
Inwiefern unterstützt Dich denn die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium auf Deinem äußerst anspruchsvollen Weg?
Jona Pörsch: Insbesondere das Deutsche Bank Sport-Stipendium ermöglicht es mir, diesen Weg so einschlagen zu können. Mir neben den Studiengängen und dem Leistungssport einen Lebensunterhalt zu verdienen, ist quasi unmöglich. Nur durch die Unterstützung schaffe ich es, in allen drei Bereichen meine Leistungen auf dem Niveau zu erbringen. Die Deutsche Bank und die Sporthilfe halten mir auf meinem Weg den Rücken frei, dies ist ihnen wirklich unfassbar hoch, hoch anzurechnen.
Du stehst nicht nur als Athlet auf der Matte, sondern auch als Vereinstrainer für Kinder sowie Jugendliche. Warum noch dieses zusätzliche Engagement?
Jona Pörsch: Wir haben in meinem Verein sehr gute Strukturen in Leistungs- und Breitensport, die mir die Arbeit mit dem Nachwuchs ermöglichen. Auch ich durfte in meiner Kindheit von Trainern profitieren, die spannende Ansätze verfolgten. So ist mein sportspezifischer Wissensstand über die Jahre gewachsen. Für mich ist es nur selbstverständlich, dass ich das Wissen jetzt an die nächste Generation weitergebe und sie unterstütze. Ich habe mich da immer noch selbst als kleines Kind vor Augen und deshalb ist es wie ein Ehrenkodex, meine Erfahrungen mit Jüngeren zu teilen.
Deine Brüder machen Taekwondo, Deine Eltern haben die Vereinsstrukturen mit aufgebaut. Eine klassische Taekwondo-Familie!
Jona Pörsch: Ich würde uns nicht als klassische Taekwondo-Familie beschreiben, vielleicht wir Kinder, meine Eltern hatten ursprünglich eigentlich keinen Bezug dazu. Das hat sich erst über die Jahre entwickelt. Ich bin der älteste von drei Geschwistern und habe gemeinsam mit meinem jüngeren Bruder damals Taekwondo angefangen. Irgendwie hat sich das dann gesteigert. Mein dritter Bruder kam dazu, wir hatten alle richtig Spaß daran, haben uns über die Zeit leistungsmäßig entwickelt. Das schweißt zusammen, wenn man auf einem Niveau kämpft, sich gegenseitig ergänzt und als Trainingspartner zusammenarbeitet. Da ist die Familie nicht mehr wegzudenken. (TX)
Foto: Jona Pörsch – Copyright Sporthilfe