Johannes Ludwig: „Für mich war es auf jeden Fall der geilste Zieleinlauf“.
Anlässlich der feierlichen Verleihung des „Silbernen Lorbeerblatts“ in Berlin haben sich Athletinnen und Athleten des Team Deutschland sowie des Team Deutschland Paralympics getroffen und gemeinsam auf Peking 2022 zurückgeblickt. Im Interview nach der Verleihung spricht der amtierende Rodel-Olympiasieger Johannes Ludwig unter anderem über das Event und sein Karriereende, welches noch recht frisch ist.
Wie hast Du mit etwas Abstand Peking 2022 erlebt?
Johannes Ludwig: Ich bin Peking so angegangen, dass ich mich ganz bewusst nur auf mich fokussiert habe. Ich dachte mir, dass man durch die ganze Kritik im Vorfeld auch als Sportler sehr schnell abgelenkt sein kann. Das wäre natürlich Gift für den eigenen Wettbewerb gewesen. Das habe ich versucht so umzusetzen und es ist mir, glaube ich, auch ganz gut gelungen. Von daher war ich in meinem Tunnel und voll fokussiert. Aber aufgrund der Auflagen in Bezug auf die Pandemie konnte man vor Ort ohnehin nicht viel sehen und erleben, was zwar schade war, aber für mich war mein Erfolg bei den Olympischen Spielen so überschwänglich, dass diese anderen Themen komplett im Hintergrund abliefen. Deswegen waren es für mich schöne und sehr erfolgreiche Winterspiele in Peking.
Was war Dein ganz persönliches Highlight?
Johannes Ludwig: Das persönliche Highlight … ich glaube, mir wird immer dieser Zieleinlauf vom Einzelrennen in Erinnerung bleiben. Das war schon ziemlich cool, als mich das komplette Team in Empfang genommen hat, sich meine Kollegen und alle mit mir gefreut haben. Selbst bei Konkurrenten habe Freude gemerkt und dies zeichnet auch ein wenig die Olympischen Spiele aus. Für mich war es auf jeden Fall der geilste Zieleinlauf, den ich jemals in meiner Karriere erlebt habe … ich werde auch keinen anderen mehr erleben.
Wie kam es zu der Entscheidung des Rücktritts?
Johannes Ludwig: Mir wurde einmal gesagt. „Die größte Schwäche der Menschen sei die Gier“, also die Gier nach immer mehr. Und ich persönlich habe das erreicht, wovon viele in unserer Sportart träumen, mehr als zweimal Gold geht einfach nicht. Und ich bin mittlerweile 36 Jahre alt, habe 30 Jahre im Leistungssport hinter mir … mehr geht nicht und ich wollte als Olympiasieger abtreten. Jetzt will ich mich um die Familie kümmern, darauf freue ich mich!
Wie gefällt Dir die „Team D“-Party heute?
Johannes Ludwig: Natürlich ist es schön Teil vom „Team D“ zu sein, ich war auch immer sehr stolz als ein Teil bei Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen und so Deutschland repräsentieren zu dürfen. Von daher ist dies eine schöne kleine Feier, um auch einmal mit den Leuten um das Team in Kontakt zu kommen, mit den vielen Leuten, die die ganzen Sachen organisieren und strukturieren. Das kommt immer vor einem Event, wie beispielsweise den Olympischen Spielen, doch immer zu kurz. Die Athletinnen und Athleten haben gar nicht so viel Kontakt zum „Team D“, weil sie natürlich in ihren eigenen Wettkämpfen so verstrickt sind. Somit ist es einfach sehr schön, die ganzen gesammelten Eindrücke zusammen Revue passieren zu lassen. Die Atmosphäre ist nett … es ist eine urige Location, wahrscheinlich ziemlich Berlin, es ist nett die Leute hier zu sehen.
Wie schön war es, heute noch mal auf der Bühne?
Johannes Ludwig: Es ist natürlich immer auch ein lachendes und weinendes Auge, mittlerweile kann ich auch recht erleichtert auf mein Karriereende zurückblicken … es ist natürlich schön die Anerkennung zu bekommen! Aber natürlich ist immer auch ein lachendes und weinendes Auge dabei. (DSM/TX)