Jens Zimmermann: „Wir sind für die Athletinnen und Athleten immer ansprechbar“.
Jens Zimmermann ist Gründer und CEO der Agentur „24passion“, die auf der einen Seite Athletinnen und Athleten betreut und auf der anderen Seite ganze Events im Auftrag der unterschiedlichsten Klienten umsetzt. Im Interview mit „sportflash.online“ lässt der sportbegeisterte Manager einmal hinter die Kulissen einer Agentur blicken und veranschaulicht, was die Betreuung einer Sportlerin oder eines Sportlers bedeutet.
Herr Zimmermann, mit „24passion“ betreiben Sie seit Jahren eine Agentur im Sportbusiness. Die Mehrheit glaubt zu wissen, was eine Agentur alles macht. Trotzdem meine Frage: Was genau macht eine Agentur wirklich?
Jens Zimmermann: Eine Agentur wie unsere hat verschiedene Schwerpunkte. Der eine Schwerpunkt ist das Management von Athletinnen und Athleten. Heißt: Wir sind für die Athletin oder den Athleten der Ansprechpartner für alle Punkte, die außerhalb seines Sports passieren. PR, Marketing, Management und Sponsoring. Wir nehmen unseren Klienten in diesen Bereichen alles ab. Abnehmen heißt, beispielsweise die Sponsoren ansprechen, die fixierten Sponsorenleistungen umsetzen, oder auch die Medienanfragen beantworten und dann auch mit unseren Klienten abstimmen. Eben alles, was außerhalb des Sports passiert.
Das andere Standbein unserer Agentur, nichts typisches für eine Agentur die sich auf das Management mit Athletinnen und Athleten konzentriert, ist in unserem Fall das Eventmanagement. Überwiegend im Sportbereich, wo wir Großveranstaltungen als Produzenten für die Arena-Produktion begleiten.
Dann ist der Name „24passion“ Ihrer Agentur also Programm! Wie sieht so eine 24/7-Betreuung einer Athletin oder eines Athleten aus?
Jens Zimmermann: Also wir sind immer für unsere Athletinnen und unsere Athleten ansprechbar, wenn irgendein Thema anfällt, wo wir helfen können. Egal, ob nach einem sportlichen Erfolg, während einer Verletzung und der Reha, oder auch nach einem sportlichen Misserfolg. Also egal, in welcher sportlichen Situation, wir sind für die Athletinnen und Athleten immer ansprechbar, betreuen sie mit vollem Einsatz. Egal, ob der Wettkampf in Las Vegas stattfindet, in Europa, oder in Pyeongchang, wir stehen für unsere Athletinnen und Athleten parat. Die Uhrzeit in Deutschland ist für dabei kein Thema, mit Blick auf die ganzen Zeitzonen.
Sportart ist ja nicht gleich Sportart. Wenn eine Sportlerin oder einen Sportler zu Ihrer Agentur kommt, wie wird dann ein Konzept aufgebaut?
Jens Zimmermann: Zunächst einmal ist es auch ein Abwägen. Wir können nicht jedem potenziellenKlienten auch bedingungslosen Erfolg versprechen … und das machen wir auch nicht. Es ist immer das Zusammenspiel aus sportlicher Leistung und was will die Athletin oder der Athlet im Verlauf der Karriere alles erreichen.
Unser Portfolio ist ein Mix aus Sportlerinnen und Sportlern die von sich aus auf uns zu gekommen sind, oder die uns empfohlen wurden.
Es hat sich wirklich bei uns mit der Zeit alles entwickelt und wir als Agentur müssen mittlerweile auch schauen, was noch machbar ist. Wir mussten in den letzten Jahren schon dem einen oder anderen potenziellen Kunden absagen. Wir wollen immer die Athletinnen und Athleten professionell betreuen und die gesteckten Ziele umsetzen. Wenn dies bei uns nicht gegeben ist, sagen wir lieber ganz offen und ehrlich ab.
Wir führen vertrauensvolle Gespräche und klären die wichtigsten Punkte: Wie sieht es aktuell im sportlichen Bereich aus und welche Ziele werden verfolgt? Wie schaut die PR-Strategie aus? Wie sieht die Webseite aus? Was ist mit Social Media? Wie aktiv und engagiert ist die Athletin oder der Athlet selbst, oder gibt es Sponsoren die man nach der Analyse der Werte direkt ausschließen kann … dies und noch weitere Themen besprechen wir und kommen zu einem Gesamtbild.
Betreut Ihre Agentur alle Sportlerinnen und Sportler nur komplett, oder gibt es auch die Möglichkeit, zusammen mit anderen hochspezialisierten Agenturen in einem klar definierten Netzwerk zu agieren, zu arbeiten?
Jens Zimmermann: Haben wir bisher noch nicht gehabt. Nach meiner Erfahrung ist es tatsächlich auch einfacher, immer eine Sportlerin oder einen Sportler komplett zu betreuen. So kann man die gesteckten Ziele besser umsetzen. Es kann sicherlich vereinzelt sogar funktionieren. Für uns war es bis heute aber noch kein Thema.
Auf Ihrer Webseite habe ich klangvoller und hochdekorierte Sportlerinnen und Sportler gefunden. Ist es reizvoller, ein Talent auf seinem sportlichen Weg zu begleiten, oder einen erfolgreichen Profi neu zu positionieren?
Jens Zimmermann: Eine gestandene Persönlichkeit, nicht nur im Sport, so neu zu positionieren, wird wahrscheinlich schwer funktionieren. Es gibt vielleicht nur einige wenige Ausnahmen, aber es bleiben eben auch die Ausnahmen. Letztlich macht es natürlich viel Spaß, eine Athletin oder einen Athleten von Beginn an zu begleiten. Wir hatten in den letzten Jahren hier auch viel Glück, dass wir mit Sportlerinnen und Sportlern zusammen gekommen sind, die kurz danach ihre ersten großen Erfolge gefeiert haben. Mit Marcel Nguyen beispielsweise ging es 2011 los und 2012 hat er dann den Durchbruch mit den beiden Silber-Medaillen in London gleich gehabt. Das ist selbstverständlich reizvoll, den Weg vom Talent bis zu einem erfolgreichen Profi zu begleiten. Aber wenn jetzt eine etablierte Sportlerin oder ein Sportler käme, muss man sich dessen Seite anhören und entscheiden. Kein Nein von vornherein.
Wann ist man bei dieser intensiven Betreuung eigentlich mehr gefordert? Vor, während oder erst im Anschluss an einen Wettkampf …
Jens Zimmermann: Kann man so pauschal nicht sagen. Es kommt auch auf den Erfolg an. Zudem hat sich auch die Medienlandschaft ein Stück weit verändert, was die Berichterstattung anbelangt. Bei Olympia passiert sehr viel im Vorfeld und auch sonst hat man jeden Tag viel zu tun. Sollte ein Olympiasieger dabei sein, geht es im Nachgang weiter. Der Erfolg ist auch immer ein Faktor für ein Mehr an Arbeit.
Wenn Sie schon Olympia ansprechen. Wie war Ihre Agentur nach der Absage im Jahr 2020 mit Blick auf Ihre Athletinnen und Athleten gefordert?
Jens Zimmermann: Wir als gesamte Agentur waren sehr gefordert, weil auch zwei unserer Athleten sehr frühzeitig Position bezogen haben. Sowohl Andreas Toba als auch Niko Kappel haben gesagt: „Es macht jetzt keinen Sinn, weiter zu trainieren, mit diesen ganzen Fragezeichen … Bitte IOC oder IPC, erklärt Euch jetzt einmal, wie sieht es aus?“ … Sie haben auch sehr frühzeitig gesagt: „Wir können uns aktuell in der pandemischen Situation keine Sommerspiele in Tokio vorstellen“ … da kamen dementsprechend auch sehr viele Medienanfragen. Als es dann verschoben wurde, hatten wir, dass muss man auch so offen sagen dürfen, einen Großkampftag! Egal welche unserer Athletinnen oder Athleten, die zu Olympia wollten und wollen, hatten pro Tag zig Medienanfragen. Hier zeigt sich dann, wie sinnvolle unsere Arbeit ist. Gehen die Anfragen nämlich direkt an die Sportlerin oder den Sportler, ist es wenig zielführend für die Gegenseite. In der Regel gibt es keine Antwort, weil die Sportlerin oder der Sportler schlicht überfordert davon ist.
Sie erwähnten zu Beginn des Gesprächs das zweite Standbein Ihrer Agentur. Wie darf man sich den Ablauf für ein Event vorstellen?
Jens Zimmermann: Es gibt ein Arena-Programm, das startet in der Regel 60 oder 90 Minuten vor einem Wettkampf. Wenn wir beispielweise Handball nehmen, dann ist das Spiel um 15:00 Uhr und um 13:30 Uhr gehen die Türen zur Halle auf. Dann wird Musik gespielt und der Rest ist immer sehr individuell. Was ist gewünscht, über welche Module ist es zu realisieren. Beispielsweise Animation der Zuschauer, oder Einspielungen per Videos und natürlich auch Werbeschlaufen der Partner. Es ist ein Mix aus verschiedenen Komponenten und diese stellt man wirklich abgestimmt auf den Auftraggeber sowie das zu erwartende Zuschauer ab. Nicht jedes Publikum ist gleich. Das Publikum beim Turnen setzt sich anderes zusammen als die Zuschauer bei der Vierschanzentournee. Und doch man muss beide Gruppen abholen.
Bei der Nordischen Ski-WM während der Pandemie haben wir das Programm auf 30 Minuten gekürzt, trotzdem haben wir diese Zeit mit Videos und Moderationen gefüllt. Da die Zuschauer ja gefehlt haben, haben wir uns hier auf die Volunteers fokussiert. Wir hatten eine Liste mit den wichtigsten Fakten, wie beispielsweise Geburtstagen. Beim Wettkampf war die Moderation dann wie gewohnt
Die Loipe war ja auch wie immer professionell präpariert, also haben wir ebenfalls 100 Prozent gegeben. Schließlich war es, leider ohne Zuschauer und gut gelaunte Fans, ein wichtiger Wettkampf.
Noch eine Frage, Herr Zimmermann. Wie schwer ist es in Deutschland abseits des Fußballs in der Vermarktung, im Sponsoring tätig zu sein?
Jens Zimmermann: Jeder muss seine Nische finden … Man kann nicht wirklich für jede Athletin oder jeden Athleten den gleichen Erfolg haben. Es hängt einfach auch von der medialen Reichweite ab, dann gibt es auch die bedeutenderen Sponsoren. Es gibt die klassischen Randsportarten, die sich einfach sehr schwer tun. Man ist am Ende auch immer vom sportlichen Erfolg abhängig.
Aktuell muss man auch die wirtschaftliche Lage durch die Pandemie beobachten. Es gibt Unternehmen, die belastet die Krise massiv und wir hatten auch schon Fälle, wo die Partnerschaft beendet werden musste. Es ist natürlich auch nicht einfach in dem aktuellen Umfeld, neue Partnerschaften zu realisieren. Wir bei „24passion“ bleiben aber zuversichtlich … und es macht trotzdem sehr viel Spaß. Das ganz Besondere an Einzelsportlerinnen und -Sportlern ist, dass sie, anders als der Fußball generell, eine völlig andere Wertewelt einem Partner anbieten können. Und ein persönliches Gesicht als Botschafter aus dem Sport, welches in der Regel sehr viel Zeit in seinen Sport investieren. Wenn ich sehe, ein Turner trainiert über 30 Stunden pro Woche in der Halle und was wird im Fußball trainiert? Als Unternehmen würde ich mir genau überlegen, ob ich 100.000 Euro in einen Fußballverein investiere oder diese Summe lieber auf verschiedene Olympiasportler aufteile. Und dadurch Sichtbarkeit mit einer nachhaltigen Botschaft vermitteln kann. Was sind denn in der heutigen Zeit 100.000 Euro im Fußball? Was bekommt ein Sponsor denn wirklich dafür? Ich kann nur raten die Augen zu öffnen und nicht nur den Fußball sehen. (TX)
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