Jens Keller: „In der Bundesliga ist kein Spiel einfach“.
Im „SPORT1“-Format „Rudi Brückner – Der Talk am Montag“ hat sich Jens Keller als ehemaliger Trainer des FC Schalke 04 ausführlich zum Bundesligisten geäußert: „Es wird unheimlich schwer, da die Mannschaft nicht so verstärkt wurde, wie sie es für die Bundesliga bräuchten“. Zudem hat sich der ehemalige Profi auch zu einigen Position in der deutschen Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft geäußert.
Wie ist es als Trainer auf Schalke zu arbeiten?
Jens Keller: Schalke ist nicht irgendein Verein, Schalke ist der zweitgrößte Verein Deutschlands. Für diesen Verein und vor diesen Fans zu arbeiten ist ein Traum. Es ist keine einfache Aufgabe und auch die finanziellen Mittel waren im Sommer nicht da, aber Schalke ist eine großartige Adresse.
Für einen Trainer ist das gar nicht so einfach, wenn du vier Co-Trainer und einen Torwarttrainer sowie einen Athletiktrainer hast. Jeder möchte seine Berechtigung haben und du musst als Trainer jedem einen Job geben. Dazu will man selbst auch noch arbeiten. Das ist keine einfache Sache. Ich glaube aber nicht, dass es daran liegt, dass zu viele Trainer da sind … es wird unheimlich schwer, da die Mannschaft nicht so verstärkt wurde, wie sie es für die Bundesliga bräuchten. Sie haben für die zweite Liga im letzten Jahr einen super, super Kader zusammengestellt, aber die erfahrenen Spieler sind dann doch irgendwie in die Jahre gekommen und haben alle noch nicht bewiesen, dass sie auch Bundesliga können. Man muss im Winter noch den einen oder anderen Spieler dazu holen.
Was ist bei dem Restprogramm vor der Weltmeisterschaft noch drin?
Jens Keller: In der Bundesliga ist kein Spiel einfach, aber du musst in Bremen und gegen Mainz punkten. Und gegen Bayern zu gewinnen, wird in der aktuellen Lage unheimlich schwer. Die Lange Winterpause ist ein Vorteil für Thomas Reis. In einer kurzen Zeit kann man wenig bewegen, aber er bekommt die Chance, seine Ideen einzutrainieren. Dennoch sind die drei Spiele bis dahin enorm wichtig.
Was macht Bremen denn besser als Schalke?
Jens Keller: Bei Bremen funktioniert im Moment scheinbar alles. Zwischen Trainer und Mannschaft passt es und es kommen viele glückliche Umstände zusammen. Spieler wie Füllkrug, Ducksch und Weiser haben vorher nicht unbedingt Fuß fassen können und blühen nun bei Bremen auf.
Und wie ist es um die WM-Chancen von Niclas Füllkrug so bestellt?
Jens Keller: Er spielt eine starke Saison, aber wenn jemand 14 gute Spiele macht und das für eine WM reicht, weiß ich nicht, ob das gerechtfertigt ist. Kevin Volland spielt in Monaco seit zwei Jahren eine gute Rolle. Keine Frage ist Niclas Füllkrug ein anderer Spieler, aber wir haben auch noch Kai Havertz und Timo Werner. Aufgrund der aktuellen Situation hätte er es mehr als verdient, aber es gibt den einen oder anderen Spieler, der es eben schon über Jahre hinweg gut macht.
Wie ist es um die Außen und Zentrale bestellt?
Jens Keller: Wir haben auf beiden Außenverteidigerpositionen in Deutschland nicht die Top-Spieler. Wir wurden mit Benedikt Höwedes auf außen Weltmeister, obwohl er ein klassischer Innenverteidiger ist. Man muss nicht die besten Außenverteidiger haben, um erfolgreich zu sein. Niklas Süle ist eine Option als Rechtsverteidiger, aber ich sehe Thilo Kehrer weiter vorne.
In der Zentrale hat man mit Jamal Musiala einen Spieler auf dieser Position, der aktuell auf unglaublichem Niveau spielt. An ihm geht gar kein Weg vorbei. Ich denke nicht, dass man Marco Reus und Mario Götze braucht. Einen von beiden vielleicht, aber beide werden nicht in den Kader kommen. Mario spielt eine tolle Saison, hätte es jedoch genauso verdient wie Marco. (SPORT1/TX)
Foto: Jens Keller Copyright FC Schalke 04