Jaan Roose: „Bozzhyra war und ist eine absolute Herausforderung“.
Jaan Roose hat schon oftmals auf der Slackline beeindruckt, etwa als der 30-jährige Esthe bei den World Slackline Masters 2019 in München als bisher einziger Athlet einen doppelten Backflip machte und stand. Nun querte der dreimalige Weltmeister in Kasachstan die ikonischen „Reißzähne“, die den Bozzhyra-Trakt bilden und als „Zuckerschlösser“ bekannt sind. Auf einer 500 Meter Slackline in 200 Metern Höhe!
Jaan, wie bist Du auf die Idee gekommen, den wunderschönen Bozzhyra-Trakt zu überqueren? Auf einer 500 Meter langen Slackline in 200 Metern Höhe!
Jaan Roose: Man hatte mir von einem unglaublichen Ort in Kasachstan erzählt und zwei gute Freunde und ich kamen auf die Idee, dies könnte etwas für eine Highline sein. Also mussten wir uns diesen Ort selbst anschauen und was wir sahen, war so großartig … es hat uns allen den Atem verschlagen.
Als wir uns wieder sortiert hatten, begannen eigentlich auch direkt die Planungen. So etwas ist dann immer ein langer Prozess, aber bei allem Spaß, die Sicherheit geht immer vor. Aber die Vorbereitung war es wert!
Was die Herausforderung, außer über die Highline zu balancieren?
Jaan Roose: Wir haben eine 500 Meter lange Highline an einen Ort geschaffen, an dem das noch niemals zuvor gemacht wurde. An einem Ort, an dem wahrscheinlich noch nie ein moderner Mensch zuvor gewesen war. Dort gab es vor Millionen von Jahren nur Meerestiere, die man jetzt versteinert sehen kann. Wir waren hoch oben in den Bergen und gleichzeitig auf dem Grund eines alten Ozeans.
Meine Freunde und ich haben noch nie zuvor eine solch lange Slackline benutzt. Es sind immerhin 500 Meter. Doch der schwierigste Teil ist bei diesen Ideen immer der Zugang. Wir mussten in diesem Fall den Startzacken und den Endzacken jeweils hinaufklettern. Dort war seit Millionen von Jahren gar niemand mehr. Wahrscheinlich war überhaupt das erste Mal, dass Menschen dort geklettert sind.
Als Dein Team und Du die Zacken erklommen hattet, wie lief es dann?
Jaan Roose: Von Anfang an liefen die Dinge leider nicht so, wie wir es wollten und es uns vorgestellt hatten. Wir brauchten sehr viel Zeit und recht viele Versuche für jeden einzelnen Schritt. Vor allem, um die Slackline richtig zu platzieren. Irgendwann hatten wir große Zweifel, ob es überhaupt möglich war. Doch in den Momenten, in denen wir dachten, dass alles umsonst war, gab es den einen Millimeter Bewegung, der es möglich machte, unsere Planung zu erreichen.
Wie war es so, als Du es dann versucht und auch geschafft hast?
Jaan Roose: Es ging dann eigentlich sehr schnell. Es tat sich ein gutes Fenster auf und ich habe es gewagt. Ich habe 30 Minuten gebraucht um auf die andere Seite zu kommen und noch einmal 30 Minuten für den Rückweg. Und um mich rum war nur diese wunderschöne Landschaft. Ich bin froh, dass ich diese 500 Meter gelaufen bin und ich bin super glücklich darüber, dass wir alles genauso verlassen haben, wie wir es vorgefunden haben. Es ist einfach nur ein wunderschöner Ort!
Wie würdest Du dieses Projekt am Ende für Dich selbst beschreiben?
Jaan Roose: Bozzhyra war und ist eine absolute Herausforderung, dazu eines der schwierigsten, jedoch auch schönsten Projekte, die ich jemals in Angriff genommen habe. Als ich Fotos von Bozzhyra sah, war ich beeindruckt, aber als ich hier ankam, war ich von der überirdischen Schönheit des Ortes überwältigt. Die Tatsache, dass es hier früher einen Ozean gab, beflügelt die Fantasie.
Es ist ein fantastischer Ort. Ich bin froh, dass hier war, diesen einzigartigen Ort mit meinen eigenen Augen gesehen habe und dazu auch in der Lage war, körperliche Fähigkeiten mit der Schönheit der Natur zu verbinden. (Red Bull/TX)