Harry Putz: „Das Publikum auf richtig krasse Action freuen“.
Das „Freeride Filmfestival“ zeigt sich in diesem November so abwechslungsreich und vielfältig wie nie zuvor. Auf der Tour durch Deutschland. Österreich und die Schweiz erwartet das Publikum vom 3. bis 18. November viel Action, Weiblichkeit, Kunst, Mut und Leidenschaft. Und am 19. November folgt dann noch die „Cinema Edition“ in 50 Kinos in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien sowie den Benux-Ländern.
Harry, das nächste „Freeride Filmfestival“ steht an. Am 3. November geht es in Zell am See wieder los. Wie laufen die allerletzten Vorbereitungen?
Harry Putz: Wir liegen voll im Plan und es geht nur noch um die letzten Details. Das „Freeride Filmfestival“ wird also wie vorgesehen auch in 2023 wieder stattfinden. Die Termine sind alle bestätigt, wie gesagt, es geht nur noch um Details. Was aber ganz normal ist in der letzten Phase. Und die Nachfrage schaut schon richtig gut aus. Ich denke, wir werden wieder richtig schöne Abende bei guten Filmen verbringen.
Ich freue mich schon riesig auf den Auftakt, denn erst dann werde auch ich wirklich alle Filme in ihrer Endfassung sehen. Erst dann werde ich begreifen, was wir auch in diesem Jahr wieder auf die Beine gestellt haben. Es wird einfach toll werden!
Was darf das Publikum 2023 für Filme erwarten?
Harry Putz: Wir sind unserem Ansatz treu geblieben und haben uns nur für Filme mit einem alternativen Ansatz rund ums Freeriden entschieden. Die unabhängigen Filmemacherinnen und Filmemacher sind niemandem gegenüber verpflichtet, nur sich selbst. Das bedeutet, sie wollen erst einmal für sich einen geilen Film machen. Das führt dazu, dass sie besondere Themen aufgreifen oder aus der budgetären Not heraus mit der Bildsprache experimentieren.
In diesem Jahr darf sich das Publikum auf richtig krasse Action freuen, oder auf zwei 100-prozentige Filme von Frauen. Ich denke, unsere Mischung ist wieder gelungen und wird dem Publikum richtig gut gefallen.
Ich habe schon die Trailer und weitere Sequenzen gesehen, finde die Auswahl noch einmal stärker als in den letzten Jahren. Von daher tue ich mir mit einem Favoriten in diesem Jahr schwer. Hast Du selbst einen Favoriten?
Harry Putz: Ich freue mich total über die Frage, denn sie zeigt mir, uns ist zu 100 Prozent gelungen, was wir erreichen wollen. Nämlich, dass die Zusammensetzung der Filme ein Gesamterlebnis wird. Und wenn Du keinen absoluten Favoriten hast, sondern Dich auf alle Filme freust, dann geht unser Konzept scheinbar auf.
Wenn man sich die unabhängige Szene genau anschaut, dann gibt es so viele unterschiedliche Kategorien, dass man die Filme gar nicht richtig vergleichen kann. Und mit dem „Freeride Filmfestival“ wollen wir auf die unterschiedlichen Kategorien eingehen und dann den unserer Meinung besten Film zeigen. Und wenn ein Film läuft, soll es um den Film gehen, und nicht darum, ist er besser oder schlechter als der vorherige Film. Jeder Film soll im Gesamtkonzept für sich allein stehen.
Ich kann mir vorstellen, dass das Team jedes Jahr eine harte Auswahl treffen muss. Welche Kriterien müssen Filme erfüllen?
Harry Putz: Das wichtigste Kriterium ist die Authentizität. Dann die Unabhängigkeit. Also Produktionen fürs Fernsehen fallen zum Beispiel raus. Dann die Nachhaltigkeit. Ein Film über den weltweit besten Powder ist unter diesem Gesichtspunkt nicht von Interesse. Uns geht es beim „Freeride Filmfestival“ auch schon darum, Freeriden im Einklang mit der Natur zu dokumentieren.
Was passiert eigentlich mit den Filmen, die es nur knapp nicht zum „Freeride Filmfestival“ geschafft haben? Was passiert mit den „B-Movies“?
Harry Putz: Ganz ehrlich, ich hatte immer schon Probleme die eingereichten Filme abzuweisen. Ich persönlich würde sie alle zeigen, weil ich davon ausgehe, in jedem Film steckt sehr viel Liebe drin. Aber leider geht es nicht anders … seit etwa ein, zwei Jahren gibt es darum auf der Tour die „honorable mention“, wo wir fünf, sechs Filme erwähnen, die es aus ganz bestimmten Gründen nicht in den Abend geschafft haben. Ein Kriterium ist oft die Länge. Aber diese Filme kommen mit ins Filmarchiv, einfach unter https://freeride-filmfestival.com/filmarchiv-freeride-filmfestival/.
Es wird eine „Cinema Edition 2023“ geben …
Harry Putz: Wir würden gerne unsere Tour ausdehnen, aber hier sind uns wegen der Kosten einfach Grenzen gesetzt. Das muss man so ehrlich sagen. Die „Cinema Edition“ ist unsere Lösung dafür. Wir wandeln die Tour in ein einziges Set mit einer Onscreen-Moderation um, für 50 Kinos.
Zum Abschluss eine persönlichere Frage. Ich bin begeisterter Wintersportler, aber Schnee ist in meiner Heimat selbst im Winter eher selten. Um die Alpen und Bergwelten steht es ebenfalls nicht so gut, laut den Medien. Ich weiß, Dir liegt das Thema am Herzen. Wie steht es wirklich um die Alpen?
Harry Putz: Es steht nicht wirklich gut um die Alpen und große Teile der Bergwelt. Die Naturkatastrophen, die Du medial aus der Ferne verfolgst, sind real. Und daran ist der Mensch mit seinem alten Denken und seiner unbeweglichen Vorstellungskraft verantwortlich. Dieser schier unendliche Gigantismus im Sinne des Tourismus war wahrscheinlich aus wirtschaftlicher Sicht richtig, aber für die Natur super schädlich. Wir müssen nicht jeden einzelnen Gipfel auf der Welt bebauen, wir brauchen keine überdimensionalen Skigebiete und -anlagen, wir müssen nicht jeden Gletscher als neue Tourismusquelle erschließen, und, und, und … Wintersport ist wunderschön, aber man kann und muss ihn im Sinne der Natur mit Vernunft ausüben. (TX)