Gaston Höpfl: „Snow-Volleyball ist die dritte Spielvariante von Volleyball“.
Am 4./5. März finden im bayrischen Oberstaufen die Deutschen Meisterschaften im Snow-Volleyball statt. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern sind jeweils acht Mannschaften gemeldet, wobei völlig egal ist, ob die Spielerinnen und Spieler aus der Halle oder dem Beach kommen. Aber was ist nun Snow-Volleyball? Gaston Höpfl von der Agentur Feedback versucht im Interview diesen Sport zu erläutern.
Gaston, Deine Agentur zeichnet für die vierte Deutsche Meisterschaft im Snow-Volleyball verantwortlich. Aber was genau ist Snow-Volleyball?
Gaston Höpfl: Snow-Volleyball ist die dritte Spielvariante von Volleyball. Gespielt wird, wie es der Name schon sagt, outdoor auf Schnee. Die Feldgröße ist identisch zum Beach-Volleyball, allerdings bestehen die Teams aus je drei Spielerinnen oder Spielern plus Auswechselspielerin oder -spieler. Snow-Volleyball ist im Übrigen die erste und bisher einzige Ballsportart, die im Winter und auf Schnee gespielt wird.
Orientiert sich der Sport regeltechnisch am Hallen- oder am Beach-Volleyball?
Gaston Höpfl: Eigentlich ähnelt Snow-Volleyball mehr dem Beach-Volleyball, allein schon wegen dem ganzen Setting. Die Hauptunterschiede sind Schnee statt Sand, die aktive Teamgröße und die Punktzahl zum Satzgewinn. Im Snow-Volleyball wird der Satz auf 15 Punkte gespielt, bei zwei Gewinnsätzen. Die einzige Regel, die vom Hallen-Volleyball übernommen wurde, betrifft die Anzahl der Ballberührungen nach einem Block am Netz. Hier sind drei weitere Ballberührungen zulässig.
Die Teams bestehen aus drei Spielerinnen oder Spielern. Auf was kommt es beim Snow-Volleyball in sportlicher und taktischer Hinsicht an?
Gaston Höpfl: Der Untergrund und dessen Beschaffenheit ist ein für das Spiel und dessen Verlauf sehr wichtiger Faktor. Noch am Morgen kann der Schnee steinhart und gefroren sein, aber im Verlauf eines Spieltages kann der Schnee von der Sonne knöcheltief aufgeweicht sein. Sulzig, wie der Skifahrer sagen würde. Das heißt, der Untergrund kann hart wie ein Hallenboden sein, aber auch weich wie Sand. Darum spielt man bei festem Schnee mit Stollenschuhen, im Matsch mit nassen Füßen.
Die Teams mit drei Spielerinnen oder Spielern sind taktisch ein wichtiger Punkt. Hier ähnelt der Spielaufbau im Angriff dem Hallen-Volleyball. Es stehen einfach für ein Zuspiel zwei potentielle Angriffsspielerinnen oder -spieler zur Verfügung, auch in der Abwehr ist die Feldabdeckung hinter dem Block größer. Das macht das Spiel enorm spannend. So entsteht eine spannende Mixtur aus Hallen- und Beach-Volleyball.
Da es keine reinen Winterspielerinnen und -spieler gibt setzen sich die Teams aus Hallen- und Beach-Teams zusammen. Alles mit Vor- und Nachteilen. Für Beacher ist der taktische Spielaufbau ungewohnt. Für die aus den Hallen der Untergrund.
Wie haben sich die Teams für Oberstaufen überhaupt qualifizieren können?
Gaston Höpfl: Es gibt über den CEV ein European Snow-Volleyball Tour samt einer Rangliste, die überhaupt keinen Einfluss auf die Teilnahme bei den German Snow-Volleyball Championships hat. Die Teams konnten sich über die aktuelle Punkteliste vom Beach-Volleyball qualifizieren. Wir sind allerdings bereits in der Planung einer Snow Tour ab 2024 mit mindestens zwei Qualifikations-Turnieren, um so die besten Teams zu ermitteln und in der Zukunft Snow-Volleyball auch außerhalb von Bayern möglich zu machen. Es sind wohl in Landesverbänden erste Landesmeisterschaften geplant, aber gut Ding will Weile haben. Die deutsche Snow-Volleyball Community, in unseren Nachbarländern Österreich, Italien sowie Frankreich gibt es mittlerweile auch ein paar populäre und beliebte verbandsunabhängige Turniere.
Was wird gemacht, wenn am 4./5. März kein Schnee mehr liegt?
Gaston Höpfl: Das ist keine wirklich ganz neue Frage, aber die Antwort bleibt auch identisch: Das wird schon! Ähnlich wie diesen Winter war es auch 2020. Den Winter über gab es fast keinen Schnee. Erst eine Woche vor dem Event gab es eine weiße Grundlage. Freitag vor dem Turnier fing es dann heftig an zu schneien … wohin mit dem vielen Schnee auf dem präparierten Center Court? Das „weiße Gold“ fräsen oder wegschieben ging nicht, also haben wir alle den Schnee früh am Morgen mit Schneeschuhen und Tourenski festgetreten. Soll heißen: Oberstaufen liegt auf 800 Meter und wir bekommen eigentlich immer Schnee. Zur Not können wir auch noch auf ein Schneedepot zurückgreifen, das immer mit Neuschnee gut aufgefüllt ist.
Beach-Volleyball wirkt oft wie Spitzensport bei einer tollen Party. Was darf das Publikum bei der Deutschen Meisterschaft im Snow-Volleyball sich erhoffen?
Gaston Höpfl: Snow-Volleyball ist absoluter Spitzensport mit Apre Ski Feeling. Mit Moderation und Musik ist immer was los am Center Court und die Zuschauerinnen und Zuschauer werden voll integriert. Das alles ist auch wichtig für die Teams. Also Spitzensport mit Event-Charakter, halt im Schnee nah am Skihang.
Gaston, eine Frage muss natürlich noch kommen: Wie ist der Sport überhaupt entstanden? Oder viel simpler: Wie kam man denn auf die Idee?
Gaston Höpfl: Das Konzept wird Martin Kaswurm aus Österreich zugeschrieben. Er hatte ein Schnee-Spielfeld vor einer Berghütte eingerichtet und es fanden sich direkt begeisterte Spielerinnen und Spieler. Im Jahr 2009 veranstaltete er dann das erste Turnier und der österreichische Volleyballverband erkannte Snow-Volleyball schon im Jahr 2011 als offizielle Sportart an. Mit den Jahren wurde Snow-Volleyball in der Alpenregion immer populärer und auch auf europäischer Ebene voll anerkannt. (TX)
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