Fernanda Maciel: „Wir sind einfach nur Besucher auf der Erde“.
Fernanda Maciel hat an Heiligabend wieder einmal Geschichte geschrieben, als die brasilianische Ultraläuferin in der lebensfeindlichen Umgebung der Antarktis einen der legendären „Seven Summits“ im Laufschritt bestieg. Die 42-jährige aus Minas Gerais dürfte vermutlich der erste Mensch gewesen sein, der den Mount Vinson im Laufschritt erklomm. Auf jeden Fall setzte Fernanda Maciel eine Weltrekordzeit!
Der Mount Vinson ist der isolierteste der „Seven Summits“. Dazu verzeiht der Berg nicht den kleinsten Fehler. Die Kälte in Verbindung mit den Winden führt dazu, dass kein Körperteil den Elementen ausgesetzt werden darf. Trotzdem wollten Sie den Gipfel nicht nur besteigen, sondern im Laufschritt erklimmen. Nur einmal zur Einordnung. Wie lange dauert die Besteigung in der Regel?
Fernanda Maciel: Das ist schwer zu beantworten, weil es bei extremen Vorhaben keine Regel gibt. Und der Mount Vinson ist durch seine Lage schon ein extremerer Gipfel. Aber normalerweise benötigt man mindestens fünf bis sieben Tage, um den Gipfel durch Bergsteigen oder Skitouren zu besteigen.
Ich konnte es auch gar nicht richtig glaube, dass ich der erste Mensch bin, der den Mount Vinson im Laufschritt in Angriff genommen hat. Wenn man nämlich bedenkt, wo dieser Berg in der Antarktis liegt, kommen doch viele Gruppen hier her. Zurück im Basislager haben mich einige für verrückt gehalten!
Und wie lange haben Sie schließlich für den Mount Vinson gebraucht?
Fernanda Maciel: Nach exakt 6:40 Stunden war ich auf dem Gipfel und nach 9:41 Stunden war ich zurück im Basislager. Beide Zeiten wurden per GPS aufgezeichnet und bestätigt. Es ist jeweils die schnellste Zeit am Mount Vinson, also Weltrekord!
Aber ich war nicht alleine auf dem Mount Vinson unterwegs. „Sam“ Hennessey, ein lokaler Bergführer und ebenfalls Ultraläufer war die gesamte Zeit an meiner Seite.
Was ging Ihnen so durch den Kopf, also Sie zurück im Basislager waren?
Fernanda Maciel: Ich war einfach nur glücklich … gar nicht wegen der Rekorde, es ist ein magischer Ort. Obwohl es so eine lebensfeindliche Umgebung ist, ist es dort einfach nur magisch, es ist einfach nur wunderschön.
Wie viele Pausen konnten Sie bei den knapp 10 Stunden einlegen?
Fernanda Maciel: In dem Sinne gab es überhaupt keine Pausen. Aber es war klar, dass ich während meines Laufs zum Gipfel nicht eine Minute anhalten konnte. Es ist eine ziemlich verrückte sowie schwierige Lauferfahrung, aber die Antarktis ist eine Umgebung mit exquisiter Abgeschiedenheit, die Berge sind superstark. Ich liebe das Gefühl von Leistung und Kontemplation, das mir nur hohe Berge geben können.
Lernt man eigentlich bei solch extremen Projekten etwas für das Leben?
Fernanda Maciel: Man lernt viele Dinge über sich selbst, aber vor allem lernt man die Schönheit des Planeten zu erkennen. Unsere Erde ist wunderschön, doch leider geht immer mehr dieser Schönheit verloren. Wenn man dann in dieser extremen und zugleich wunderschönen Umgebung für sich unterwegs ist, wird einem klar, wie klein man ist. Wir sind einfach nur Besucher auf der Erde! (TX)