Anna-Lena Forster: „Ich kannte gar nichts, von daher ist mein Fazit positiv“.
Anna-Lena Forster war Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier der Paralympischen Winterspiele 2022 in Peking. Das sagt eigentlich schon alles über die Erfolgsbilanz der Monoskifahrerin. War es in Sotschi 2014 nur zweimal Silber und einmal Bronze, so war es in PyongChang 2018 bereits zweimal Gold. Und in Peking konnte Anna-Lena Forster das doppelte Gold nicht nur verteidigen, dazu kam doppeltes Silber.
Nach den Erfolgen in PyeongChang bist Du bei der WM erstmals als Favoritin an den Start gegangen. Wie bist Du mit dieser Situation umgegangen?
Anna-Lena Forster: Es war ein ganz neues Gefühl für mich. Als Favoritin am Start zu stehen, ist schon nochmal eine andere Herausforderung. Der Druck war extrem hoch. Für viele war klar: Ich kann eigentlich nur Gold holen. Das ganze Warten auf den Wettkampf war die Hölle, im Training am Tag davor ist mir gar nichts gelungen. Aber ich konnte mich rechtzeitig wieder darauf besinnen, dass ich Ski fahren kann!
Du studierst Psychologie, hilft Dir das in solchen Drucksituationen?
Anna-Lena Forster: Ab und zu kommt es schon einmal vor, dass ich Wissen aus Vorlesungen mit Situationen aus dem Sport und dem Leben allgemein verknüpfen kann, einen Wettbewerbsvorteil habe ich durch mein Studium jetzt nicht unbedingt.
Wie klappt generell das Zusammenspiel zwischen Studium und Sport?
Anna-Lena Forster: Man muss häufig Kompromisse eingehen und natürlich sehr viel koordinieren. Im Winter sind wir über 120 Tage unterwegs, da verpasse ich viele Uni-Veranstaltungen und muss die meisten Klausuren im Sommer nachschreiben. Auch die Anwesenheit ist ein Thema: Wir Sportlerinnen und Sportler dürfen pro Kurs zwar fünfmal statt zweimal fehlen, ich muss einige Seminare aber trotzdem auf zwei Wintersemester splitten. Das zieht folglich das ganze Studium enorm in die Länge!
Und stößt Du an der Uni auf Verständnis für Deinen Leistungssport?
Anna-Lena Forster: Tatsächlich ja. Recht viele Dozenten sind entgegenkommend und interessieren sich auch sehr für meinen Sport. Übrigens auch die Kommilitonen: In einem der vergangenen Semester hielt ich eine umfassende Ringvorlesung über das Zusammenspiel von Uni und Sport, danach musste ich tatsächlich sogar noch Autogramme schreiben. Ich bin in Freiburg wohl sehr viel bekannter als ich dachte.
Paralympics in Peking mit zweimal Gold und Silber. Wie ist das Fazit?
Anna-Lena Forster: Ich wusste gar nicht was mich erwartet. Ich wusste auch nicht wie die Konkurrenz drauf ist. Ich kannte die Hänge nicht … ich kannte gar nichts, von daher ist mein Fazit positiv. Ich bin einfach super stolz, dass ich alles gemanagt bekam sowie meine Leistung so abrufen konnte. Ich bin einfach nur super glücklich!
Hat die Unterstützung aus der Heimat ein wenig in Peking geholfen?
Anna-Lena Forster: Ja, auf jeden Fall. Es war total schön. Einfach zu merken, dass die Leute die gesamte Zeit über so früh aufgestanden sind, um sich die Rennen vor dem Fernseher anzuschauen … genau davon lebt der Sport. Ich freue mich riesig!
Konnte denn schon gefeiert werden? Oder durfte denn gefeiert werden?
Anna-Lena Forster: Wir haben uns schon gegenseitig ein wenig gefeiert! (Sporthilfe/TX)
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