Erwin Kostedde: „Ein Wunder, dass ich überhaupt so alt geworden bin“.
Im ersten Teil von „Sprenger spricht“ mit Erwin Kostedde hat der ehemalige Stürmer schon tief in seine Seele blicken lassen, was es beispielsweise hieß, als Mensch mit einer anderen Hautfarbe im Deutschland nach dem II. Weltkrieg geboren zu sein. Im zweiten Teil geht der ehemalige Nationalspieler auch hart mit sich selbst ins Gericht. Mehr dazu in #books&sports mit Christian Sprenger und Autor Alexander Heflik.
Herr Kostedde, das Buch ist passend zum 75. Geburtstag erschienen. Durch die ganzen Umstände, auch mit der Pandemie, ein besonderer Geburtstag?
Erwin Kostedde: Ja, schon. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt so alt geworden bin. Das ist jetzt keine Show von Erwin Kostedde, ich hatte wirklich nie gedacht, so alt zu werden. Ich dachte immer, gute 60 Jahre und dann verabschiede ich mich … aber jetzt 75 Jahre … damit habe ich nie gerechnet!
In vielen Punkten klingt es sehr traurig, auch wenn Sie sagen, Sie vermissen nichts. Aber vielleicht will Ihnen der eine oder andere Fan durch dieses Buch inspiriert eine Freude machen. Wie kann man Ihnen eine Freude machen?
Erwin Kostedde: Das ist komisch … ich nehme auch nichts mehr an … das können sie nicht verstehen: Ich bin zufrieden, wenn ich hier in meinem Sessel sitze und über früher so nachdenke. Ich hatte gute Zeiten und ich hatte schlechte Zeiten, auch als meine Frau noch hier war.
Ich habe immer zu meiner Frau gesagt, wenn ich mit dem Fußball aufhöre, dann werden wir leben … dann war aber das Geld mehr oder weniger weg, durch meine Schuld. Durch meinen Steuerberater, aber auch das ist allein meine Schuld. Meine Frau hat sich immer im Hintergrund gehalten … dann musste sie so ärmlich sterben. Das ist meine Schuld, ganz allein meine Schuld.
Ich möchte noch einmal auf den Punkt mit der Freude kommen, also wie man Ihnen eventuell noch einmal eine Freude machen könnte. Mit einem Spiel etwa in Offenbach, oder einem anderen Spiel …
Erwin Kostedde: Das geht nicht … einzig und allein ein Spiel in Offenbach würde mir noch Spaß machen. Dort möchte ich noch einmal aufkreuzen. Nach Offenbach möchte ich noch einmal hin.
Ich bin ein Mensch, der redet nicht viel, aber ich habe immer viel gedacht. Ich habe oft gezweifelt, allein in meinem Kämmerlein. Wenn man mich dort gesehen hätte, da hätte keiner gedacht, das ist der Erwin Kostedde. Und auch wenn ich auf dem Platz so getan habe, als ob ich der und der bin, innerlich war ich offensichtlich eine arme Sau. Ich spreche halt so, ich bin halt so, es ist die Wahrheit! Wenn Menschen mehr die Wahrheit sprechen würden, wäre vieles anders.
Ein „schönes“ Schlusswort, ein guter Appell, Herr Kostedde. Wenn Menschen öfter die Wahrheit sagen würden, ginge es uns allen im Zweifel viel besser. Ich bedanke mich und wünsche Ihnen auf alle Fälle alles Gute! Möge in Erfüllung gehen, was Sie sich noch alles wünschen.
Erwin Kostedde: Danke, das ist nett. Ich wünsche ihnen auch alles Gute und ich bin davon überzeugt, dass sie mich verstehen. (CSP)
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