Élie Gesbert: „Der Bretone ist ein Abenteurer, das steht fest“.
Ganze vier Etappen, inklusive dem Grand Départ in Brest, führen in diesem Jahr bei der Tour de France durch die Bretagne. Im Peloton 2021 sind insgesamt zehn stolze Bretonen dabei, fünf von ihnen erzählen in „letour.fr“ Details über ihre Heimatregion. Élie Gesbert ist in Saint-Brieuc geboren und der Profi vom Team Arkea-Samsic war in seiner Jugend auch auf dem Mountainbike ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent.
Élie, Du bist in Saint-Brieuc geboren, genau an dem Tag, als Chris Boardman in Saint-Brieuc den im Prolog durch einen Sturz verloren hat. Seit dem 1. Juli 1995 bist Du mehr oder weniger nur 10 Kilometer weit gekommen, was macht diese Region für Dich so besonders?
Élie Gesbert: Ich bin zwar in Saint-Brieuc geboren, aber in Andel aufgewachsen. Es ist mein Lieblingsgebiet, für mich ist es das schönste aller Meere. Die Buchten, der Granit, das Cap Fréhel … es ist wirklich wunderbar. Und es ist natürlich auch toll für mein Training, mit vielen anspruchsvollen Streckenabschnitten. Ich bin eben hier zu Hause, ich bin nur ein etwas näher ans Meer gezogen. Im Dezember kommt einem natürlich manchmal der Gedanke, weiterzuziehen, aber ich wäre nicht glücklich, weg von meinen Lieben und dieser ganzen Umgebung.
Die Musik der Bretagne ist einzigartig und Du bist ein großer Fan. Was macht diese Musik für Dich aus?
Élie Gesbert: Ich mag Matmatah, eine Rockgruppe aus den 2000er Jahren, oder Denez Prigent, der Fest Noz Volksmusik macht, die zu 100 Prozent bretonisch ist. Diese Musik ist ein echtes Produkt ihrer Region: Sie sprechen über die Bretagne und sie singen darüber.
Der Bretone gilt als stur, verschlossen und trotzdem freundlich. Was würdest Du im Bretonen und Dir noch sehen?
Élie Gesbert: Der Bretone ist ein Abenteurer, das steht fest. Das sieht man an der Anzahl der bretonischen Flaggen, die man überall auf der ganzen Welt sieht. Als ich im Jahr 2016 die Tour of Utah gefahren bin, stand beispielsweise ein Gwenn-ha-du am Straßenrand, was mich zum Lächeln brachte.
Aus Deiner Heimatregion kommen viele große Radfahrer. Was war das Rezept für die Erfolge bei Dir?
Élie Gesbert: Für einen jungen Menschen, der den Radsport liebt, ist es der beste Ort, um zu lernen, Fortschritte zu machen und sich gut unterstützt zu fühlen. Jedes Wochenende gibt es vier Rennen in deiner Klasse und dazu noch vier weitere in der nächstgrößeren. Man spürt die Unterstützung der Öffentlichkeit, bei jedem Rennen und Wetter sind Leute da.
Bei den Junioren war ich Meister der Bretagne und das Niveau war sehr hoch … wenn man dann am nächsten Wochenende bei den französischen Meisterschaften ankommt und das Trikot trägt, ist man nicht mehr derselbe Fahrer. Du spürst im Feld und außerhalb des Wettbewerbs, dass die Leute dich anders ansehen, das Gwenn-ha-du-Trikot hat eine Aura.
Welche Erinnerung hast Du an die Tour de France, also als das größte Rennen wieder mal in der Bretagne vorbei kam?
Élie Gesbert: Das erste Mal sah ich die Tour de France 2011 vorbeifahren, ganz in der Nähe meines Hauses in Planguenoual, etwa gut 30 Kilometer vom Ziel am Cap Fréhel entfernt. Genau dort, wo wir standen, sahen wir einen der vielen Angriffe von Thomas Voeckler. Ich war wie in einem Traum, als ich das sah, es erfüllte mich mit dem Wunsch, eines Tages selbst im Peloton zu sein. Zumindest unbewusst. Dieser Traum wurde 2017 wahr, als jüngstes Mitglied des Pelotons.
2018, wir fuhren nicht weit von meinem Hause vorbei, ich kannte das Ziel in Mûr-de-Bretagne gut, das war schon etwas Besonderes. Ich fuhr für ein bretonisches Team. Die Menschenmassen waren dort größer als anderswo, es war berauschend. Leider war ich am Tag vor dieser Etappe gestürzt und nicht in Form.
Und die Hoffnungen für 2021?
Élie Gesbert: Als bretonisches Team ist es unvermeidlich, dass wir uns selbst unter Druck setzen werden, um gut abzuschneiden. Wir müssen träumen, hoffen. Es wäre eine riesige Feier. Aber wenn ich in Mûr-de-Bretagne gewinne, wird es schwer sein, am nächsten Tag zu gehen! (ASO/TX)
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