Eileen Gu: „Natürlich ist Olympia wichtig … es diente mir sogar als großes Ziel“.
Eileen Gu ist gerade erst 18 Jahre alt, aber schon so etwas wie der Superstar in der weltweiten Freestyle-Szene. Die gebürtige Kalifornierin, mit chinesischen Wurzeln, gehört auch bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking zu den Favoritinnen auf Edelmetall. Wobei die mehrfache Siegerin bei den X-Games eine ganz eigene Ansicht zum Thema Favoritenstellung hat. Für Experten hat Eileen Gu diese Rolle!
Du bist aus Kalifornien, wie bist Du zum Skifahren gekommen?
Eileen Gu: Ich habe schon als Kleinkind erstmals auf Skiern gestanden, weil meine Mutter sehr gerne Ski fährt. Von San Francisco nach Tahoe, dem nächstgelegenen Skigebiet, sind es etwa vier Stunden, und so bin ich in den verschiedenen Gebieten dort auf und abseits der Piste schließlich aufgewachsen.
Ich habe in einer Skischule angefangen, aber man kann wohl sagen, dass ich vom ersten Tag an ein Adrenalinjunkie war. Meine Mutter war der Meinung, dass ich zu schnell und zu gefährlich fuhr, also schlug ein Skilehrer vor, dass ich einem Skiteam beitreten sollte, weil das eine Möglichkeit wäre, mich weiterzuentwickeln und meine Liebe zum Sport zu erhalten. Da ich, wie schon gesagt, in den Augen meiner Mutter schon zu schnell war, meldete sie mich zum Freeskiing an. Ohne wirklich zu wissen, was das ist … sie dachte sich, es ist sicherer als Racing.
Welche Rolle hat Deine Familie generell gespielt?
Eileen Gu: Meine Familie hat mich immer unterstützt, obwohl niemand erwartet hat, dass ich professioneller Freestylerin oder überhaupt Sportlerin werden würde. Sie haben mich von Anfang an unterstützt, wie es Eltern eben machen.
Meine Oma ist die motivierteste Person, die ich jemals kennengelernt habe, sie hat ein Konkurrenzdenken. Ich glaube, meine Oma hat mir den Wettbewerbsdrang mit auf den Weg gegeben und mich auf diese Weise unterstützt. Meine Mutter hat den Aspekt der Arbeitsmoral in den Vordergrund gestellt. Ich habe so viele Dinge von meiner Mutter und Großmutter durch das Skifahren und über die Jahre gelernt, sie haben mich immer unterstützt, auch wenn meine Mutter mir nicht bei Wettkämpfen zuschauen kann, weil sie sehr nervös wird, nicht zuschauen kann.
Heute bist Du Profi … was macht für Dich Deinen Sport aus?
Eileen Gu: Ich denke, dass bei allem, was man sehr gerne macht, viele Emotionen im Spiel sind. Für mich, wenn ich etwas sehr liebe, sind definitiv viele Emotionen im Spiel. Und diese ganzen Emotionen machen den Sport für mich aus. Bis ich einen Trick wirklich kann, vergeht viel Zeit mit harter Arbeit. Wenn ich dann diesen einen Trick lande, kann nichts auf der Welt dieses Gefühl jemals übertreffen. Und genau diese Emotionen machen den Sport für mich einmalig.
Wie würdest Du Deine Stärken beschreiben?
Eileen Gu: Meine größte Stärke ist mein Gehirn. Ich denke über alles immer ganz gründlich nach und ich visualisiere es bis ins kleinste Detail. Wenn ich etwas tun will, dann setze ich mich wirklich voll dafür ein und ich bin auch in der Lage, mich selbst zu verstehen, indem ich alles analysiere. Ich bin generell ein introvertierter Mensch, dies hilft mir extrem, mich selbst und meinen Punkt zu reflektieren.
Welches ist die größte Herausforderung im Deinem Sport?
Eileen Gu: Ich denke, im Moment entwickelt sich die gesamte Sportart so schnell, deshalb denke ich, dass es darum geht, an vorderster Front zu bleiben und sich auf eine Art und Weise weiterzuentwickeln, wie man es noch nie zuvor gesehen hat. Ein Kernwerte des Freeskings ist Individualität, deshalb denke ich, dass es schwierig ist, seinen eigenen Stil in einer Welt zu finden und zu kreieren, in der es schon so viele erstaunliche und spektakuläre Pioniere gab und gibt, Jeder will etwas völlig Neues und ständig Dinge zu tun, die noch nie gemacht wurden und dabei sicher zu bleiben, ist meiner Meinung nach der schwierigste Teil heute.
Findest Du die Olympischen Spiele wichtig?
Eileen Gu: Natürlich ist Olympia wichtig. Es diente mir sogar für mein Skifahren als ein großes Ziel. Es ist eine surreale Erfahrung, weil die Olympiade in China, welche ich seit langem anstrebe und die mir geholfen hat, voranzukommen und mich weiter zu motivieren, plötzlich real wird. Das Ziel findet bald wirklich statt!
Je näher ich dem Ereignis komme, desto wichtiger wird es. Es wird immer wichtiger in dem Sinne, dass es eine Erfahrung ist, die ich erleben darf und an die ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde. Peking ist richtig wichtig.
Wer werden bei den Winterspielen die Favoritinnen sein?
Eileen Gu: In jeder Einzelsportart ist man immer selbst sein größter Rivale. Daher gibt es keine Favoritinnen, wir haben alle die gleichen Chancen. Aber in erster Linie muss man immer erst einmal sich selbst bezwingen.
Wenn man diese Wettbewerbsmentalität verliert, wenn man seine Liebe zum Sport verliert, wenn man seinen Antrieb verliert, dann hat dies nichts mit der Konkurrenz zu tun. Wo man auch steht, alle haben unendliches Potenzial in sich, aber man wird es nur umsetzen, wenn man es sich wirklich erlaubt! (Red Bull/SW)
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