Eberhard Gienger: „Ins Finale zu kommen wäre wie ein Schneeball im Hochofen“.
Im Rahmen der European Championships in Münchenwird die Deutsche Sporthilfe Podiumstalks auf der Central Stage im Olympiapark durchführen. An diesen sechs Tagen sprechen zwei Sportlerinnen oder Sportler aus verschiedenen Epochen des Sports. Beim zweiten Talk stellten sich die Turnlegende Eberhard Gienger und die vierfache Paralympicssiegerin Anna-Lena Forsterden Fragen von Maren Schiller.
Die European Championships finden primär im Olympiapark München statt. Ist es noch der Olympiapark von 1972?
Eberhard Gienger:Den Olympiapark erkenne ich nicht wieder. Aber im Vergleich zu damals ist er viel schöner. Das Thema Nachhaltigkeit von Olympischen Spielen ist bei München 1972 bereits gut aufgegangen.
Wären Sie gerne heute noch einmal dabei?
Eberhard Gienger: Jede Generation erlebt im Spitzensport ihre Vor- und Nachteile. Ich bin zufrieden mit dem, wie es bei uns damals war. Ich bin froh, dass wir nicht nach jedem Wettkampf direkt vor ein Mikrofon mussten.
Was wäre die Reckübung aber wert?
Eberhard Gienger: Der Gienger-Salto, den ich kreiert habe, ist heute viel zu leicht. 1972 gab es aber auch andere Wertungsvorschriften als heute, daher kann man das kaum miteinander vergleichen. Würde man es aberobjektiv tun, hätte ich mit meiner Übung von 1972 eine ebenso große Chance, bei Europameisterschaften ins Finale zu kommen, wie ein Schneeball im Hochofen.
Wie ist die Rolle der Deutschen Sporthilfe?
Anna-Lena Forster: Die Förderung der Sporthilfe, die man je nach Kaderstatus hat, ist eine sehr gute Voraussetzung und zudem eine wahre Grundsicherung. Gerade zum Start meiner Karriere und als es für uns Para-Athleten noch nicht möglich war, eine Sportförderstelle beim Zoll zu bekommen, war die Sporthilfe auch mit ihrem Sport-Stipendium für mich eine riesige Erleichterung.
Eberhard Gienger: Wenn man während seiner aktiven Laufbahn weiß, ich muss mir um meine berufliche Zukunft keine Gedanken machen, ist das dieErleichterung der eigenen Karriere. Die Sporthilfe hilft in ungeahnter Weise bei der Berufsorientierung und dem Einstieg in den Job. Wenn es die Sporthilfe heute nicht gäbe, hätte unser Leistungssportsystem weit weniger Erfolg
Anna-Lena, Du bist vierfache Paralympicssiegerin und Studentin. Wie geht es denn bei Dir in der Zukunft weiter?
Anna-Lena Forster: Man hat schon so ein bisschen einen Plan im Kopf, wie es denn weitergehen könnte. Aber mich reizen die Paralympics 2026 in Norditalien noch sehr, das ist mein großes Ziel. Dann bin ich 30 Jahre alt und werde meinen Psychologie-Master hoffentlich auch bald abgeschlossen haben. Danach schauen wir mal, welche Türen sich generell so öffnen werden. (Deutsche Sporthilfe/TX)
Foto: © CDU