Dirk Zingler: „In erster Linie gilt unser aller Respekt nun Urs Fischer“.
Am 1. Juli 2018 wurde Urs Fischer neuer Cheftrainer beim 1. FC Union Berlin in der 2. Liga. Mit seinem Co-Trainer Markus Hoffmann, dem Trainer- und Betreuer-Team, der Mannschaft sowie dem ganzen Verein schrieb der Schweizer Fußballlehrer ein reales sportliches Märchen. Am 15. November 2023 gab Präsident Dirk Zingler die Trennung bekannt. Der X-Account des Vereins sagt alles: DANKE, Urs und Hoffi!
Herr Zingler, wie kam es zur Trennung von Trainer Urs Fischer?
Dirk Zingler: Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hatte ich immer ein bisschen Angst vor diesem Tag! Nun ist der Tag gekommen, früher als wir uns alle das gewünscht haben … wir werden diese Zeiten meistern, davon bin ich überzeugt.
Wir haben uns nicht nur die letzten Tage ausgetauscht, sondern haben uns schon in den vergangenen Wochen nach jedem Spiel länger ausgetauscht. Wir haben dabei eine sehr, sehr nahe Sprache und sehr, sehr persönliche Sprache für uns gefunden. Das entscheidende Gespräch hat am Montag stattgefunden, und erst während des Gesprächs haben wir gemeinsam entschieden, dass wir diese tolle Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung für beendet erklären. Urs Fischer ist nicht zurückgetreten, und unser Trainer wurde auch nicht vom Verein entlassen. Wir haben eine gemeinsame Entscheidung getroffen, dass wir den Zeitpunkt für absolut richtig erachten, die tolle Zusammenarbeit nun zu beenden.
Urs Fischer wusste, dass ich die feste Überzeugung habe, dass immer der Trainer als allererstes erkennt, ob er noch irgendetwas bei seinen Jungs bewegen kann … kein Präsident, kein Sportjournalist, keine Zuschauerin und kein Zuschauer, sondern immer der Trainer. Von daher hatten wir auch die klare Vereinbarung, dass wir den Trainer und sein Team bis zur letzten Sekunde unterstützen, der Trainer uns aber auch offen sagt, wenn er diese Unterstützung nicht mehr benötigt. Dieser Zeitpunkt war am Montag gekommen. Im Grunde haben wir uns also alle nur an unsere zuvor getroffene Verabredung gehalten und die Zusammenarbeit beendet.
Wir wussten, dass eine Zusammenarbeit endlich ist, wir hatten nur keinen Termin. Wir haben das Ende also eigentlich nur vorgezogen, was uns alle im Verein traurig macht. Ich weiß nicht, ob wir das noch einmal so wiederholt bekommen … ich weiß nicht, ob wir die letzten fünf Jahr mit diesen ganzen Momenten toppen können. Wir werden für immer verbunden sein.
Wenn Urs Fischer am Montag kein Signal gesendet hätte, hätten Sie und der Verein weiterhin nicht reagiert?
Dirk Zingler: Ich habe vor Frankfurt noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht, dass Urs Fischer meine Unterstützung bis zur letzten Sekunde hat. Und diese letzte Sekunde war am Montagnachmittag … Urs Fischer ist kein Mensch der zurücktritt, der sich vor einer Aufgabe drückt, der nicht kämpft oder sonst irgendetwas. Sondern wir hatten vereinbart, dass er den Zeitpunkt festlegt und ich danach entscheide. Und somit ist es eine gemeinsame Entscheidung, wie sie vereinbart war.
Und wie hat die Mannschaft diese Nachricht aufgenommen?
Dirk Zingler: Die Mannschaft war erst einmal einheitlich geschockt. Aber in so einer Mannschaft gibt es dann im Nachgang unterschiedliche Reaktionen. Es gibt Spieler, die wittern nun eine neue Chance. Es gibt Spieler, die sind jetzt einfach traurig … da unterscheiden wir uns nicht von den anderen Mannschaften. In erster Linie gilt unser aller Respekt nun Urs Fischer! (Union Berlin/TX)
Foto: Dirk Zingler Copyright 1.FC Union Berlin