Christoph Weber: „2021 findet die zehnte Ausgabe dieses Abenteuerrennens statt“.
Red Bull X-Alps 2021, das aktuell härteste Abenteuerrennen der Welt, startet mit dem Prolog am 17. Juni in seine zehnte Ausgabe. So richtig los geht es für die 33 Athleten aus 17 Nationen aber erst ab dem 20. Juni. Von Salzburg aus direkt über die Alpen und zurück stehen rund 1.238 Kilometer zu Fuß und mit dem Paragleiter auf dem Programm. „sportflash.online“ konnte mit Renndirektor Christoph Weber sprechen.
Christoph, die zehnten Red Bull X-Alps stehen bevor, mit einer komplett neuen Route. Was erwartet die 33 Athleten aus 17 Nationen in diesem Jahr? Und was macht die Faszination der Red Bull X-Alps eigentlich generell aus?
Christoph Weber: Die Athleten und auch ihre Teams stehen einer 1.238 Kilometer langen Route gegenüber, die komplett durch die Alpen führt und dort entsprechend atemberaubend schöne Landschaft bietet. So eine weite und anspruchsvolle sowie vielfältige Strecke in gerade einmal nur zwölf Tagen ausschließlich zu Fuß oder dem Gleitschirm zurücklegen zu können macht die Faszination dieses Abenteuers aus. Komplett aus eigener Kraft diese Distanz mit all seiner Vielseitigkeit und Schönheit hat einen ganz besonderen Zauber!
Warum gibt es 2021 eine komplett neue Route, wurde die alte Streckenführung mit den Jahren für die erfahrenen Athleten zu leicht?
Christoph Weber: 2021 findet die zehnte Ausgabe dieses Abenteuer-Rennens statt und zu diesem Jubiläum sollte eine neue Herausforderung in das Rennen kommen. So ist die Strecke mehr im Hochgebirge beheimatet, bietet durch den kompakteren Verlauf besser die Möglichkeit zu sehen wie die Wetterlagen unterschiedlich genutzt werden, welche für alle ähnlicher sind, da sie näher beisammen sind.
Die Athleten sind mittlerweile alle bereits vor Ort, die Route über die Alpen ist bekannt. Wie bereiten sich die Athleten in diesen letzten Tagen vor?
Christoph Weber: Die Teams besuchen noch den einen oder anderen Wendepunkt und dessen Umgebung, um sich damit noch vertrauter zu machen. Aber die meisten Vorbereitungen sind abgeschlossen.
In diesem Jahr sind auch wieder 13 Rookies mit am Start. Wie kann man sich für die Red Bull X-Alps 2022 eigentlich qualifizieren?
Christoph Weber: Es gibt mittlerweile viele andere „Hike and Fly“-Rennen und eine erfolgreiche Teilnahme an solchen Rennen ist schon eine Art der Qualifikation. Auch vordere Platzierungen im Paragliding World Cup öffnen generell die Türen zu den X-Alps, vor allem wenn sie auch noch gepaart sind mit alpiner Erfahrung.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Athlet Deiner Meinung nach generell für dieses große Abenteuer in und über die Alpen besitzen?
Christoph Weber: Ein Athlet sollte sich sehr gut kennen und einschätzen können. Er muss genau wissen, wo seine Grenzen sind, sei es körperlich, fliegerisch oder mental. Das bedeutet, dass er sehr viel Erfahrung braucht in den Disziplinen, die bei jeden X-Alps eine wichtige Rolle spielen: Gleitschirmfliegen, Alpinismus, Ausdauer und mentale Stärke. Dazu sollte er oder sie auch noch in der Lage sein sich ideal von einem Team unterstützen zu lassen und ganz genau wissen, wo die eigenen Grenzen liegen und diese auch immer respektieren.
Rekordsieger Chrigel Maurer wird auch wieder mit am Start sein. Was macht den Franzosen aus beziehungsweise so extrem stark?
Christoph Weber: Das ist leider gar nicht so leicht zu sagen. Wenn jemand diesem Geheimrezept auf die Spur käme, könnte er es sicherlich gut verkaufen.
Ich glaube, es liegt neben einem extremen Talent sicher auch noch an dem großen Fleiß und einer schwer zu übertreffenden Präzision, mit der Chrigel sich in diesem Rennen bewegt. Sein Team und er planen bis in das kleinste Detail alles im Voraus, haben Checklisten die alle wichtigen Punkte, auch Kleinigkeiten abfragen und sind im mentalen Bereich sicherlich führend.
Wie werden die Routen der einzelnen Athleten über die beinah 1.240 Kilometer verfolgt? Und wurde in der Vergangenheit auch schon geschummelt?
Christoph Weber: Wir beobachten die Athleten im „Live Tracking“. Dort wird jede Sekunde die Position des Athleten aufgezeichnet und auf einer Webseite perfekt dargestellt. Damit ist jeder Athlet praktisch gläsern und kann genauesten verfolgt werden. Mittlerweile sind die X-Alps so bekannt, dass sehr viele Interessierte auf die Straße, auf den Berg oder in die Luft schauen, wenn sie im „Live Tracking“ sehen, dass ein Athlet in der Nähe ist. Dadurch ist ein Schummeln praktisch nicht möglich und auch von Seiten der Athleten war da noch nie ein Bestreben danach.
Die Red Bull X-Alps werden nicht umsonst das härteste Abenteuerrennen der Welt genannt. Wie sorgt Ihr generell für Sicherheit?
Christoph Weber: Der wichtigste Baustein zur Sicherheit liegt darin, die richtigen Athleten und Teams auszuwählen. Danach sind wir rund um die Uhr während des Rennens damit beschäftigt, wo sich die einzelnen Teilnehmer bewegen und falls sie sich in gefährliche Situation begeben, warnen wir sie und besprechen das weitere Vorgehen mit ihnen oder ihrem Team.
Du bist der Renndirektor. Wie muss man sich Deinen Job vorstellen und vor allem, wie viele Menschen unterstützen Dich beim Wettkampf direkt?
Christoph Weber: Bei der Leitung des Rennens geht es primär darum, die nötigen Informationen immer an die richtigen Stellen fließen zu lassen, schnell die richtigen Entscheidungen treffen zu können anhand der vorliegenden Informationen.
Es waren und es sind immer schon sehr viele Menschen direkt involviert, die mich während des Wettkampfes unmittelbar unterstützen, allein schon unser enger Kreis besteht aus bis zu gut 30 Personen.
Als Renndirektor musst Du für alle Athleten das Risiko einstufen. Bei welchen Witterungsbedingungen würdest Du abbrechen?
Christoph Weber: Die Witterungsbedingungen sind von Ort zu Ort und von Stunde zu Stunde so verschieden, dass es keinen Sinn macht, von einem fernen Stand aus, eine Entscheidung zu treffen. Das müssen die Athleten selbständig tun.
Abschließend noch eine Frage, die indirekt mit der Pandemie zu tun hat, aber eigentlich auch wieder wenig Sinn ergibt. Bei uns in Deutschland werden und wurden Wettkämpfe in der freien Natur abgesagt beziehungsweise bereits in den Herbst verlegt. Wie sieht Euer Hygiene- und Sicherheitskonzept aus?
Christoph Weber: Wir haben ein komplettes, umfängliches Hygienekonzept, es ist auch notwendig und von den entsprechenden Behörden bestätigt. Das Rennen als solches ist natürlich sehr Corona-günstig, da die Teams alle für sich unterwegs sind und sich nur in der offenen Natur bewegen. (TX)
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