Christian Wück: „Die Jungs bringen ihre Fähigkeiten auf den Platz“.
Betrachtet man die deutschen Nationalmannschaften, gibt es aktuell wenig Grund zur Freude. „Im Moment stehen wir im Nirgendwo“, sagte der „Sky“-Experte Dietmar Hamann ein wenig überspitzt nach den letzten Auftritten der A-Nationalmannschaft. Doch es gibt auch noch Grund zur Freude, wenn man zur Weltmeisterschaft nach Indonesien blickt. Die U17-Mannschaft von Trainer Christian Wück träumt vom Titel!
Herr Wück, Ihre U17-Nationalmannschaft lässt die deutschen Fans mehr oder weniger als einzige DFB-Mannschaft aktuell jubeln. Was zeichnet diese U17-Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Indonesien aus?
Christian Wück: Es ist die Mentalität des Teams, die sich über drei Jahre entwickelt hat. Wir haben wirklich gut ausgebildete Spieler, die individuell Spiele entscheiden können. Wir haben einen unheimlichen Glauben und Willen im Team, dass wir alles erreichen können, was wir uns vorstellen. Ich habe den Jungs gesagt, dass wir uns eigentlich nur selbst schlagen können. Wir haben so viele Fähigkeiten und die Jungs sind in der Lage, diese Fähigkeiten auf den Platz zu bringen.
Was muss in der Zukunft passieren, damit diese Talente später auch einmal A-Nationalspieler werden können?
Christian Wück: Das Stichwort ist Vertrauen! Wir müssen es hinbekommen, dass die Jungs im Übergangsbereich bei den Profis in der ersten Mannschaft auch einmal das Vertrauen und die Spielzeiten bekommen. Die Spanier machen es uns vor, vor allem der FC Barcelona, wo schon zwei Spieler aus dem Jahrgang 2006 spielen. Es mangelt in Deutschland nicht an den Talenten. Wir bekommen es jedoch nicht hin, den Jungs in der 1. und 2. Liga die nötige Spielzeit zu geben. Assan Ouedraogo bei Schalke 04 und Bence Dardai bei Hertha BSC sind die Ausnahmen, aber ansonsten gibt es leider noch keinen.
Und wie bewertet der „Sky“-Experte die A-Mannschaft?
Dietmar Hamann: Im Moment stehen wir im Nirgendwo. Ich war am Dienstag in Wien und das war erschütternd. Erschreckend, wie planlos, hilflos und ideenlos die deutsche Mannschaft war. Man kann gegen eine starke österreichische Mannschaft nicht mit drei Verteidigern und sieben Offensiven spielen. Was mir Sorge macht, ist, dass der Bundestrainer sechs oder sieben Spiele vor der Europameisterschaft hatte und vier sind vorbei. Nach diesen vier Spielen, weiß er weniger als zuvor. Sachen zu probieren, bringt nur etwas, wenn es funktioniert. Aktuell wissen wir, dass nichts funktioniert. Wir können nur hoffen. Wir haben in den letzten 18 Monaten ein gutes Spiel gemacht und das hat ein Trainer geleitet, der nicht mal den Trainerschein hat. Das sollte ein Wink mit dem Zaunpfahl sein. Vielleicht gibt der Bundestrainer ihnen zu viel vor, das weiß ich nicht, es muss sich einiges ändern. (Sky/TX)
Foto: Christian Wück Copyright DFB