Christian Sprenger: „Für mich ist jedes Interview wie ein Flirt“.
Christian Sprenger ist nach über 30 Jahren als Moderator und Kommentator aus der deutschen Medien- und Sportlandschaft gar nicht mehr wegzudenken. Dabei ist der gebürtige Düsseldorfer nicht nur im Fußball verwurzelt, die Literatur in allen Facetten hat es ihm angetan. In diesem Zusammenhang ist das #literaturradio360 ein Tipp. In Zukunft wird Christian Sprenger auch für „sportflash.online“ gewisse Interviews führen.
Christian, Du bist vielfältig unterwegs. Wie sieht denn so Deine „normale“ Woche aus?
Christian Sprenger: Montags steht bei mir immer die Vertonung der Highlights für „Bundesliga.de“ an, zwei Minuten lange Zusammenfassungen, die in der Nacht zu Dienstag online gehen. Eine Woche habe ich fünf Spiele, die andere vier. Den Text vom Sonntagsspiel schreibe ich meistens nach dem Frühsport so gegen 9 Uhr. Alle anderen, siehe Sonntag, sind fertig. In der Pandemie ist die Vertonung nicht mehr bei der DFL, sondern im Homeoffice. Die Ausrüstung steht.
Dienstag und Mittwoch halte ich frei für Coachings. In englischen Wochen stehen da eventuell Zusammenfassungen der Pokalspiele für „DFB-TV“ an, oder ich arbeite als Fieldreporter im Stadion. Der Donnerstag dient der Vorbereitung vom Wochenende wie auch der Freitag, manchmal beginnen da schon die Dienstreisen. Als Freelancer gibt es den Wochenplan nicht … mal kommt das, mal das, manchmal ist gar nichts, manchmal viel. Zwischendrin organisiere ich dann noch sprengerspricht sowie das #literaturradio360 oder schreibe meine Buchbesprechungen auf „Facebook“ runter. Samstags bin ich im Auftrag der DFL in der Bundesliga als Fieldreporter unterwegs. Jeder Rechteinhaber erhält ein 15-Minuten-Paket pro Spiel zur Weiterverwertung. Meistens sind die Interviews für den internationalen Markt, deshalb werden sie auch kaum auf Deutsch geführt. Englisch ist die erste Wahl, dann Spanisch, nur, wenn die Protagonisten nicht wollen oder können auf Deutsch.
Wie lange bist Du denn schon im Sportjournalismus dabei, und wie hast Du angefangen?
Christian Sprenger: Seit über 35 Jahren arbeite ich in dem Beruf. Schon nach dem Volontariat beim „Kölner EXPRESS“ bin ich als Redakteur in den Sport. Erst ging es in ein Außenstudio von „RTL“, als der Sender damals aus Luxemburg nach Köln kam. Festangestellt. Als Interviewer für die Sendung „Anpfiff“, als Moderator bei den news und bei Live-Spielen. Als die Bundesligarechte wechselten ging es für mich zu „Premiere“. Von Köln via Hamburg bis nach München. Seit 2005 bin ich freiberuflich.
Was hat sich denn in diesen ganzen Jahren im Sportjournalismus geändert?
Christian Sprenger: Alles. So, wie sich die Medienlandschaft geändert hat, hat sich auch das geändert. Ich kann da, allerdings nur für den Fußball sprechen. Durch die neue Vielfalt gibt es mehr Anfragen, mehr Nachfrage, also ist viel mehr reglementiert und es gibt weniger Freiräume. Ein Beispiel: Früher habe ich Interviews mit Lothar Matthäus und Co selber abgesprochen, heute läuft alles über die Pressestellen. Es war tatsächlich ein anderes Jahrhundert. Damals hat keiner mit einer TV-Konferenz oder mit allen Spielen von Liga 1 bis 3 im TV gerechnet. Um abschließend nur noch ein veranschaulichendes Beispiel zu haben.
Was ist für Dich ein gutes Interview?
Christian Sprenger: Auch das ist nicht so einfach … die erste Frage, die sich der Interviewer stellen sollte: Für wen mache ich das Interview, wer ist die Zielgruppe? Wenn es an dir vorbeigeht, dann nutzen selbst die schönsten Formulierungen und die überraschendsten Fragen nichts. Insofern führt das hier zu weit. Ein Interview spiegelt immer das Niveau des Interviewers wider, nie das des Interviewten, ist mein Credo auf den Punkt gebracht.
Du arbeitest auch als Coach. Wer lässt sich denn von Dir alles coachen? Wer meldet sich so bei Dir?
Christian Sprenger: Das sind sehr unterschiedliche Anfragen, mal sind es ganze Vereine, mal sind es Einzelpersonen. Die kommen aus verschiedenen Bereichen. Das sind Buchautoren, die auf ihren TV-Auftritt vorbereitet werden, angehende oder auch erfahrene TV-Experten, aktive Sportler, Trainer und Manager, Moderatoren und Reporter der unterschiedlichsten Sender. Namen werde ich hier keine nennen, weil Coaching auch viel mit Vertrauen zu tun hat. Zu den Auftraggebern gehören zum Beispiel „Sky“ und „DAZN“, aber auch Künstleragenturen fragen an, sowie auch junge Leute, die in den Bereich wollen. Entweder kommen sie, ich lebe ja in Köln, von der Sporthochschule oder auch von Privat-Unis.
Was sind die wichtigsten Inhalte Deines Coachings?
Christian Sprenger: Jedes Coaching ist individuell, jeder Kunde hat ganz eigene Anforderungen und Wünsche, die gilt es zu erfüllen. Danach richtet sich dann alles. Sogar der Preis. Oder ums klar zu sagen: ich fördere gerne den Nachwuchs. Das, was ich allen, wirklich allen als erstes sage: ich will und werde niemanden ändern. Jeder soll so bleiben wie er ist, das Wort ist überstrapaziert, trifft es vielleicht auch genau deshalb am besten: Authentizität ist das primäre Ziel!
Und Du bist ein Buchliebhaber … wie kam es dazu?
Christian Sprenger: Schon als Jugendlicher habe ich alles verschlungen, was es damals gab: Die drei ???, Enid Blyton usw., das schlief dann irgendwann ein, ging aber alsbald wieder los. Mittlerweile lese ich weit mehr als 50 Bücher im Jahr, bin deshalb happy mit meinem E-Reader, weil ich sonst in eine Halle ziehen müsste oder Bücher wegwerfen. Letzteres geht ja gar nicht. Lesen entspannt mich, ist wie eine Reise in eine andere Welt … nicht immer eine bessere Welt, aber eben eine komplett andere. Meine.
Wann schreibst Du Dein erstes Buch? Ein Sportbuch?
Christian Sprenger: Ich habe tatsächlich schon ein Buch geschrieben, aber kein Sportbuch. Ist auch schon ein paar Jahre her, weil es immer ein großer Traum war. Es ist kein Krimi und, nun ja eher nicht jugendfrei. Deshalb psst!
Dein #literaturradio360 ist ja auch ein Baby von Dir. Welche Gäste kommen in diesem Podcast vor?
Christian Sprenger: Der Mix macht es. Es gibt ja viele Kollegen, die gerne lesen. Oftmals denke ich, dass es fast noch mehr gibt, die selber auch Bücher schreiben. Diese sind genauso gern gesehene Gäste wie andere Autoren, Ostern freue ich mich über Ursula Poznanski und Vincent Kliesch. Von Marc Elsberg habe ich schon eine Zusage, ich möchte mich also keineswegs auf Sportbücher konzentrieren. Die kommen natürlich auch vor, klar. Ich selber lese die allerdings eher selten, deshalb sind dann andere gefragt die darüber sprechen. Eben Autoren oder Kollegen. Vielleicht bringen wir dadurch auch den einen oder anderen zum Lesen … das ist auch so ein Gedanke. Ach und ja … natürlich hoffe ich auf aktive Sportler dabei, ansonsten frage ich viele aus meinem Netzwerk an. Bisher sagen zumindest die, die gerne lesen zu, ja, sie sind sogar happy, dabei sein zu können.
Was hast Du denn neben diesen ganzen Sachen noch alles vor?
Christian Sprenger: Das eine oder andere Interview für „sportflash.online“. Für mich ist jedes Interview wie ein Flirt, und dafür bin ich hoffentlich noch lange nicht zu alt! (OD)
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