Christian Künast: „Wir sollten den positiven Sog der Medaille nutzen“.
Die Vize-Weltmeisterschaft im Eishockey war ein sehr großer Erfolg für die deutsche Herren-Nationalmannschaft und den Deutschen Eishockey-Bund e.V., aber auch für die gesamte Sportart in Deutschland. Solch ein Erfolg hat immer mehrere Gesichter. Ein Mann, der unmittelbar mit dem sportlichen Erfolg in Verbindung steht, weil nah an der Mannschaft und am Trainerstab dran, ist DEB-Sportdirektor Christian Künast.
Mit etwas Abstand: Wie ist die Wahrnehmung der Weltmeisterschaft 2023 und was wird von dem Erfolg bleiben?
Christian Künast: Es war ein erfolgreiches Turnier für uns! Wir haben spielerisch, kämpferisch und vor allem als geschlossene Einheit überzeugt. Bleiben werden eine absolut verdiente Silbermedaille und der Titel als Vize-Weltmeister … auch wenn es mir persönlich immer noch ein wenig weht tut.
Was waren die Schlüsselmomente auf dem Weg zu Silber?
Christian Künast: Dass wir uns im Vorfeld nicht von kritischen Stimmen von außen haben beeinflussen lassen. Das Team ist immer bei sich geblieben, hat sich auf die eigenen Stärken konzentriert und ist als eine Einheit aufgetreten. Wir haben die Big Games gewonnen und die Mannschaft ist immer ihren Weg weitergegangen.
Was hat die Mannschaft und das Team um die Mannschaft herum bei diesem Turnier am Ende ausgemacht?
Christian Künast: Eine Gruppe, die ein Ziel hatte und stets zusammengestanden ist … jeder einzelne Spieler und jedes Mitglied aus dem Staff, immer als Einheit. Die Atmosphäre war von Beginn an nur positiv.
Wie ist diese Vorbereitung mit den vier Phasen zu sehen?
Christian Künast: Wir hatten eigentlich durchweg eine ordentliche Vorbereitung, wo wir es geschafft haben eine gute Mannschaft für die Weltmeisterschaft zu wählen, neue Leute im Staff und auch ein komplett neues Trainerteam zu integrieren. „Harry“ Kreis hat von Anfang an seinen Part daran übernommen und hat schließlich einen großen Anteil am Ganzen. Auch die Länge der Vorbereitung ist hierbei wichtig, um sich als Team zu finden und die Struktur und die Taktik zu verinnerlichen.
Stichwort: Die Mannschaft muss sich finden, um dann bei einem Turnier das optimale heraus zu holen?
Christian Künast: Das ist bei jedem Turnier so, es gibt immer Schlüsselmomente, in denen Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage und somit über den Turnierverlauf entscheiden. Wir haben zu jeder Phase die Ruhe bewahrt und waren uns unserer Stärken bewusst. Das beginnt ab Tag eins der Vorbereitung, die eigene Stärke und den Glauben daran richtig zu entwickeln.
Die sportlichen Ziele wurden alle erreicht, unter anderem die Qualifikation für Olympia. Was bringt diese Planungssicherheit im DEB?
Christian Künast: Ein sehr großer Schritt, der Sicherheit gibt. Gleichzeitig birgt dies die Herausforderung, die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
In der aktuellen Weltrangliste steht Deutschland auf dem fünften Platz. Wie ist dieser Platz zu bewerten?
Christian Künast: Es ist eine Momentaufnahme … eine schöne, aber eben nur ein Moment. Wir müssen in allen Bereichen hart arbeiten, um das zu halten und jetzt in die Zukunft und Nachwuchs investieren.
Und welche Bedeutung hat dieser Erfolg für den DEB?
Christian Künast: Dies hat Auswirkungen auf Förderentscheide, Rekrutierung und Akzeptanz in der Sportlandschaft allgemein. Jetzt kommt es aber drauf an, was wir aus dem Ganzen machen. Wichtig ist die direkte Olympia-Qualifikation.
Welchen Effekt hat das alles auch auf die Nachwuchsarbeit? Was muss sich aus Sicht des DEB tun?
Christian Künast: Wir sollten den positiven Sog der Medaille nutzen, um noch mehr Nachwuchs zu generieren. Hier sind wir nämlich noch weit von Platz fünf in der Welt entfernt. Wir haben bei unserer U18-Nationalmannschaft gesehen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben. Wir können oben eine Medaille gewinnen, aber im U18-Bereich im Moment auf keinen Fall. Bei unserem U20-Team, wo wir die letzten Male immer das Viertelfinale erreicht haben, ist es jedoch weiterhin immer noch möglich, dass wir wieder absteigen. Unser aller Aufgabe ist es, in Deutschland weiter in den Nachwuchs zu investieren und uns weiter zu verbessern. Unsere Lücke zu den Top-Nationen versuchen weiterhin zu verringern. Und für dieses Ziel müssen aber alle in Eishockey-Deutschland zusammen helfen. (TX)
Foto:Christian Künast Copyright DEB