Christian Künast: „Mit Leon Draisaitl haben wir aktuell einen der besten Welt“.
Die DEB-Auswahl hat mit Siegen gegen Russland, die Schweiz und die Slowakei den Deutschland Cup 2021 gewonnen. Nächstes Großereignis: Olympia in Peking! Im exklusiven Interview spricht DEB-Sportdirektor Christian Künast nicht nur über diese beiden Themen, der ehemalige Meistertorhüter mit den Adler Mannheim und den München Barons blickt generell auf das deutsche Eishockey in diesen Zeiten.
Herr Künast, was überwiegt bei Ihnen mehr, die Freude über den Gewinn des Deutschland Cups oder die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation für die Olympischen Winterspiele 2022 mit den Frauen?
Christian Künast: Eine schwere Frage … natürlich freut man sich, wenn man den Deutschland Cup so souverän gewonnen hat wie wir in diesem Jahr. Eine ganz tolle Leistung der Herren. Aber ganz ehrlich, die Enttäuschung über das verpassen der Qualifikation für Peking mit den Frauen ist schon sehr groß. Aber so ist der Sport!
Es ist irgendwie beinahe ausgewogen, wobei die Enttäuschung etwas mehr wiegt.
Wie ordnen Sie den Stellenwert des Deutschland Cups ein?
Christian Künast: Hoch! Es ist unser Traditionsturnier, welches weltweit anerkannt ist. Es ist für uns jedes Jahr ein sehr wichtiger Test, umso schöner, wenn man siegt!
Wie lautet Ihr persönliches Fazit zu den drei Siegen?
Christian Künast: Durchweg eine souveräne Leistung, gerade kämpferisch. Dazu steckt ein unglaublicher Spirit in dieser tollen Mannschaft. Auch spielerisch konnte das Team überzeugen. Erfreulich, die Breite ist in Deutschland größer geworden.
Ich habe alle drei Partien intensiv verfolgt und mir ist die gute Defensivarbeit aufgefallen. Liegt das auch an unserem finnischen Trainer?
Christian Künast: Das ist ein langer Prozess. Wir haben 2015 damit begonnen, das System in der eigenen Zone zu ändern und immer wieder angepasst. Natürlich gibt es da die Handschrift des Trainers, aber es war auch schon bei seinem Vorgänger so, dass wir defensiv sehr gut eingestellt waren, stark in der eigenen Zone standen. Aber wenn man erfolgreich sein will, muss man in der Defensive wirklich gut stehen.
Dank Moritz Seider und vor allem Leon Draisaitl ist die NHL aktuell Thema. Wie wichtig ist der Erfolg unserer Profis in Übersee?
Christian Künast: Das ist enorm wichtig. Es hat eine große Wirkung gerade auf junge Menschen. Mit Leon Draisaitl haben wir aktuell einen der besten Welt, wenn nicht sogar den besten Eishockeyspieler der Welt. Das spornt den Nachwuchs an. Man hat es zuvor im Basketball mit Dirk Nowitzki gesehen, und jetzt haben wir einen Leon Draisaitl oder auch einen Moritz Seider. Das hilft uns beim Nachwuchs.
Wie ist es um die deutschen Talente im Eishockey bestellt?
Christian Künast: Es wird in den kommenden Jahren wohl kein neuer Superstar auftauchen, aber es wird in der Breite ein ordentliches Niveau geben. Das ist aber auch in Ordnung, man kann in einem Land wie Deutschland nicht jedes Jahr neue Superstars erwarten. Wir haben eine gesunde Nachwuchsarbeit, aber es gibt keinen Grund sich auszuruhen. Man kann immer etwas verbessern oder weiter ausbauen. Aber, unsere Nachwuchsarbeit ist intakt. In den unteren Klassen haben wir Zulauf!
Das nächste große Ereignis sind die Olympischen Winterspiele 2022. Ich habe gelesen der DEB will nur mit geimpften Spielern nach Peking fahren. Gibt es von Seiten des Gastgebers schon Regularien?
Christian Künast: Es geht nur mit geimpften Spielern. Es ist eine klare Vorgabe von Peking. Wenn man nicht geimpft ist, muss man für ganze 21 Tage in Quarantäne, im Mannschaftssport ist so etwas nicht möglich … wahrscheinlich generell undenkbar. Von daher gibt es keine Diskussion, es fahren nur geimpfte Spieler mit nach Peking!
Gibt es schon ein offizielles Ziel für die Spiele in Peking?
Christian Künast: Wir schauen erst einmal auf die finale Nominierung im Januar, im Nachgang kann man über die Ziele reden. Der erste Schritt ist, eine schlagkräftige Mannschaft nach Peking zu schicken, dann schauen wir in aller Ruhe einmal weiter.
Die deutschen Herren werden im kommenden Jahr bei Olympia in Peking um Gold kämpfen. Wie geht es bei den Frauen weiter?
Christian Künast: Man kann jetzt nicht in 24 bis 48 Stunden alles analysieren, aber es hat natürlich einen Grund, wenn sich eine Mannschaft zweimal in Folge nicht für Olympia qualifizieren kann. Hier müssen wir den Hebel ansetzen und zwar mit allen Partnern: DOSB, der Bundeswehr, die uns da sehr helfen, und der Liga. Wir müssen uns mit der Liga zusammenfinden und neue Wege finden, um vor allem auch neue Talenten zu generieren. Eine Mannschaft die in der Weltrangliste auf dem 8. Platz steht und bei der letzten WM ganz knapp im Viertelfinale gescheiter ist, ist nicht so schlecht. Auf der anderen Seite aber auch nicht so stark, dass sie gewisse Ausfälle kompensieren kann und genau da heißt es den Hebel in der Zukunft anzusetzen. (LB)
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