Bernhard Braun: „Echte Traumhänge habe ich über die Jahre so einige gefunden“.
Bernhard Braun kann Hochdeutsch, doch in „Sinner Fields“ zeigt der Freeski-Profi den perfekten Mix aus Bayrisch-Englisch. Gut, ein bisschen Hochdeutsch spricht der Bayer auch in diesem filmischen Rückblick über seine Powder-Saison. Definitiv hat Bernhard Braun den mit Abstand lustigsten Film zum Freeride Filmfestival 2022, bis 17. November, abgeliefert. Im Interview gibt es einige Einblicke zu „Sinner Fields“.
Bernhard, als ich vorab Deinen Film „Sinner Fields“ schauen durfte, habe ich herzlich gelacht und war gleichzeitig von vielen Szenen fasziniert. Wie bist Du auf die Idee gekommen, den Rückblick auf Deine Saison über die Selbstironie des bayrischen Daseins zu gestalten?
Bernhard Braun: Freut mich, das Dir der Film gefallen hat!
An sich wollte ich wieder etwas weg vom kurzweiligen Social Media. Mal wieder was greifbares machen. Ursprünglich hatte ich eine Menge an Ideen, wie ich eine Story aufbauen könnte. Aber viel zu spät in der Saison habe ich dann gemerkt, dass ich zum Schauspielern einfach nicht gemacht bin. Da ich vom bayerischen Grant immer schon sehr angetan war, konnte ich mir die Story schließlich damit gut vorstellen. Dazu ist es noch etwas neuartiges, was ich in dieser Form noch niemals gesehen hatte, aber mir mit Sicherheit selbst gerne anschauen würde.
Als Bayer hätte ich mich an der einen oder anderen Stelle vielleicht verarscht gefühlt, als Frankfurter wurde ich gut und lustig unterhalten. Wie haben denn Deine Familie und Freude den Film aufgenommen?
Bernhard Braun: Der Bayer an sich steht ohnehin auf bayerischen Humor. Darum mache ich mir diesbezüglich keine Sorgen. Freut mich aber, dass man mich auch nördlich des Weißwurstäquators versteht. Am Anfang war es mir schon fast peinlich, die ersten Takes ein paar Kollegen zu zeigen. Das Feedback war jedoch eindeutig: „Mach das, das ist geil“ … sie gaben mir das nötige Selbstbewusstsein das Ganze auf diese Art in Angriff zu nehmen.
Angesichts meiner bisherigen Laufbahn als Freerider, der seine Persönlichkeit eher spärlich in seine Projekte einfließen hat lassen, war das schon ein Schritt für mich. Die Motivation meiner Kollegen half mir, mich auf einer solch Ebene als Freeskier und Filmemacher neu zu erfinden.
Wie hast Du den Film eigentlich in der Entstehung bis fertigem Produkt selbst erlebt. Mehr Arbeit oder mehr Spaß?
Bernhard Braun: Sagen wir es mal so: Hätte der liebe Herrgott die perfekte Crew aufgestellt um einen galanten Skistreifen zu produzieren, mit Sicherheit hätte ich in diesem Fall zum editieren und koordinieren nicht am Laptop gesessen. Die ewigen Deadlines in der Post haben mich hin und wieder an den Rand meines Verstandes getrieben. Ski vor der Kamera zu fahren und ein wenig Schmarrn erzählen geht mir da schon leichter von der Hand. Es ist also ein gesunder Mix aus reiner Arbeit und Spaß. Den ersten eigenen Streifen dann in der Vollendung zu erleben und positives Feedback zu erhalten, erfüllt einen am Ende schon mit Stolz.
Wie bist Du eigentlich zum Freeriden gekommen?
Bernhard Braun: Da bin ich den klassischen Weg gegangen. In jungen Jahren im Schuss die Pisten runter, einige Jahre im Stangenwald unterwegs … relativ schnell habe ich aber gemerkt, Hüpfen ist der Hammer. Also war ich ein, zwei Winter mit meinen Racelatten auf den Kickern im Park unterwegs, sammelte meine allerersten „Flugmeilen“. Auch die fluffig weiße Materie neben den gefertigten Pisten erschien vermehrt interessant. Als ich dann vom Lift aus einen der ersten Freerider mit den breiten Latten sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das ist, was ich selbst machen will! Schon ein paar Tage später stand der 15 Zentimeter breite Hellbent vor meiner Tür. Die wahrscheinlich beste Investition meines Lebens. Die guten powder Tage, die ich seit dem Jahr 2007 verpasst habe, lassen sich womöglich an zwei bis drei Händen abzählen. In der Schule zumindest hat man mich bei Neuschnee und Bluebird nicht mehr wirklich angetroffen.
Gibt es eine Location, wo Du immer schon einmal fahren wolltest? Oder hast Du Deinen Traumhang gefunden …
Bernhard Braun: Echte Traumhänge habe ich über die Jahre so einige gefunden. In Kanada, Japan und Indien hatte ich das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Einen letzten bislang noch unerfüllte Powder-Traum gibt es jedoch. Die Spine Lines von Alaska. Es scheint einfach das perfekte Skifahren zu sein und das würde ich dann schon noch gerne erleben. Dennoch gilt für mich eher das Motto „Dahoam is doch am schönsten“, oder halt zumindest da wo der „Hubsi“ parkt. Das Kaunertal ist dabei mein Favorit. Hier finde ich immer was um mein Powder-Herz zu beglücken. Wunderschöne Traumhänge hat es dort wirklich genügend!
Wie ist es eigentlich aktuell um „Hubsi“ bestellt?
Bernhard Braun: Stolze 360.000 Kilometer auf der Uhr und läuft immer noch wie am ersten Tag. Mein „Bulli“ ist der Wahnsinn. Natürlich bekommt der „Hubsi“ seine Pflege, aber mein verlässlicher Kumpel.
Welche Ziele verfolgst Du in der weiteren Zukunft? Also sowohl die sportliche als auch die cineastische Zielsetzung.
Bernhard Braun: Sportlich möchte ich mich hauptsächlich im Big Mountain Skiing verbessern. Lines zu fahren gibt mir den größten Reward. Wichtig dabei ist: Niemals den Spaß verlieren und immer locker an die Sache ran gehen.
Filmisch möchte ich an meiner neuesten Machart festhalten. Guten Ski-Content mit bayerischen Humor zu verknüpfen. Den Fans soll es gefallen! (TX)