Ben O’Connor: „Ich weiß, dass ich die Chance habe, solche Rennen zu gewinnen“.
Vom heutigen Sonntag bis einschließlich kommenden Sonntag sind viele Radprofis in Frankreich unterwegs. Vom 5. bis 12. Juni findet das Critérium du Dauphiné statt, neben der Tour de Suisse das wichtigste Vorbereitungsrennen zur Tour de France. Auch Ben O’Connor, der seit Anfang des Jahres konstant gut platziert ist, wird beim Critérium du Dauphiné mit großen Ambitionen für das Team AG2R Citroën antreten.
Ben, Du bist erfolgreich in die Saison gestartet und hast bei allen Rennen, die Du absolviert hast, gute Platzierungen erreicht. Was hast Du geändert, um so konstant bisher in diesem Jahr zu sein?
Ben O’Connor: Ich bin mit meiner bisherigen Fahrweise recht zufrieden, aber es hätte noch besser sein können. Bei der Tour de Romandie wurde ich zum Beispiel Fünfter, aber ich hatte das Gefühl, dass ich auf dem Podium hätte landen können, wenn alles besser gelaufen wäre.
Man kann jedoch nicht sagen, dass ich mich in Bezug auf meine Fahrweise oder mein Training stark verändert habe. Ich werde eben reifer, entwickle mich körperlich weiter und mein Niveau steigt natürlich. Ich bin 26 Jahre alt und die Jahre harter Arbeit beginnen sich auszuzahlen. Mein Körper passt sich an die Anforderungen der Rennen an und reagiert immer besser auf sehr ehrgeizige Ziele. Außerdem werde ich selbstbewusster. Früher habe ich gehofft, einfach dabei zu sein. Jetzt bin ich ein Fahrer für die Gesamtwertungen!
Zu den Höhepunkten in der Saison 2022 gehörte definitiv der prestigeträchtige Etappensieg bei der Katalonien-Rundfahrt ...
Ben O’Connor: Bei Paris-Nizza war ich gleichzeitig sehr stolz und sehr enttäuscht. Ich musste das Rennen abbrechen, weil ich krank wurde, aber die gute Form war zweifellos da. Als ich dann bei der Volta a Catalunya ankam, wollte ich mich dafür revanchieren. Und als ich die La Molina-Etappe gewann, bekam ich die Bestätigung, auf die ich gewartet hatte, und dass sich die ganze Arbeit, die ich in diesem Winter investiert hatte, auch wirklich gelohnt hatte. Was das Selbstvertrauen angeht, ist das natürlich einer der wichtigsten Tage in diesem Jahr.
Das Critérium du Dauphiné ist eine neue Gelegenheit, für Deine Entwicklung. Hast Du eine Strategie zurechtgelegt?
Ben O’Connor: Es ist an der Zeit, bei einer großen WorldTour-Veranstaltung auf das Podium zu fahren. Es ist meine erste Teilnahme, und ich weiß, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, diese Art von Rennen auch zu gewinnen. Ich habe ein paar Ideen im Kopf, aber ich bin mir zum Beispiel nicht ganz sicher, ob es notwendig ist, auf der Sancy-Etappe voll zu pushen. Natürlich ist es eine Herausforderung, aber der letzte Anstieg ist nicht steil genug, um einen großen Unterschied zu machen. Andererseits wird das Zeitfahren entscheidend sein. Ich habe dieses Jahr noch nicht wirklich viele absolviert und bin gespannt, wo ich in der Hinsicht stehe. Ich glaube, dass die Zeit, in denen Kletterer auf flachen Straßen zwangsläufig schlecht waren, vorbei ist. Ich kann in den Zeitfahren gut sein!
Nach Deiner gelobten Leistung bei der Tour de France 2021 sagtest Du, dass Du „noch weit vom fahrerischen Niveau der Besten entfernt bist, ich kann mir das gar nicht vorstellen“. Wie ist es heute?
Ben O’Connor: Mein Abenteuer bei der Tour de France im vergangenen Jahr war außergewöhnlich und ich konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was passiert war. Eine Etappe zu gewinnen und in Paris Vierter der Gesamtwertung zu werden, ist etwas ganz Großes. Und ich habe es geschafft! Aber natürlich will man es immer besser machen. Das ist der Grund, warum man Sportler wird und warum man so viel in diesen Job investieren muss. Ich habe also meine Sichtweise im Vergleich zum letzten Jahr geändert und fühle mich in der Lage, in diesem Sommer ganz bewusst die Spitze anzustreben. Es war auch ermutigend, meinen Freund Jai Hindley den Giro d’Italia gewinnen zu sehen. Er kommt ebenfalls aus Perth, und wir kennen uns schon seit langem. Als ich ihn gewinnen sah, habe ich mir gesagt, dass ich es auch schaffen kann. Das ist mein Ziel in der Zukunft.
Und für das Critérium du Dauphiné?
Ben O’Connor: Meine gute Form bestätigen und der Rest ergibt sich während solch einer anstrengenden Woche. (ASO/TX)