Ashleigh Moolman Pasio: „Die Etappe mit dem Tourmalet ist ein Highlight“.
Vom 23. bis 30. Juli findet die Tour de France Femmes avec Zwift 2023 statt. Mit dabei: Ashleigh Moolman Pasio. Eigentlich wollte die 37-jährige Südafrikanerin nach der letzten Saison das Rennrad in die Ecke stellen, stattdessen der Teamwechsel und die aktive Teilnahme an der zweiten Tour de France Femmes avec Zwift. Und Ashleigh Moolman Pasio freut sich auf die Königsetappe hoch zum Tourmalet.
Ashleigh, Sie haben einen großen Teil Ihrer Vorbereitung auf die zweite Tour de France Femmes avec Zwift in den Pyrenäen absolviert, wo die Rundfahrt auch enden wird. Was war der Plan dabei?
Ashleigh Moolman Pasio: Ich habe dort gezielt in der Höhe trainiert. Ich liebe es in rund 1.800 Metern zu trainieren. Hier finde ich immer die richtige Balance zwischen der Anpassung an die Höhe und einer ausreichenden Erholung, um jeden Tag auch wirklich mit hoher Intensität trainieren zu können. Und es ist wirklich wunderschön. Ich liebe die Pyrenäen und die Anstiege erinnern zwangsläufig an den Tourmalet … natürlich habe ich mir diese Etappe ganz intensiv angeschaut. Ich denke, dass es eine spannende Königsetappe werden wird. Wir haben den Col d’Aspin vor uns, der auf den letzten 3 Kilometern ziemlich steil wird. Das könnte schon ein spannender Punkt auf der Etappe sein. Dann geht es bergab und gleich danach steigen wir den Tourmalet hinauf. Er gefällt mir sehr gut, er ist schön steil und hat eine gleichmäßige Steigung. An dem Tag, an dem ich dort geradelt bin, ging es direkt in die Wolken … es war wie eine andere Welt. Anstrengend, aber wunderschön!
Klingt, als würden Sie gerne auf dem Gipfel triumphieren?
Ashleigh Moolman Pasio: Die Königsetappe mit dem Ziel auf dem Tourmalet will wohl jede der Teilnehmerinnen gewinnen. Und das wird das Problem werden, daher erwarte ich eine sehr harte Etappe. Aber auch ich werde alles versuchen.
Was haben Sie aus 2022 alles gelernt?
Ashleigh Moolman Pasio: Es war eine Achterbahnfahrt für mich. Während meiner gesamten Karriere habe ich auf diesen Moment gewartet und für ihn gekämpft. Das Momentum mit A.S.O. und Zwift zu erleben, war auch deshalb etwas Besonderes, weil ich einer der wenigen im Feld bin, die Zwift wirklich angenommen haben. Ich war die erste UCI eSports-Weltmeisterin und ich hatte das Gefühl, dass es für mich bestimmt war, bei der ersten Tour de France Femmes avec Zwift auf dem Podium zu stehen … vielleicht war der Druck ein bisschen zu groß. Dazu kam ein Virus im Feld, der dazu geführt hat, dass ich auf der Königsetappe aufgeben musste. Mein Kopf wollte, aber mein Körper war bereits über seinem Limit.
Trotzdem sind Sie eine Inspiration für einen Kontinent?
Ashleigh Moolman Pasio: Das ist etwas Großes. Es ist manchmal eine ziemlich große Verantwortung, Botschafterin für einen Kontinent wie Afrika zu sein. Es ist ein sehr großer Kontinent! Ich habe viel mit afrikanischen Frauen zu tun, vor allem aus Äthiopien, Eritrea und auch Ruanda. Sie schicken mir Nachrichten und wollen auch Profis werden. Das ist eine große Herausforderung, denn es gibt viele Hindernisse, kulturelle Barrieren in ihren Heimatländern und Visaprobleme. Und ich versuche, die Probleme langsam zu lösen. Die virtuelle Welt kann dabei die Lösung werden. Ich habe Pläne, Zwift-Indoorzentren in Containern zu eröffnen, um Radfahren nicht nur jungen Mädchen, sondern auch Frauen zugänglich zu machen. Frauen, die sich so stärken wollen. Es gibt auf jeden Fall einiges zu tun, wir sind am Anfang.
Sie fahren mittlerweile für das Team AG Insurance – Soudal Quick-Step. Was ändert sich alles dadurch für Sie?
Ashleigh Moolman Pasio: Ich denke, es war ein guter Schritt, das gesamte Umfeld passt einfach besser zu mir. Ich habe Spaß daran, mein Wissen der nachfolgenden Generation zu vermitteln, zudem inspiriert und motiviert es. Die Ausrichtung kommt meinem Naturell entgegen. Als ich mit SD Worx gefahren bin, war es ein Rennen im Rennen, wir sind gegeneinander gefahren. Was sehr erfolgreich war und ist, jedoch nicht meine Philosophie ist. Nun fühle ich mich besser.
Sie kennen SD Worx in- und auswendig. Sie kennen Annemiek van Vleuten lange. Wie kann man die beiden Parteien knacken?
Ashleigh Moolman Pasio: Das ist das Ziel, aber es wird in beiden Fällen sehr, sehr schwer. Wir müssen von Tag zu Tag schauen, wie es sich entwickelt. Ich habe eine Idee dazu im Kopf, ich glaube, dass ich es schaffen kann. Mehr möchte ich zu dem Thema nicht verraten, einfach die Tour de France Femmes avec Zwift.
Eigentlich wollten Sie nach der letzten Saison die Karriere beenden. Nun sind Sie aber bei einem neuen Team.
Ashleigh Moolman Pasio: Ich gebe zu, auf der einen Seite hat die Tour de France Femmes avec Zwift damit zu tun. Das Aus im letzten Jahr hat mich beschäftigt und ich habe zudem gesehen, was die Rundfahrt alles bewirkt hat. Ich wollte weiterhin ein Teil davon sein. Auf der anderen Seite dachte ich, ich kann nicht Profi sein und mich adäquat um meine Projekte kümmern. Doch ich habe zum Glück erkannt, mit den richtigen Leuten an meiner Seite funktioniert es. (ASO/TX)
Foto: Ashleigh Moolman Pasio Copyright ASO