Anton „Doni“ Palzer: „Ich sehe mich als Bergfahrer“.
Giro d’Italia, Tour de France und Vuelta a España, das sind die drei mit Abstand härtesten Straßenrennen der Welt. In der Regel braucht ein Radprofi gute fünf Jahre als Vorbereitung. Der erfolgreiche Skibergsteiger Anton „Doni“ Palzer hat dafür nur Monate gebraucht. Dieser Weg des heutigen Profis von BORA-hansgrohe wurde in der Dokumentation „Breaking the Cycle“ aufgezeigt. Einer des besten Filme in 2022.
„Doni“, wie bist Du zum Sport gekommen?
„Doni“ Palzer: Ich bin der „Doni“ aus der Ramsau, einem absoluten Wintersportort. Dementsprechend waren die ganzen Wintersportdisziplinen immer präsent.
Dazu kommt dann, dass meine Eltern recht sportlich sind. Mein Papa ist staatlich geprüfter Bergführer und war deutscher Meister im Skibergsteigen. Ich habe auch noch einen drei Jahre älteren Bruder und wir beide sind schon als kleine Kinder auf Skiern unterwegs gewesen. Wir haben früh an Wettkämpfen teilgenommen … zum Beispiel im Sommer beim Laufen oder im Winter beim Skilanglauf. Mit 14 Jahren habe ich dann zunehmend gemerkt, dass ich konkurrenzfähig werde und so hat sich alles Stück für Stück entwickelt. Es gab von der Seite meiner Eltern aus jedoch nie Druck, es stand immer der Spaß im Vordergrund. Das ist meiner Meinung nach der Grund, warum ich Sport auch heute noch mit solcher Leidenschaft mache.
Wann kam dann das Skibergsteigen?
„Doni“ Palzer: Meine Eltern wollten uns Kinder nie in eine Richtung drängen. Von daher habe ich alle möglichen Wintersportdisziplinen ausprobiert … ich war gar für etwa drei Jahre beim Skispringen. Schlussendlich bin ich dann beim Skibergsteigen gelandet, weil die Berge schon immer eine große Faszination auf mich ausübten.
Du hattest auch tolle Erlebnisse dadurch?
„Doni“ Palzer: Als ich 16 Jahre alt war, habe ich eine Sondergenehmigung von unserem Verband erhalten, dass ich bei den Deutschen Meisterschaften teilnehmen kann … tatsächlich bin ich Deutscher Meister geworden. Ein Schlüsselmoment, wo mir klar wurde, dass ich vielleicht irgendwann den Sport zu meinem Beruf machen kann. Nach der Schule habe ich erstmal eine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker gemacht und mit 20 bin ich dann Profi geworden. Seitdem habe ich unter anderem 15 WM-Medaillen gewonnen sowie diverse Streckenrekorde aufgestellt.
Doch trotz der Erfolge hast Du die Sportart gewechselt. In der Dokumentation „Breaking the Cycle“ wird Dein Weg vom Skibergsteiger zum Neoprofi bei der Vuelta a España aufgezeigt. Wofür andere Radprofis gut fünf Jahren brauchen, ist Dir in wenigen Monaten gelungen. Was hat Dich am Radsport so fasziniert, um den harten Weg zu bestreiten?
„Doni“ Palzer: Ich war fast acht Jahre lang als Profi im Skibergsteigen unterwegs. Das ist eine sehr lange Zeit und gerade in den letzten drei Jahren habe ich gemerkt, dass sich das Skibergsteigen immer mehr als Beruf angefühlt hat. Darunter hat die Leidenschaft gelitten, die eigentlich eine Grundvoraussetzung ist, um erfolgreich zu sein. Deshalb war mir irgendwann klar, dass ich eben die Veränderung brauche.
Wie ging es dann zu BORA-hansgrohe?
„Doni“ Palzer: Ich war immer schon Fan vom Team Bora-hansgrohe … natürlich habe ich die Tour de France oder den Giro d’Italia mit großer Leidenschaft verfolgt. Der Kontakt zum Team kam dann über Helmut Dollinger, der mich mit Ralph Denk, dem Teammanager von Bora-hansgrohe zusammengebracht hat. Es gab ziemlich schnell das Angebot, dass ich als Profi beim Team Bora-hansgrohe anfangen kann. Das war sicherlich einer der größten Glücksmomente in meinem Leben.
Und im Film sind alle mit dabei …
„Doni“ Palzer: Ich möchte die Geschichte von mir erzählen und allen zeigen, dass jeder im Leben viel erreichen kann, wenn er mutig und furchtlos ist. Zielstrebig daran arbeitet. Gerade bei den Szenen von meinem letzten Rennen als Skibergsteiger bei einer Weltmeisterschaft hatte ich am Ende doch ein paar Tränen in den Augen.
Wie war Deine erste Vuelta a España?
„Doni“ Palzer: Das waren die 21 härtesten Tage meines gesamten Lebens. Wenn man diese Rundfahrt übersteht, bringt es einen sportlich auf ein anderes Level. Die Motivation war höher als der Schmerz, auch als die eigene Gesundheit!
In einem Radteam hat jeder Radfahrer eine bestimmte Aufgabe. Wie siehst Du Deine Rolle bei BORA-hansgrohe?
„Doni“ Palzer: Ich sehe mich als Bergfahrer, aber jeder muss seinen Teil beitragen, damit am Ende der Etappe oder der Rundfahrt das Team erfolgreich ist. Wenn das Team erfolgreich ist, allein dann ist man auch als Radprofi selbst erfolgreich.
Welches Ziel verfolgst Du in Zukunft?
„Doni“ Palzer: Ich wäre gern irgendwann einmal für einen Giro d’Italia nominiert. Aber am Ende wäre ich gerne wieder siegreich. Als Skibergsteiger ging es für mich um Siege, jetzt stehe ich im Dienst des Teams. Das ist normal, denn ich bin wieder Lehrling. Aber meine Motivation sind und bleiben erfolgreiche Rennen. (Red Bull/TX)
Foto: Olaf Pignataro / Red Bull Content Pool