Anna-Lena Friedsam: „Ich freue mich über alle guten Matches, die ich spiele“.
Anna-Lena Friedsam begann mit sechs Jahren mit dem Tennis, neun Jahre später wurde die heute 29-jährige Neuwiederin deutsche Jugendmeisterin. 2018 die erste Nominierung für das Porsche Team Deutschland, für den Billie Jean King Cup im April nun die sechste Nominierung. Nach zwei sehr schweren Schulterverletzungen hat Anna-Lena Friedsam gerade erst den Sprung zurück in die Top 100 geschafft.
Sie haben erst kürzlich die magische Marke geknackt. Zurück in den Top 100. Was war das für ein Gefühl? Und was bedeutet das für Sie?
Anna-Lena Friedsam: Ich bin total stolz, weil ich weiß, wie hart die letzten Jahre waren. Nach zwei schlimmeren Verletzungen war es mein Ziel, wieder da hin zu kommen. Gleichzeitig habe ich in der Zeit gemerkt, dass man auf das Ranking nicht so viel geben darf. Wenn ich Spaß habe am Sport und von Woche zu Woche daran arbeite, mein Tennis weiterzuentwickeln, dann kommt der Rest automatisch.
Sie schreiben auf Ihrem Instagram-Kanal: „Es war nicht der leichteste Weg, aber der richtige“. Können Sie diesen Weg einmal beschreiben?
Anna-Lena Friedsam: 2016 hatte ich meine erste Schulter-OP. Damals stand ich auf Platz 45 der Welt. Das war eine sehr harte Zeit, weil ich meinen Arm kaum noch bewegen konnte. Bereits wenige Monate nach meiner Rückkehr bekam ich wieder Probleme, wurde erneut operiert. Auch mit meinem Trainerteam war ich damals nicht zufrieden und habe lange nach einem Coach gesucht, mit dem die Chemie stimmt. Deshalb war ich in der Pandemie viel alleine unterwegs, was wirklich hart war. Auf Turnieren lief es gar nicht rund und ich bin total abgerutscht, stand um die 250. Vor einem Jahr habe ich dann meinen jetzigen Trainer kennengelernt. Er hat mich aufgebaut, mir Ruhe gegeben, und wir haben gut trainiert. Seit Sommer merke ich aber, dass ich langsam wieder auf meinem alten Level bin.
Durch diese ganze Zeit habe ich gemerkt, dass mir Tennis sehr viel bedeutet. Ich wusste, da noch was. Nur das hat mich weiter machen lassen.
Seit 2018 sind Sie regelmäßig Teil des Porsche Team Deutschland. Aber erst im November hatten Sie in Kroatien Ihr erfolgreiches Einzel-Debüt. Wenn Sie einmal zurück blicken: Welche Erinnerungen haben Sie?
Anna-Lena Friedsam: Nur positive. Ich habe sehr gut gespielt, das Match souverän über die Bühne gebracht. Damit habe ich auch den Punkt geholt, damit wir letztlich im Team als Gewinner feststanden. Tolle Emotionen. Ich habe auf diesen Moment hin gefiebert … ich weiß, dass ich das bringen kann. Eine gute Spielerin bin!
Die Partie in Stuttgart wird Ihr allererstes Heimspiel im Billie Jean King Cup werden. Wie schauen Sie auf die Matches dort gegen Brasilien?
Anna-Lena Friedsam: Mit Vorfreude: Ich denke, dass wir ein gutes Team sind und zusammenhalten, wenn es drauf ankommt. Ich hoffe natürlich auf viele Zuschauer, tolle Stimmung … dass wir starke Matches abliefern. Natürlich ist die Anspannung größer, zu Hause will man besonders gut abliefern. Aber das muss man ausblenden und die Energie, die Fans und Team einem geben, aufsaugen.
Normalerweise trainieren Sie mit Ihrem Coach Patrice Hopfe. Beim Billie Jean King Cup übernimmt es Rainer Schüttler. Wie ist das?
Anna-Lena Friedsam: Mit Rainer zu trainieren ist eine Bereicherung. Er hat so viel erlebt und weiß, wie wir uns vor einem Match fühlen. Ich zehre richtig davon. Rainer war mit bei den Miami Open, wo ich dann mit beiden Coaches trainiert habe.
Wie eng ist Ihr Verhältnis zu den anderen Spielerinnen im Team?
Anna-Lena Friedsam: Wir spielen nun schon zum zweiten Mal in dieser Besetzung. Über unsere WhatsApp-Gruppe sind wir natürlich regelmäßig im Austausch … dort gibt es immer viel zu lachen. Wir verstehen uns einfach gut, auch wenn wir ziemlich unterschiedlich sind. Jede trägt aber ihren Teil zum Team bei.
Abschließend noch: Welche Ziele haben Sie für 2023?
Anna-Lena Friedsam: Ich bin an einem Punkt, an dem ich mir nach oben keine Grenzen setze. Ich weiß aber auch, dass es schnell in die andere Richtung gehen kann … ich habe in der Hinsicht schon alles erlebt. Daher freue ich mich über alle guten Matches, die ich spiele. Ich versuche den Spaß am Tennis in den Mittelpunkt zu stellen und mich stetig weiter zu entwickeln, aber ohne ein Limit nach oben. (FS/TX)
Foto: Anna-Lena Friedsam Copyright Porsche