Angelique Kerber: „Ich will bei großen Turnieren um Titel spielen“.
Angelique Kerber hat eine starke zweite Saisonhälfte gespielt und sich in die Top 10 der WTA-Rangliste zurückgespielt. Im exklusiven Interview mit „Porsche Newsroom“ spricht die Porsche-Markenbotschafterin über ihr für viele sensationelles Comeback, ihre Leidenschaft für das Tennis und warum sie sich dazu entschlossen hat, für die 2022 nach dem Ausscheiden ihres Trainers mehr Verantwortung zu übernehmen.
Frau Kerber, mit welchem Gefühl gehen Sie nach Ihren Erfolgen in den letzten Monaten in die verdiente Saisonpause?
Angelique Kerber: Mit einem guten Gefühl und viel Selbstvertrauen. Hinter mir liegt ein unglaublich gutes zweites Halbjahr. Ich habe Bad Homburg gewonnen, war im Halbfinale von Wimbledon und Cincinnati und habe auch bei den US Open sehr gut gespielt. Beim Billie Jean King Cup in Prag habe ich zudem eine Gewinnerin eines Grand Slam Turniers geschlagen. Ich weiß also mit Sicherheit, dass ich immer noch gegen die besten Spielerinnen der Welt gewinnen kann.
Dabei hat die Saison mit der Quarantäne vor den Australian Open für Sie sehr unglücklich begonnen. Wie haben Sie das weggesteckt?
Angelique Kerber: Zwei Wochen im Hotelzimmer eingesperrt zu sein, eine enorme Belastung. Bis ich danach wieder auf dem Stand war, den ich mir mit einer guten Saisonvorbereitung erarbeitet hatte, hat Monate gedauert. Die Quarantäne hat mich einige Turniere gekostet. Umso glücklicher bin ich, dass ich in der zweiten Hälfte der Saison den Turnaround geschafft habe, wieder mein bestes Tennis zeigen konnte.
Was hat dieses Comeback ermöglicht?
Angelique Kerber: Ausschlaggebend war sicherlich die Rückkehr der Fans und das Vertrauen in mich und meine Leistungsfähigkeit. Das habe ich auch in dieser recht schwierigen Zeit nie verloren. Mich aus einem Tief zu kämpfen gehört mit zu meiner Karriere. Ich habe sehr viel Geduld mit mir selbst gehabt und immer daran geglaubt, dass ich es nochmal schaffen kann. Zu spüren, dass ich Topspielerinnen schlagen und um große Titel mitspielen kann, war extrem wichtig.
Haben Sie nie gezweifelt? Und was war der Wendepunkt?
Angelique Kerber: Als Sportlerin zweifelt man irgendwie immer. Das gehört dazu. Aber die große Kunst ist, aus diesen Zweifeln positive Energie zu ziehen und sich neu zu motivieren, um schließlich doch wieder diese gesteckten Ziele zu erreichen.
Mit der Wendepunkt war sicherlich das Turnier in Bad Homburg. Ich habe mich die ganze Zeit riesig auf die Rasensaison gefreut. Als ich dann die Bad Homburg Open gewonnen habe, noch dazu vor Heimpublikum mit Gänsehaut-Atmosphäre, was mir besonders gefehlt hat, war das schon ein sehr befreiendes Gefühl. Mein Halbfinale in Wimbledon war dann die endgültige Bestätigung dafür, dass ich wirklich wieder da war, wo ich vor Saisonbeginn auch wieder hinwollte.
In Bad Homburg waren Sie nicht nur Spielerin, sondern auch Mitorganisatorin. Was war das denn für eine Erfahrung?
Angelique Kerber: Das war spannend und zugleich eine völlig neue Erfahrung. Für mich war es unglaublich interessant, zu sehen, was so hinter den Kulissen eines Turniers passiert und auch meine Erfahrungen als Spielerin mit einzubringen. Mit Porsche hatten wir auch einen langjährigen Partner von mir an unserer Seite, das hat vieles etwas einfacher gemacht und zum Erfolg des Turniers beigetragen. Das Feedback von allen Seiten war sehr positiv, ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
Sie sind zurück in den Top 10. Was ist für 2022 das Ziel?
Angelique Kerber: Ich bin keine, die andauernd auf die Weltrangliste schaut. Die ist für mich nicht mehr so wichtig. Vielmehr geht es für mich darum, gut zu spielen, mit Herz dabei zu sein, alles andere kommt dann immer von selbst. Ich will bei großen Turnieren um Titel spielen. Das ist meine Motivation.
Ihr Trainer Torben Beltz scheidet aus dem Team aus. Mit welchen Zielen gehen Sie nach solch einer zweiten Jahreshälfte in die nächste Phase Ihrer Karriere und welche Impulse erhoffen Sie sich?
Angelique Kerber: Mein Fazit der abgelaufenen Saison fällt positiv aus. Ich habe sehr viel Kraft und Energie investiert, um wieder dahin zu kommen, wo ich wieder stehe. Für mich wird es im nächsten Schritt darum gehen, beim Start in Australien wieder da anzuknüpfen, wo ich dieses Jahr aufgehört habe. Das bedeutet, dass ich nach dem Ausscheiden von Torben mehr Verantwortung übernehmen möchte. Ich bin ihm sehr dankbar für die gemeinsame Zeit, für alles, was wir gemeinsam erlebt und erreicht haben. Damit beginnt ein neuer Abschnitt, wobei mein restliches Team unverändert bleiben wird. Mit den Jahren habe ich gelernt, wie wichtig es sein kann, nach einer gewissen Zeit neue Impulse zu erhalten, um weiterhin oben mitzuspielen.
Was gibt Ihnen nach so vielen Jahren an der Weltspitze die Motivation und die Willenskraft, weiter so hart an Ihrem Spiel zu arbeiten?
Angelique Kerber: Meine Leidenschaft für das Tennis. Ich liebe den Sport, dieses Gefühl, auf dem Platz zu stehen und zu siegen. Diese Emotionen bringen mir das Vertrauen in meine eigene Leistung und den Respekt der anderen Spielerinnen. Die meisten wissen, dass sie schon ihr allerbestes Tennis spielen müssen, um mich zu schlagen. Diesen Respekt habe ich mir in den letzten sechs Monaten hart erarbeitet. Ich werde alles dafür tun, dass das auch so bleibt.
Abschließend: Welche positiven Eindrücke haben Sie vom Billie Jean King Cup für sich mit nach Hause genommen?
Angelique Kerber: Ich hatte mir erhofft, mit dem Porsche Team Deutschland den Einzug ins Halbfinale zu schaffen. Abgesehen davon war für mich der Sieg gegen Barbora Krejcikova, die Siegerin der French Open, hart umkämpft und eine schöne Bestätigung meiner guten Form der letzten Monate. Dazu kommt, dass sich unsere Neulinge auf der großen Bühne gut geschlagen haben. Jule Niemeier und Nastasja Schunk, die noch im Porsche Talent Team gefördert werden, haben viel gewonnen in der Woche. Das macht mich zuversichtlich, was den Nachwuchs in Deutschland betrifft. Jule und Nasti gehören zu unseren jungen Spielerinnen, die das Potenzial haben, irgendwann einmal ganz oben mitzuspielen. Man darf nicht erwarten, dass das schon morgen passiert. Doch sie sind bereits auf einem starken Weg. (Porsche/TX)
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