Andreas Wellinger: „Selbst auf dem Balken reiße ich noch einen Spruch“.
Andreas Wellinger konnte mit der Mannschaft 2014 sowie von der Normalschanze 2018 bereits Gold bei den Olympischen Winterspielen gewinnen. Dazu kommt noch zweimal Silber in Pyeongchang. In der Saisonvorbereitung 2019 verletzte sich der 26-jährige Traunsteiner schwer, erst anderthalb Jahre später das Comeback. Auch wenn die großen Sprünge ein wenig fehlen, hat Andreas Wellinger große Ziele.
Andreas, was zeichnet Dich im Sport aus?
Andreas Wellinger: Ich glaube, eine gesunde Mischung aus Zielstrebigkeit und aus Ehrgeiz zeichnet mich aus. Dazu habe ich meinen eigenen Kopf. Im Leistungssport, oder speziell bei Individualsportarten musst du dich jeden Tag selbst verbessern wollen. Ich bin ein Sturkopf … und ich glaube, es hilft mir dabei. Gut, gelegentlich erschwert es auch das eine oder andere. Da braucht es ein sehr, sehr gutes Umfeld!
Ich versuche meinen Weg zu finden. 24 Stunden nur an Skispringen zu denken, das funktioniert nicht. Man braucht gewisse Ablenkungen. Ich gehe gerne in die Berge, da bin ich aufgewachsen. Ich gehe gerne zum Surfen, da kriege ich den Kopf frei, kann für den Körper etwas Gutes tun und vor allem auch die Seele baumeln lassen.
Also was mich dann, glaube ich, schon auch irgendwo ausmacht: Ich kann oder ich habe teilweise schon, als ich schon auf dem Balken war, noch irgendeinen blöden Spruch gerissen. Hört sich komisch an, schließlich geht es mit 90 Stundenkilometern raus und man lässt sich nach dem Absprung direkt nur von seinen Ski auffangen … drei Sekunden vorher hat man mit einem Kollegen daneben einen Scherz gemacht.
Gibt es etwas, was Dich an Dir stört?
Andreas Wellinger: Ich denk mir teilweise, Wellinger, konzentrier dich doch auf das was kommt, aber das ist dann einfach auch das, was mich irgendwie ausmacht und auszeichnet. Ich glaube, dass es meine große Stärke ist, mich in kürzester Zeit auch auf andere Dinge zu fokussieren und gleichzeitig Spaß dabei zu haben.
Wenn ich meinen Spaß im Leben habe, mit einem Lächeln durch das Leben gehe, nur dann kann ich meine Leistung abrufen. Darauf bin ich schon fixiert.
Was macht die Olympischen Spiele aus?
Andreas Wellinger: Es ist ein Event, was nicht nur die Sportlerinnen und Sportler begeistert, sondern fast alle Menschen weltweit begeistert. Alle vier Jahre kommen Wintersportlerinnen und Wintersportler an einem Ort zusammen, die man sogar oft selbst nur aus dem Fernseher kennt. Jener Rahmen macht das Event eben so groß.
Wie sind Deine persönlichen Ziele?
Andreas Wellinger: Wenn ich mir für Februar eine Headline in einer großen Zeitung aussuchen dürfte, dann würde ich gerne lesen: „Wellinger verteidigt seinen Titel“ … oder etwas ähnliches. Das Skispringen ist mit seiner Geschwindigkeit und mit seinen Kräften, mit der Luft und dem Fliegen, einfach ein unglaublich faszinierender Sport. Nicht nur meine große Leidenschaft, sondern das Geilste, was es gibt!
Wie würdest Du das Team beschreiben?
Andreas Wellinger: Also wir haben ganz unterschiedliche Charaktere im Team, das geht quer durch. Wir Sportler untereinander teilen wirklich immer alles miteinander. Es macht eben nicht nur jeder für sich seinen Wettkampf und danach geht es ab ins Zimmer … wir spielen mal Karten oder machen irgendwelche anderen Aktivitäten miteinander, wo man einfach deutlich mehr ist als nur Konkurrent oder Teamkollege, sondern auch befreundet ist. Freunde, die die gesamte Zeit miteinander verbringen.
Wie sieht Deine Rolle im Team aus?
Andreas Wellinger: Ich ziehe mich gerne zurück, wenn ich mehr Ruhe haben will. Bin aber eher einer, der ein wenig aus dem Gefüge heraus mit anschiebt und sagt: „Jungs machen wir mal irgendwas“ … nicht nur herumsitzen. In bin selten schlecht drauf und ich bin immer für einen guten, recht flapsigen Spruch zu haben.
Wem aus dem Team gönnst Du Gold?
Andreas Wellinger: Eigentlich allen im Team … dem Teamkollegen, dem ich es am meisten gönnen würde, ist dann doch Stefan Leihe. Wir haben schon sehr viel Zeit zusammen auf dem Zimmer verbracht, er ist auch immer für einen blöden Spruch zu haben. Obwohl er immer erst einmal als recht introvertiert erscheint, oder eben wirkt.
Nicht nur generell auf die Olympischen Winterspiele bezogen, sondern einfach so: Wenn würdest Du gern treffen?
Andreas Wellinger: Ich glaube, so eine Person gibt es gar nicht, die ich unbedingt einmal kennenlernen würde. Es sind für mich immer diese Menschen inspirierend, die sich stetig selbst weiterentwickeln wollen, auch wenn es eigentlich schon perfekt ist. Die Menschen, die immer noch etwas optimieren wollen. Das inspiriert mich total und in welcher Branche oder Beziehung ist dann erst mal nebensächlich. (Red Bull/TX)
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